Kalberwurst im Züribiet?

Das Klassenlager der Villa RA hatte das Glarnerland und seine Rezepte zum Thema. Im Alterszentrum Schwanden bekamen die Schüler des Sonderschulheims die Tipps zu traditionellen Rezepten. Der Austausch hat für beide Seiten Signalfunktion und zeigt ganz konkret das Zusammensein der Generationen.



Gertrud Hösli zwischen Steven Kunz (l.) und Giovanni Dal Ben. (Bild: zvg.)
Gertrud Hösli zwischen Steven Kunz (l.) und Giovanni Dal Ben. (Bild: zvg.)

Sie wohnt im Alterszentrum Schwanden und geniesst die gute Küche der Crew unter dem diplomierten Küchenchef Ferdinand Walther. Doch auch sie selbst kocht gerne und ausgezeichnet: Gertrud Hösli. Mit 95 Jahren erfreut sich die Bündnerin, die im Glarnerland eine zweite Heimat gefunden hat, nicht nur guter Gesundheit, sondern auch geistiger Rüstigkeit. So kommt es, dass gerade sie die traditionellen Glarner Rezepte kennt wie kaum eine zweite. Das machten sich auch die beiden Sekundar-Schüler Giovanni Dal Ben und Steven Kunz zu Nutze. Die Schüler der Villa RA bekamen im Klassenlager in Amden von Klassenlehrer Hans Elmer den Auftrag, in Schwanden Kulinarisches aus dem Glarnerland zu recherchieren.

Bei Gertrud Hösli waren sie da an der richtigen Adresse. Sie verriet ihnen bei einem Glas Eistee nicht nur das Rezept für das Pièce de résistence der Glarner Cuisine ancienne – die Glarner Kalberwurst. Ob «erwellt» oder roh gekauft, in der traditionellen weissen Zwiebelsauce mit Kartoffelstock und Dörrzwetschen ist sie die traditionelle Landsgemeindespeise. Auch wie man Glarner Netzbraten macht, erfuhren die Schüler aus Redlikon und Aathal bei der rüstigen Bewohnerin des AZS.

Zum Ziger und zu den bekannten «Zigerhöräli» hatten die beiden jungen Zürcher noch eine etwas zwiespältige Einstellung. Und auch mit dem Garnieren ihrer «Zigerbrüüt» werden sie wohl noch ein wenig zuwarten. Was aber beim gemeinsamen Gedankenaustausch ganz zwanglos passierte, das war das Zusammensein von Menschen zweier Lebensalter, zwischen denen achtzig Jahre liegen – das sind mehr als zwei Generationen. Und bei aller Fremdheit, die in einer solchen Zeitspanne entstehen mag: Im Glarner Essen leben die Traditionen weiter.

Das Alterszentrum Schwanden hat übrigens die Klasse mit den Lehrpersonen zum Mittagessen eingeladen – am 14. November werden die Kids aus dem Züri-Oberland zusammen mit den Bewohnerinnen und Bewohnern währschafte Glarner Küche geniessen.