Auf Vermittlung des Freundeskreises Näfels war das Ensemble aus der Schweiz angereist. Es bestand aus einem 14-köpfigen Chor, dem etwa 30-köpfigen Orchester unter Leitung von Mathias Elmer sowie dem Bariton Stefan Vock, der die Rolle des Fridolin übernahm. Mit von der Partie waren natürlich auch Walter Böniger und Franz Regli, die nach dem rund eineinhalbstündigen Werk den lang anhaltenden Beifall im gut besuchten Münster entgegennehmen konnten. Die Kantate erzählt das Leben Fridolins von seinem Aufbruch aus Irland über die Reise ins Glarnerland bis zum wohl bekanntesten Teil der Fridolin-Legende, bei dem der Heilige den toten Ursus auferweckt, damit dieser seine Schenkung an das Kloster Säckingen vor Gericht bezeugen kann. Die Verfasser hatten einen Kunstgriff angewandt: Die erzählerischen Teile, die auf der 1000 Jahre alten Fridolin-Vita des Balther von Säckingen basieren, wurden von Walter Böniger gesprochen, sodass die musikalischen Teile umso mehr Raum für dichterische Fantasie und Ausschmückung boten. Franz Regli wählte einen Kompositionsstil, der viele Menschen ansprechen dürfte. Seine Musik verzichtete auf avantgardistische Experimente und war stets tonal, melodisch eingängig, eben «in der Volksnähe», wie die Verfasser sagen, aber ohne anbiedernde Volkstümlichkeit. Dass der Komponist sein Handwerk versteht, zeigte sich in der reichen Ummalung der Gesangsstimmen durch das differenziert und technisch souverän spielende Orchester und in der Kunst, Stimmungsbilder heraufzubeschwören. Reichlich Lokalkolorit gab es etwa in den Zwischenspielen, in die er Zitate der französischen Nationalhymne als Hinweis auf Fridolins Lehr- und Wanderjahre in Gallien eingeflochten hatte. Ausserdem hatte er typische Elemente der Alphornmusik und des Jodelgesangs eingearbeitet, um auf Fridolins Ankunft in Glarus zu verweisen. Walter Böniger zeichnete keinen Fridolin, der den Heiden mit Macht und Schwert das Christentum predigt, sondern eine vom Geist erfüllte, freundliche Lichtgestalt: Dazu passte der samtweiche, sehr kultivierte lyrische Bariton von Stefan Vock. Zwar kamen auch heroische Aspekte zum Ausdruck, etwa als das Präludium von markanten Blechbläserfanfaren eingeleitet wurde, doch diese wurden in lyrischen, beseelten Streicherpassagen aufgefangen. Fridolins «Sturm im Herzen» und sein innerer Konflikt beim Aufbruch aus seiner Heimat wurden zwar im Text erwähnt, waren aber in der Musik nicht so stark zu spüren. Walter Böniger entschied sich in seiner Dichtung für einen volksliedhaften Ton: «Deine Güte hält mich wach, sie erquickt mich tausendfach», singt Fridolin beispielsweise in seinem Gebet, und der Chor beschreibt die Ankunft des Heiligen, dessen Lehre die Glarner gerne aufnahmen, in dem Chorsatz wie folgt: «Schau hier, das ist das Tale, es zeigt sich uns so hold; es glänzt im Sonnenstrahle, die Berge leuchten Gold.» Dem entsprachen volksliedhaft-schlichte Kantilenen, die der Chor mit Noblesse und gut geschulten Stimmen darbot. Dass der Komponist auch über die Mittel verfügt, eine Szene dramatisch zuzuspitzen, wurde deutlich, als Landolf und Fridolin um das Vermächtnis des Ursus stritten. Dem im machtvollen Forte singenden, von Paukenwirbeln und Bläserfanfaren begleiteten Chor antwortete Fridolin mit würdevoller Autorität: «Das isch ä Lug, ä Gottbetrug, das kört äm Stift, da, lis diä Schrift». Einen gerade in seiner Klarheit und Durchsichtigkeit wirkungsvollen Abschluss setzte das Finale mit dem Dank und der Lobpreisung. Dies wurde als Zugabe wiederholt, wobei Mathias Elmer die Zuhörer zum Mitsingen aufforderte.
