Seit Ostern haben sie sich mit dem Geschehen eines versunkenen Landes, mit Fragen um Leben, Sterben,dem Jetzt, dem Hinweggleiten in den Tod und Jenseitigem intensiv beschäftigt, den Text des holländischen Autors Ad de Bont dort geändert, wo es ihnen dienlich erschien. Es wuchs unter der Regie von Richard Wehrli ein wechselvolles Geschehen, das von Gestik, markanten Aussagen, Fragen, Vermutungen, Feststellungen und einer weit gespannten Gefühlsbreite ab grobem Erfragen, Rumkommandieren bis hin zur riesigen Traurigkeit lebt und sich über eine knappe, spannende Stunde dahinzieht.
Ds vertrunkene Land
Gespielt wird in einer bewusst karg gehaltenen Kulisse. Auf die riesige Rückwand sind zuweilen Abläufe projiziert, die bezüglich Deutung nicht knapper hätten sein können, aber viel Sinn machen, was den szenischen Ablauf betrifft. Benötigt werden wenig Requisiten, es dominiert der Text, der von den Jugendlichen trefflich eingesetzt wird. Da passen die musikalischem Elemente bestens rein. Der szenische Rahmen gestattet das gedankliche Wegdriften. Zu Beginn erzählt Lia (Danielle Hefti) ihrem noch stummen Gefährten Milo (Federico Bento) von ihren Träumen, Sehnsüchten und inneren Bildern – von einer wohl offenen, zugänglichen, aber in sich geschlossenen Welt, von Meer, Wellen, duftenden Blumen – kaum einbeziehend, dass damit Abschied, Schmerz, Hinübergleiten ins Totenreich und der endgültige Abschied unabdingbar dazu gehören.
Das Element zwischen diesen beiden Räumen wird durch eine imaginäre Hand verkörpert, die schwebt, winkt, fordert und in der Person von Schaluppe (Anna Schranz) plötzlich zu körperlicher Realität wächst. Sie argumentiert und spielt gar wirblig, stiftet zuweilen Verwirrung, der sich auch Jo (Runa Wehrli) nicht zu entziehen vermag; sie die mit zuweilen gar grobem Ausdruck fordert, zurechtweist, anordnet und dennoch verletzlich ist. Das Picknick am Meer gerät gar nicht zum erholsamen, geniesserischen Verweilen. Zu geheimnisvoll ist Dunya Rupp in der Rolle der «Schwarzweiss» – sie wirkt in Diesseitigem und spinnt ihre Fäden zwischen den erdachten Welten, in denen sich gewiss lieben, leiden, kommunizieren, leben und vergehen lässt und sich in derlei Existenzformen untilgbare Spuren bilden. Eine Verknüpfung zwischen allen, beeindruckend leidenschaftlich gespielten Sequenzen, bildet der von Milo in portugiesischer Sprache gesungene Fado, der vom Weinen, Schreien, Sehnen, Beten, Schwüren, Einsamkeit, Absondern handelt und das Geschehen begreifbarer macht. Im Beifall spürte man Anerkennung und Herzlichkeit.
Regisseur Richard Wehrli sprach mit Bezug auf das Projekt von einer «Ausprobiervorstellung», vom Wunsch, andernorts als im Güterschuppen Glarus, dem ersten Spielort, auftreten zu können. Wille, Zeit, Können und Bühnenreife sind vorhanden. Er hatte dem Kunsthaus und der Kanti Glarus (Probe- und Aufführungsräume), Philipp Dürst und Andreas Horat (Technik), Carla Kühne (grafische Animation und andern zu danken und machte gleichzeitig auf den Verein «Gaswärch zur Förderung von Kinder- und Jugendtheater» und die Möglichkeit des Mittuns aufmerksam.