Katze und Caritas

Am Wochenende präsentierten das Glarner Kammerorchester und der SongLine Chor Ennenda in den reformierten Kirchen von Glarus und Linthal ein innerliches Programm mit schöner und teilweise wenig gehörter sakraler Spätromantik.



Farbig und lebendig: Das Kammerorchester, SongLine-Chor, Solisten und Dirigent Reto Cuonz. (Foto: Frederic Golling)
Farbig und lebendig: Das Kammerorchester, SongLine-Chor, Solisten und Dirigent Reto Cuonz. (Foto: Frederic Golling)

Ich weiss nicht genau, was die Glarner Kirchenkatze mit dem orangen Fell in der Stadtkirche gehört hat, als sie durch die Gänge streifte und die Kanzel erklomm, jedenfalls wirkte ihr Fell farblich assortiert zu den Krawatten und Zierblumen des SongLine-Chors, der den gut 300 Zuhörenden in Glarus ein ausgefeiltes und ausgereiftes Konzert zu Gehör brachte und zeigte, dass er sich im klassischen Fach wohl fühlt. Dies sicher auch dank der guten Aufbauarbeit von Dirigentin Mi-Helen Müller-Trautmann.

Gabriel Rheinbergers Suite op. 149 bot mir eine ganze Palette von Formen, wie die drei Soloinstrumente – Lara Schaffner an der Orgel, Peter Ferndriger an der Violine und Andreas Kammerecker am Violoncello – miteinander und mit dem Streichorchester konzertieren können, Reto Cuonz hatte diese virtuose Perle sakraler Musik schwungvoll im Griff. Nach 40 Minuten übernahm Mi-Helen Müller-Trautmann die Direktion, an der Nahtstelle zum Bruckner-Requiem erklangen zwei bekannte A-cappella-Werke, das sechsstimmige Abendlied von Rheinberger und die Motette Ubi Caritas von Maurice Duruflé. Insbesondere die Gregorianik, welche das Ubi Caritas prägt, fand in der Stadtkirche einen wunderbaren Klangraum, der SongLine-Chores bereitete uns Zuhörende damit auf das Requiem von Anton Bruckner vor.

Ein Requiem für einen Flügel

Ich hatte mir Bruckners Requiem – ein Frühwerk, welches zur Erinnerung an Franz Sailer komponiert wurde, da dieser dem jungen Anton Bruckner einen Bösendorfer-Flügel vermachte – auf YouTube angehört und darf sagen, die lebendige und zugleich präzise Aufführung in der Stadtkirche hat mich weit mehr berührt, sie war live, sie war ausdrucksstark. Bruckner setzt den liturgischen Text der Totenmesse kraftvoll und farbig in Musik um und Reto Cuonz liess das Werk an allen Stellen gleichzeitig durchsichtig, verständlich und mitreissend wirken. Die vier Solisten – Sybille Diethelm, Sopran, Barbara Erni, Alt, Zacharie Fogal, Tenor, und Aram Ohanian, Bass – mit Chor und Orchester schufen ein Konzerterlebnis, welches das Publikum zur kurzen, aber heftigen Standing Ovations von den Stühlen und Bänken riss.