Keine Ruhe am Braunwalder Nachthimmel

Die erste Schweizer Gemeindeversammlung mit 16-Jährigen in Braunwald

Die Braunwalder Gemeindeversammlung vom vergangenen Freitag dürfte für einmal Geschichte geschrieben haben. Dies verkündete ein souveräner Präsident Heinrich Schiesser anlässlich der Jungbürgeraufnahme, bei der entgegen der im April und somit vor der Landsgemeinde verfassten Einladung auch die Jahrgänge 1990 und 1991 zugegen waren. Er sei angesichts der Wartefristen bei anderen Gesetzesänderungen von der raschen Umsetzung des Landsgemeindebeschlusses ein wenig überrumpelt worden, gestand Schiesser ein



Die erste Gemeindeversammlung mit 16jährigen: in Braunwald am vergangenen Freitag (Bild: eing.)
Die erste Gemeindeversammlung mit 16jährigen: in Braunwald am vergangenen Freitag (Bild: eing.)

Mit 18 Jahren ins aktive und passive Stimmrecht der Eidgenossenschaft aufgenommen wurden Manuela Kamm, Kilian Kessler, Remo Ruckstuhl, Patrick Schnyder und Monika Zweifel; die 16- und 17-jährigen Andrea Kamm, Marcel Schiesser, Thomas Schnyder, Vida Vidic und Christoph Wyss dürfen gemäss neuem Kantonsgesetz auf Gemeinde- und Kantonsebene das aktive Stimmrecht ausüben. Sie alle erhielten neben der Gemeindeordnung Braunwalds das Buch «Tödi – Sehnsucht und Traum» von Emil Zopfi als Geschenk der Gemeinde überreicht.

In seinem Halbjahresbericht erwähnte Heinrich Schiesser die erfreuliche Entwicklung im Bausektor, was als Indiz für eine steigende Beliebtheit Braunwalds auch als Zweitwohnsitz gewertet werden könne. Nicht verschwiegen blieb der vergangene schneearme Winter, der verschiedene auch sonst nicht verwöhnte Gewerbebetriebe mit aller Härte getroffen habe. Die fehlenden Polster beim Start in die ruhigere Sommersaison trieben manches Geschäft bis an den Rand des Tragbaren.

Wieder ein Braunwalder im Landrat

Ins Kapitel «Erfreuliches» kann die durch den Rücktritt des Linthalers Hans Stüssi bewirkte Nachfolge des – abwesenden – SVP-Gemeinderates Hansheiri Wichser in den Landrat gewertet werden; damit verfügt Braunwald wieder über einen direkten Draht in den Hauptort.

Nicht unerfreulich fiel auch die Jahresrechnung aus, was vor allem einem beträchtlichen und in dieser Höhe nicht erwarteten Steuerzufluss zu verdanken ist. Die laufende Rechnung konnte so bei mit den Vorjahreszahlen vergleichbaren Ausgaben mit einem Vorschlag von knapp 210 000 Franken abschliessen. Die gesamte finanzielle Situation der Gemeinde allerdings litt unter den Abschreibungen bei den Darlehen an die Bahnen, was bei weiträumiger Denkweise immerhin als Investition in die Zukunft betrachtet werden kann.

Stillschweigend angenommen wurde der Antrag auf Einbürgerung von Tihomir und Sanja Djordjic, welche mit ihrer Familie seit vielen Jahren eine Bereicherung des Dorflebens darstellen.

«Keine Beschwerden Einheimischer»

Ein seit Weihnachten 2006 auf dem Dach des einzigen Braunwalder «Nachtlokales» installierter Skybeamer hat in der vergangenen Wintersaison für erhitzte Gemüter gesorgt und zu zahlreichen Beschwerden beim Betreiber, aber auch bei der Tourismusorganisation und der Gemeindebehörde geführt. Um rechtliche Klarheit zu schaffen – im Gegensatz zu anderen Kantonen existieren in Glarus bislang diesbezüglich nur Empfehlungen –, beantragte der Gemeinderat eine Ergänzung der Bauordnung, mit welcher der Betrieb solcher und ähnlicher zu Werbezwecken genutzten Anlagen untersagt würde. In seinem Ablehnungsantrag wies der Inhaber der umstrittenen Lichtquelle darauf hin, dass diese für ihn zu beträchtlichen Mehreinnahmen geführt und mindestens Braunwald kantonsweit ins Gespräch gebracht habe. Natürlich seien ihm auch auswärtige Gäste willkommen, schliesslich lebe man hoch über dem Alltag vom Tourismus. Er ärgere sich aber, wenn diese meinten, den Einheimischen vorschreiben zu müssen, was sie zu tun und zu lassen hätten, führte der Jungunternehmer weiter aus, der sich keiner Reklamationen von Braunwaldern erinnern wollte. Die Stimmberechtigten, in nicht unbeträchtlichem Masse Stammgäste der betroffenen Lokalität, schlossen sich dieser marktwirtschaftlich gesehen eher gewagten These an und lehnten die Ergänzung der Bauordnung klar mit 34 zu 17 Stimmen ab. So wird denn der künstliche Lichtstrahl im ansonsten klaren Braunwalder Sternenhimmel zweifellos auch in der kommenden Saison für Diskussionen sorgen.

Letzte Fürsorgegemeinde-Versammlung

Zum letzten Mal fand die Versammlung der Fürsorgegemeinde Rüti-Braunwald hoch über dem Alltag statt. Aufgrund neuer Bestimmungen sind ab 1. Januar 2008 die Zentren Schwanden, Glarus und Näfels für das kantonale Sozialwesen zuständig. Dadurch können Präsident Bruno Rinderer und sein Team im November dieses Jahres von der kantonalen Behörde verabschiedet werden. Die Rechnung, die mit einem Vorschlag von knapp 40 000 Fr. abschliesst, wurde von den Stimmberechtigten aus Rüti und Braunwald stillschweigend genehmigt, so dass die Versammlung nach nur zehn Minuten geschlossen werden konnte.

Integrierte Schule Braunwald

Neben den Ersatzwahlen für Vizepräsident Jakob Streiff, der sein Amt aufgrund der neuen Tätigkeit als Feuerwehr-Obmann zur Verfügung stellte, beschäftigten vor allem die teilweise Integration des Kindergartens in den Schulbetrieb und die schwankenden Schülerzahlen die Schulgemeinde.

Mit Margrith Streiff-Ruckstuhl konnte in der Ehefrau des Zurücktretenden eine bestimmt fähige Nachfolgerin gefunden werden. Mehr Sorgen bereitet der durch den Wegzug einer Familie bedingte Rückgang der Schülerzahl, der sich vor allem darin auswirkt, dass für das neue erste Kindergartenjahr keine Anmeldungen vorliegen. Als Novum sollen nun die zwei verbleibenden Kindergarten-Schüler nur noch an zwei Halbtagen allein betreut werden, während der restlichen Woche aber zusammen mit den Erst- und Zweitklässlern beispielsweise den Turn-, Zeichen- oder Musikunterricht besuchen. Mit diesem Schritt hin zur schweizweit diskutierten Integrierten Schule hofft man, die Schwankungen bei den Schülerzahlen auffangen und die 230 Stellenprozente der Lehrerschaft und damit die gesamte Bergschule in Braunwald erhalten zu können.

Zurzeit besuchen 32 Schüler die sechs Klassen in Braunwald und 9 Kinder den Kindergarten. 5 Dreizehnjährige werden nach den Sommerferien den Weg ins Tal unter die Füsse nehmen müssen, und die erste Klasse verfügt zu Beginn des neuen Schuljahres über die beachtliche Zahl von 7 Schülern. Bei solchen Grössenordnungen erstaunt es nicht, dass der Weg- oder Zuzug nur einer kinderreichen Familie die gesamte Jahres-, ja Zukunftsplanung über den Haufen zu werfen mag!

Zirkus, Zirkus!

Dank der Eigeninitiative der Braunwalder Lehrerschaft und der grosszügigen Unterstützung durch auswärtige Liegenschaftsbesitzer, Gäste und Einheimische kann in der ersten Juni-Woche das im vergangenen Herbst angekündigte Zirkusprojekt realisiert werden. Mit Hilfe von Clown Mugg und seiner Familie aus Engi wird in dieser Projektwoche der Schul- mit dem Zirkusalltag vertauscht – das Resultat präsentieren Schüler und Lehrer am Abend des 8. Juni in der Tödihalle der Öffentlichkeit. Die Schulgemeinde konnte wiederum von einer überaus grosszügigen Spende profitieren. Auch der erwähnte höhere Steuerertrag wirkte sich positiv aus, so dass die Rechnung mit einem erfreulichen Vortrag von 70 000 Franken abschloss und Schulgemeindepräsidentin Erika Dürst die Versammelten ohne weitere Diskussion nach nur 15 Minuten in den föhnwarmen Abend entlassen konnte.