«Gut artikulieren», sagt Charlotte Bollmann mehrmals zu einem Knaben, der bei der aktuellen Produktion «D’Eschtrichbandi. E Geischtergschicht» mitspielt. Dabei geht es um Schülerinnen und Schüler, die verbotenerweise in einem alten Estrich Theater spielen. Der Raum soll in ein Computerzimmer umgebaut werden. Er beherbergt aber auch Geister, die hier ihre Strafe absitzen müssen (Schulleiter, Lehrer, Abwart usw.). Die Kinder verbünden sich mit den Geistern – und der Raum bleibt schliesslich, wie er ist.
Das amüsante Stück wird jeweils nachmittags am 9. und 10. Juni in der Mehrzweckhalle Mollis sowie am 16. und 17. Juni im «Schützenhaus» Glarus aufgeführt (jeweils 14.00 Uhr). Gratis notabene, dank Sponsoren wird kein Eintritt verlangt. Im Gegenteil: Nach den Aufführungen gibt es sogar noch Kaffee, Kuchen und Würste.
Mit viel Ernsthaftigkeit dabei
Noch aber wird an der Produktion gefeilt: Charlotte Bollmann und Alexandra Thomann greifen in den Proben immer wieder ein, korrigieren, zeigen Bewegungen und so weiter und so fort. Immer wieder müssen sie auch diejenigen Kinder, die nicht an der Reihe sind, ermahnen, leise zu sein. Dafür sprechen die Kinder auf der Bühne zu leise, oder sie sind textlich noch nicht sattelfest. «Ich kann noch nicht alles auswendig, es ist ziemlich schwierig», sagt ein Mädchen vor der Probe. «Ich ziemlich», meint ein anderes. Aber bis zu den Vorstellungen klappt alles, dafür bürgen die Ernsthaftigkeit und das Know-how der beiden Leiterinnen.
Sie haben den Verein Kindertheater Glarisli im September 2010 gemeinsam mit Mathias Nobs und Hans Peter Bollmann gegründet. Ursprung war im Jahr 2009 die Produktion «Das Haus in Montevideo» des Theaters Glarus, bei welchem Charlotte Bollmann Regie führte. Zwölf Kinder spielten mit – und wollten es auch weiterhin tun. «Da bin ich mal über die Bücher gegangen», erzählt die Präsidentin, die bereits viele Kurse in Regie, Kinder- und Jugendtheater usw. belegt hat. Sie fragte Alexandra Thomann, ein Mami von mitmachenden Kindern, welche selber auch Theater spielt – und die Idee des Kindertheaters wurde Wirklichkeit.
Nun wird bereits mit 25 Kindern im Alter zwischen sieben und 14 Jahren in der dritten Saison geprobt. Auch Technik, Requisiten usw. obliegen den Kindern. «Es ist schön, wie viele mitmachen», so die beiden Leiterinnen. Dank der Kreativität von Charlotte Bollmann haben auch alle eine Rolle oder eine Funktion bekommen – das Drehbuch wurde einfach angepasst und erweitert. Die Kinder stammen momentan von Mollis bis Schwanden. Es sind mehr Mädchen mit dabei, «aber auch erstaunlich viele Knaben». Geprüft wird, ob künftig auch in Glarus Süd Vorstellungen angeboten werden sollen.
Theaterlager im Sommer
Neben der Probenarbeit zwischen September und Juni führt der Verein jedes Jahr ein Theaterlager im Ferienheim Saggberg in der letzten Sommerferienwoche durch. Dabei wird das Zusammengehörigkeitsgefühl unter den Kindern verstärkt. Sie studieren einzelne Szenen ein, die sie am Schluss auch aufführen, blicken hinter die Kulissen des Theaters und haben einfach Spass.
Charlotte Bollmann ist es denn auch wichtig, dass die Kinder Spass haben. Und: Sie sollen an den Kursen sowie am Theaterlager unentgeltlich teilnehmen können. «Alles gratis, lautet unser Credo», so die Präsidentin.
