King Richard in Glarus – sehr frei nach Shakespeare

Bernd Lafrenz zu sehen und zu hören, kommt praktisch vorbehaltlosem Genuss gleich. Angeboten war das muntere Begegnen unlängst in der stadtglarnerischen Kulturbuchhandlung «Wortreich». Auch wenn seit dem Tod des englischen Dramatikers bereits vierhundert Jahre vergangen sind – vieles hat sich nicht stark geändert: Lobbying, Misstrauen, Falschheiten, genüsslicher Charme, hohe Leidenschaften, Einschmeicheln, Drohungen, impulsives Gehabe, Selbstruhm, oberflächliches Bedauern seien ohne Anspruch auf Vollständigkeit erwähnt.



King Richard in Glarus – sehr frei nach Shakespeare

Bernd Lafrenz seit vierzig Jahren begeisternder und leidenschaftlicher Schauspieler und spürbar bekennender Shakespeare-Liebhaber hat sich diesmal des Schicksals von König Richard III angenommen. Der Herzog von Gloucester ist kein Mann von Welt, ist nicht mit Schönheiten ausgestattet, die zu weltmännischem Gehabe dazugehören. Bei ihm fehlen die äusseren Reize, er ist bucklig, hinkt, ist misstrauisch, eher mürrisch. Er entscheidet sich für den irdischen Weg des Schurken, Intriganten, des wahren Bösewichts.
Jeden will er beseitigen, der sich gegen ihn wendet, ihm im Wege ist. Er will den Königsthron besteigen, dazu sind ihm alle Mittel recht. Sein Bruder Edward, aktuell amtierender König, muss weg. Er umgarnt Prinzessin Anne, die ihn anfänglich abweist, schliesslich ist King Richard der Mörder ihres Mannes und Vaters. King Richard flirtet drauflos, wirft sein zirzensisches Können in die Waagschale. Das kommt an.

Bernd Lafrenz führte in Historisches ein, erwähnte den unseligen Rosenkrieg, die rumwütende Pest, die allgemein schwierigen Zeiten, den Zwist zwischen dem House of York und dem House of Lancaster.

Zu Shakespeares Stück gehören diverse Personen. Lafrenz bewegt sich mühelos in den verschiedenen Rollen. Wenige Requisiten genügen, damit aus dem Thronanwärter eine Mutter, Prinzessin, Schurke, Lord Buckingham oder jemand anders wird. Lafrenz ist enorm elegant, mit riesiger Leidenschaft und eindringlichem Ausgestalten unterwegs. Es gibt Tote, es kommt zur Schlacht zwischen Engländern und Franzosen, zum Wegmanövrieren der Königskinder. Eines Nachts plagt ihn ein schrecklicher Traum, in dessen Verlauf vieles wachgerufen wird; Bedrohliches aufkommt. In der wirklichen Schlacht verliert König Richard sein Pferd, was den weltweit berühmten Ausspruch «Ein Königreich für ein Pferd» auslöst. Der neue König Heinrich Tudor heiratet Elisabeth aus dem Hause York – aus ist es mit dem Rosenkrieg.

Bernd Lafrenz bezieht das Publikum ein, alle tun bereitwillig mit, wenn es um «Lang lebe der König», das gruselige Quietschen einer Türe im Tower oder das Läuten der Glocken geht.

Zwei ganz besondere Theaterstunden enden mit verdient grossem Applaus und gemütlichem Verweilen.