Kirche Mitlödi – Orgelkonzerte von Händel

Einladungen zu Konzerten in der evangelischen Kirche Mitlödi verheissen eigentlich immer Begegnungen mit rundwegs Erfreulichem. Martin Zimmermann machte mit dem Orchester «le phénix» auf sechs Orgelkonzerte und 25 Jahre Mathis Orgel aufmerksam. Und man wurde – das sei vorweggenommen – richtiggehend verwöhnt.



Kirche Mitlödi – Orgelkonzerte von Händel

Sechs Orgelkonzerte op. Nr. 7 von Georg Friedrich Händel (1685 – 1759) tönte nach viel Musik mit langer Konzertdauer. Aber wer sich auf Gleichförmigkeit eingestellt hatte, sah sich schwer getäuscht. Die Reichhaltigkeit des Gebotenen war ergreifend, überwältigend, voller Kurzweil, leichter Dramatik, riesiger Lebensfreude, ungemein gefühlvoll – und das in vielen Varianten. 

Äusserer Anlass waren das Vierteljahrhundert mit der neuen Mathis-Orgel und festliches Begegnen mit der «Königin aller Instrumente». In willkommener Kürze wies Kirchgemeindepräsident Ueli Fäs auf Orgelgeschichtliches hin. Anno 1853 sei die erste Orgel eingeweiht worden. Im Jahre 1940 wurde ein Orgelfonds geäufnet, das kam gut. Die dritte Orgel wurde durch die Firma Mathis gebaut. Die damalige Organistin, Ruth Illi, stiftete in grosszügiger Weise zwei Register. Und seither waren die Orgelklänge wertvolle Begleiter in traurigen und schönen Momenten. Ueli Fäs dankte dem seit ebenfalls 25 Jahren amtierenden, enorm kreativen und hochmusikalischen Mitlödner Organisten Martin Zimmermann. Die Hinweise beinhalteten die ungemein grosse musikalische Vielfalt, die dank Martin Zimmermann in Mitlödi weit über die Gemeindegrenzen hinaus stark beachtet und geschätzt ist.

Zimmermann studierte an der Zürcher Hochschule der Künste sowie am Mozarteum Salzburg und in Freiburg i. B. Er ist Kammermusiker, geschätzter Continuospieler und Solist und auf dem Gebiet der Musikwissenschaft tätig.

Die am vergangenen Sonntag angebotenen sechs Konzerte für Orgel und Orchester, op. 7 waren ursprünglich – das ging aus der Programmankündigung hervor – als Zwischenmusik für verschiedene geistliche Oratorien gedacht.

Und wenn ein «barockes Feuerwerk ohnegleichen» angekündigt war, war das auch mit dem im Jahre 2008 gegründeten «orchester le phénix», einem hervorragenden Barockensemble, zu verdanken.

Um sich dem «barocken Feuerwerk» adäquat hingeben zu können, bräuchte es ein immenses, fundiert musikalisches Wissen. Man wusste sich über die ganze Konzertdauer hinweg eingebettet, mitgetragen. Die so abwechslungsreichen Momente mit Träumereien, Schalk, Sehnen, stürmischem Dahineilen, tiefer und inniger Ruhe, behutsamer Kraft, Glückseligkeit und zuweilen kindlicher Freude waren grandios, waren eine Häufung unwiederbringlich schöner und gehaltvoller Momente, die so dahinzuperlen schienen Das galt auch für die Orgelsoli, von Martin Zimmermann mit grosser Hingabe, kenntnisstarkem Ideenreichtum und Intensität improvisiert.

Und alles wurde mit beneidenswerter Leichtigkeit, hoher gegenseitiger Abstimmung, riesiger Präsenz, klug gesetzten dynamischen Momenten und im Miteinander von Orchester und Orgel ausgedrückt. Es waren eine Leichtigkeit und Eleganz hörbar, um die man alle Interpretierenden eigentlich beneidet. Es dominierte eine mitreissende Freude am reifen, wechselvollen Ausgestalten, voller Behutsamkeit und inhaltlichem Reichtum. Das machte die Hörerlebnisse so kostbar und irgendwie einzigartig schön. Tief im Innern schien es mitzuschwingen. Und als die Musik endete, kam so etwas wie Bedauern auf, dass nun alles «schon fertig» sei.

Beim offerierten Apéro konnte man über das Erlebte reden. Die Freude über dieses Konzerterlebnis war wohltuend spürbar – die Beschwingtheit und Anmut werden einige beim Verlassen des Kirchenraums mitgetragen haben.