Kirche – mittendrin

Die Räte der Mittelland–Kirchgemeinden haben sich über beinahe drei Jahre hinweg mit der Fusion so auseinandergesetzt, dass der Vertrag zu dieser Vereinigung kürzlich im Kirchgemeindehaus Glarus den interessierten Stimmberechtigten umfassend erläutert und Fragen beantwortet werden konnten. Die Ratspräsidenten der drei Kirchgemeinden hatten diese Aufgabe übernommen.



Inskünftig wird nicht mehr an jedem Sonntag ein Gotttesdienst pro Kirchgemeinde (hier die Kirche Ennenda) angeboten. (Bild: pmeier).
Inskünftig wird nicht mehr an jedem Sonntag ein Gotttesdienst pro Kirchgemeinde (hier die Kirche Ennenda) angeboten. (Bild: pmeier).

Ursula Tolle, Präsidentin von Glarus – Riedern führte ein. Zu hinterfragen ist die Rolle der heutigen Kirche, die für viele lediglich ein Zentrum mit Ritualen darstellt. Aber unsere Kirche muss mehr sein; ihr Angebot ist vielfältig, interessant und ansprechend. Mit der Vereinigung, davon sind die Räte überzeugt, werden Kräfte für Neues frei, Verwaltung und Administration können gestrafft werden, gezieltere personelle Einsätze sind möglich. Im mindestens fünf Personen umfassenden Rat für die drei Gemeinden sind fähige und motivierte Leute tätig.
Mit der Geschichte der gesamten Fusion befasste sich der Ratspräsident von Ennenda. Man kam im Oktober 2006 überein, mögliche Formen der Zusammenarbeit vorerst ganz inoffiziell zu besprechen. Erst im Juni des Folgejahres wurden in der sogenannten Zukunftskonferenz Themen wie Jugendgottesdienstangebote, Gottesdienste mit Themenschwerpunkten, Altersarbeit, Mittagstisch, Konfirmandenjahr angepackt. Und im Februar 2008 wurden die aus sechs Personen bestehende Projektleitung und wenig später die vier Arbeitsgruppen gebildet. In diesen Gruppen taten die Inhaber der verschiedenen Pfarrämter, Ratsmitglieder und weitere Personen mit. Ihre Anregungen und Erkenntnisse brachten sie Ende 2009 ein. Das gesamte Vorhaben wird am 12. März mit den ausserordentlichen Kirchgemeindeversammlungen einen ersten Teilschritt vollzogen haben. Abgestimmt wird dann über die Vereinigung der Evangelisch–Reformierten Kirchgemeinden.
Frank Gross, Ratspräsident in Netstal, erläuterte die Inhalte des Fusionsvertrages, der von Rechtsanwältin Vreni Hürlimann im Auftrag der Projektleitung entstanden war. Das Grundlagenpapier ist bewusst kurz gehalten. Das Funktionieren der neuen Kirchgemeinde Glarus ist auf den 1. Januar 2011 vorgesehen. Die Übergangsphase beginnt am 1. Juli dieses Jahres. Die amtierenden Räte werden ihre Arbeit gemeinsam weiterführen. Sie haben die nicht leichte Aufgabe, die Wahl des neuen Rates vorzubereiten, und bis spätestens Ende September der vereinigten Versammlung Budget und Steuerfuss fürs 2011 vorzulegen. Die neue Kirchgemeindeversammlung ist für die Abnahme der letzten Jahresrechnungen der drei Kirchgemeinden zuständig. Zu befinden ist auch über die neue Kirchenordnung. Die Fusion ist nur rechtsgültig, wenn am 12. März jede Kirchgemeinde ihre Zustimmung erteilt.
In der Fragerunde kristallisierte sich heraus, dass gar nie von Nachteilen geredet worden sei. Was hält die betroffene Bevölkerung von der notwendigen Mobilität, da nicht mehr an jedem Sonntag in jeder Kirche ein Gottesdienst angeboten wird? Wie stark bleibt das kirchliche Angebot fürs Dorf? Es zeigte sich, dass sich Räte und Pfarrpersonen noch mit vielem auseinandersetzen müssen.