Kirche findet nicht nur am Sonntagmorgen statt. Anlässlich der ersten «Nacht der Kirchen» am 14. Mai, dem Samstag vor Pfingsten, stehen die Kirchentüren im Glarner Mittelland von sechs Uhr abends bis Mitternacht weit offen. Die christlichen Kirchen – Katholiken, Protestanten und Methodisten – spannen einen Abend lang zusammen. Das Angebot richtet sich an entdeckungsfreudige Zeitgenossen mit offenem Geist. «Diese Kirchennacht ist eine Premiere. Ich bin überzeugt, dass unsere Gäste überrascht sein werden, was wir ihnen alles bieten werden», verspricht Peter Hofmann, reformierter Pfarrer in Ennenda und Mitorganisator des Anlasses. «Schwellenängste braucht niemand zu haben. Alle sind willkommen, ob gläubig oder nicht».
Der Startschuss zum Veranstaltungsreigen in den Kirchen zwischen Netstal und Mitlödi fällt Punkt 18 Uhr in der Fridolinskirche in Glarus mit einem ökumenischen Gottesdienst und den Glarner Inspirational Singers. Nebenan, in der Stadtkirche, wird der Abend nach 23 Uhr mit einer Orgelsoirée und einem Nachtkaffee auch wieder gemeinsam beendet. Dorthin gelangen die Teilnehmenden von den Kirchen in der näheren Umgebung im Sternmarsch mit Fackeln.
Bunter Veranstaltungsreigen
Das Programm an dem halben Dutzend Veranstaltungsorten ist bunt und thematisch breit gefächert. «Wir wollen alle menschlichen Sinne sollen ansprechen», betont Pfr. Peter Hofmann. Aufmerksame Augen und Ohren wollen gewiss die von Harfenklängen begleitete Lesung mit dem Publizisten und Buchautoren Lorenz Marti nicht verpassen. Marti war 35 Jahre lang als Religionsredaktor bei Radio SRF 2 tätig, bevor er sich ganz und gar den kleinen Geschichten mit philosophisch-spirituellem Nachklang verschrieben hat. Gerade für Reformierte interessant werden dürfte die Führung durch den katholischen Kirchenschatz. In der Fridolinskirche wird nämlich der sogenannte Zwingli-Kelch gehütet. Als Kirchenschatz-Führer konnte Josef Schwitter gewonnen werden, der den Glarnern als ehemaliger Ratsschreiber und Fahrtsbrief-Vorleser bekannt ist. Gut für Körper und Seele ist das von Jesus Christus bezeugte Handauflegen, das in verschiedenen Kirchen ausserhalb des Glarnerlandes wieder salonfähig geworden. In der Kirche Ennenda findet zu «Open Hands» ein Workshop statt. Musik und Meditation für Körper und Geist wird in der reformierten Kirche Netstal geboten, populäre Operettenmusik in Mitlödi.
Familien mit kleinen Kindern müssen keineswegs auf die «Nacht der Kirchen» verzichten. Im Kirchgemeindehaus Glarus ist ein Hütedienst organisiert. Kinder und Jugendliche über zehn Jahre lassen sich nicht mehr so gerne hüten. Für sie läuft vor der Stadtkirche ein Spezialprogramm mit Spielen und Unterhaltung.