Klassische Musiker auf Abwegen?

Das Genre Musical geniesst unter professionellen Musikern den Ruf, billige Musik mit einer seichten Story zu verknüpfen. Fünf klassische Musiker wollen dieses Vorurteil mit einer eigenen Musical-Produktion entkräften und präsentieren eine unterhaltende Show, die auch musikalisch keine Wünsche offen lässt. Die Aufführung im Glarnerland findet am 13. Februar um 17.00 Uhr im Gemeindehaus Ennenda statt.



Klassische Musiker auf Abwegen?

Ausgerechnet ein klassisches Blechbläserquintett nimmt sich vor, ein Musical zu schreiben, das sowohl den Ansprüchen einer Unterhaltungs-Show als auch einem hochstehenden Konzertabend genügen soll. «Wir arbeiten mit professionellen Musical-Darstellern und einem Regisseur aus Wien zusammen», meint Joachim Tanner, Posaunist und administrativer Leiter des Ensembles, «bei der Musikqualität lassen wir uns aber nicht dreinreden. Da gelten die Ansprüche, denen wir uns als professionelle Musiker stellen.» Aus diesem Grund haben die Berufsmusiker auch gleich alle Arrangements, die es für das Musical zu schreiben gibt, unter sich aufgeteilt. «Jeder von uns hat seinen individuellen Schreibstil, das ergibt eine Vielfalt der Musikbearbeitungen», meint Tanner.

«Coppelia» – ein Brass-Musical

Während Tanner eher den administrativen Bereich abdeckt, kümmert sich der Trompeter Andi Carniello-Hedinger um den kreativen Teil des Projektes. «Meine Aufgabe ist es, zusammen mit dem Regisseur, die Geschichte mit der Musik zu verbinden», meint er. Da die Musiker nicht nur als Orchestermusiker, sondern auch als Schauspieler auftreten, ist diese Aufgabe nicht einfach umzusetzen. «Bei jeder Szene müssen wir uns überlegen, wie wir die schauspielerischen Aktivitäten in das Instrumentalspiel einbauen können.» Musiker, die auf hohem Niveau ihr Instrument spielen und gleichzeitig eine dramatische Rolle darstellen – diese Kombination ist in der Schweiz einzigartig. Bläsergruppen aus dem benachbarten Österreich oder aus Deutschland begeistern mit diesem Konzept bereits seit einigen Jahren ein grosses Publikum. «Sobald wir szenisch etwas darstellen wollen, müssen wir das Programm auswendig spielen», erklärt Carniello-Hedinger, «das liegt nicht allen klassisch ausgebildeten Musikern.» Das Quintett habe sich über Jahre angewöhnt bei jedem Konzert zumindest einen Teil des Programms auswendig zu spielen. «Das gibt Erfahrung», meint der Trompeter, «und die brauchen wir!» Das Musical Coppelia soll nämlich komplett ohne Noten aufgeführt werden.

Von Schweizern für Schweizer?

Auffällig ist, dass die meisten Konzerte in der deutschsprachigen Schweiz stattfinden. «Wir sind alle in der Schweiz aufgewachsen und lokal verwurzelt. Unsere Konzerte finden deshalb vorwiegend in der Schweiz statt», erläutert Thomas Gmünder, Hornist und Projektmanager des Musicals. Sie seien stolz darauf, auch im zehnten Jahr nach der Gründung des Ensembles, immer noch unabhängig zu sein. «Wir managen uns selbst», meint Gmünder, «das geht nur, weil wir von unseren Freunden und Verwandten unterstützt werden und es bedeutet für uns einen Haufen Arbeit.» Die Zusammenarbeit schweisst die Gruppe aber auch zusammen und gibt ihr die Freiheit, das Programm selbst zu bestimmen. Viel Aufwand sei nicht bezahlt, und bei jeder Tour müssen alle Musiker Mehrarbeit leisten, damit die Organisation der Konzerttour bewältigt werden könne. Gmünder: «Ein voller Konzertsaal und begeisterte Zuschauer lassen dann aber alle Mühen und Sorgen vergessen!»