Klausenrennen 2013 – Treffpunkt für vierrädrige Rennsport-Raritäten

In weniger als 16 Tagen ist es endlich so weit: Am 27. September 2013 fällt der Startschuss zum 11. Internationalen Klausenrennen. Es treffen sich Renn-Asse von gestern und heute, historische Fahrzeuge gehen auf die Strecke und einmalige Schaustücke sind zu sehen. Unter den Rennsport-Stars sind Marcel Fässler und Roland Asch dabei.



Klausenrennen 2013 – Treffpunkt für vierrädrige Rennsport-Raritäten. (Bild: zvg)
Klausenrennen 2013 – Treffpunkt für vierrädrige Rennsport-Raritäten. (Bild: zvg)

Im Alter von sieben Jahren fuhr Marcel Fässler zum ersten Mal in einem Kart. Heute kann er stolz sein auf eine glanzvolle Profikarriere im Formel-Rennsport, bei Tourenwagen- und Sportwagenrennen. Als einer von ganz wenigen Schweizern lebt er seit vielen Jahren vom Rennen fahren. Seine Verbundenheit zu Rennfahrzeugen zeigt Marcel Fässler auch am Klausenrennen-Wochenende: Der Rennprofi ist mit einem Ur-Audi Quattro präsent.

Roland Asch, zweimaliger Vize-Meister der deutschen Tourenwagen-Masters und Gewinner des deutschen Bergpreises, pilotiert den Mercedes-Benz W 25 Silberpfeil. Seine Automobillaufbahn begann bereits 1973 mit Slalomrennen. Heute fährt Asch aber keine Rennen mehr. Doch ganz ohne Motorsport gehts trotzdem nicht: Auch er zeigt deshalb seine Leidenschaft zu Rennfahrzeugen am diesjährigen Klausenrennen.

Nicht nur Fans des legendären Mercedes-Benz W 25 Silberpfeils, auch Anhänger anderer Marken kommen beim 11. Internationalen Klausenrennen 2013 auf ihre Kosten. Experte Urs Ramseier kennt sich aus und erzählt von ihnen.

Bugatti 35 B, 1931, 8-Zylinder, 2262 ccm

Mit Startnummer 88 nahm Alois Muff (LU) mit seinem Bugatti 35 B am Klausenrennen 1932 teil. Muff, der sich auch als Ländlermusikant einen Namen machte, fuhr ein sensationelles Rennen und wurde hervorragender Vierter in der Kategorie Rennwagen bis 3000 ccm hinter klingenden Namen wie Caracciola, Stuber und Earl Howe in 17:25:60. Erst mit einigen Sekunden Rückstand waren bekannte internationale Rennfahrer (Tadini, Benoit, Lehoux, von Waldthausen, Pietsch) hinter ihm klassiert. In der Illustrierten Automobil-Revue Nr. 3 von 1933 antwortete der unerschrockene «Rennfahrer» Muff auf die Frage nach seinem schönsten Rennen:
«Gerne folge ich Ihrer Einladung und erzähle Ihnen einiges über meine Rennerlebnisse. Nachdem ich mich vom Motorradsport etwas zurückgezogen hatte, erwartete ich voller Freude das erste Autorennen. Es war dies am Jaunpass, wo ich das erste Mal mit meinem Bugatti startete. Die Strecke kannte ich zur Genüge. Eine besonders gute Zeit konnte ich im vorneherein nicht erwarten, da ich auf der Maschine Neuling war. Voller Hoffnung nahm ich am Klausenrennen teil. Das Klausenrennen bleibt mir immer in Erinnerung, und es ist für mich die schönste Veranstaltung, an der ich bis jetzt gefahren bin. Ich denke auch immer noch an den sanften Stoss zurück, den ich damals vom Mercedes von Stuck erhielt. Bei dem ersten Training wurde ich bekanntlich auf dem Urnerboden durch den Regen und Nebel an der Sicht behindert, und musste sehr stark abstoppen. In diesem Moment hörte ich ein Heulen des Kompressors, und, plumps, lag ich schon 50 m weiter weg auf der Seite. Herr Stuck, der kurz nach mir gestartet war, musste mich in diesem Moment nicht genügend beachtet haben, und fuhr mit 150 km Geschwindigkeit in meinen Wagen. Der Unfall lief für mich so glimpflich ab, als man es sich nur denken kann. Mit der Zeit, die ich am Rennen fuhr, war ich ganz zufrieden.»
1933 war erneut eine Schar Schutzengel mit Alois Muff und seinem Bugatti auf der Bergstrecke Michaelskreuz unterwegs, wo er von der Strasse abkam und 50 m in ein Bachtobel hinunterstürzte. Der Bugatti endete an einem Baum, Alois Muff blieb wie durch ein Wunder unverletzt.

Derby K4, 1929, 4-Zylinder, 1097 ccm

Derby Automobile in Courbevoie bei Paris (1921 bis 1933) hatte den Derby K4 1929 im Verkaufsprogramm, wahlweise mit Motoren von Chapuis-Dornier, S.C.A.P., C.I.M.E. oder Ruby. Ernst Schneider aus Zürich war der Vertreter/Importeur der Marke in der Schweiz und fuhr selber Rennen auf Derby-Rennwagen, jedoch nie am Klausen. Im Derby K4 von 1929 ist ein 1097-ccm-Motor mit Cozette-Kompressor eingebaut und ist in den damals für die Schweiz geltenden Rennfarben rot und weiss lackiert.

Bentley 4,5 Liter Supercharged «Blower», 1930, 4-Zylinder, 4500 ccm

Dieser unrestauriert original erhaltene Bentley 4,5-Liter-Kompressor mit Register Nummer GK 3841 ist der 18. einer Serie von insgesamt 50 «Blower»-Bentleys. Um die Homologation der vier «Blower»-Bentley-Werkswagen für das 24-Stundenrennen in Le Mans zu erhalten, musste Bentley total 50 Typen mit Strassenzulassung bauen. GK 3841 war 1930 das Ausstellungsauto des berühmten Karosseriebauers Vanden Plas an der Olympia Car Show in London und wurde an R. Kershaw ausgeliefert. Ab 1946 war der «Blower» Bentley im Besitz von Alan M. Elliot, dem bekannten Gründungsmitglied des Bentley-Driver-Clubs, der auch ein persönlicher Freund von Ian Fleming, dem Autor zahlreicher Abenteuer von «James Bond»-Agent 007 war. Es ist überliefert, dass Ian Fleming auch oft im Bentley «Blower» gesessen hat, der am Klausenrennen 2013 zwar nicht «im Dienste Ihrer Majestät», dafür als Repräsentant des Cité de l’Automobile, Collection Schlumpf Mulhouse an den Start geht.

Maserati Tipo 26, 1931, 8-Zylinder, 1493 ccm

Der Maserati Tipo 26 erschien 1926 erstmals bei der Targa Florio 1926 mit Alfieri Maserati am Steuer und dem Mechaniker Guerrino Bertocchi als Beifahrer. Mit der Startnummer 5 gewann er die 1500-ccm-Liter-Klasse und wurde Neunter im Gesamtklassement. Der Tipo 26 war bereits am Klausenrennen-Memorial 2002 und 2006 im Einsatz. Es handelt sich um den 19. Maserati, der als Werkswagen gebaut und ausgeliefert wurde.

Maserati Tipo 4CM, 1932, 4-Zylinder, 1496 ccm

Der Maserati 4CM aus dem Jahr 1932 wurde von Conte Luigi Castelbarco aus Mailand für das Klausenrennen am 7. Juli 1934 beim organisierenden ACS angemeldet. In der Kategorie Rennwagen bis 1500 ccm erreichte der Conte Luigi Castelbarco den 4. Platz mit einer Zeit von 23:05:40. Nun kehrt der Maserati Tipo 4CM (nach drei Einsätzen an den Klausenrennen Memorials ab 1993) wieder nach Linthal an den Start zurück.

Maserati Tipo 8CM, 1933, 8-Zylinder, 2991 ccm

Insgesamt 18 Maserati 8CM wurden zwischen 1933 und 1935 gebaut und vor allem an Private verkauft. Der 8CM erschien erstmals im Grand Prix von Tunis, wo Zehender den dritten Rang eroberte. Im Juli 1933 gewann Tazio Nuvolari am Steuer den Grand Prix von Belgien. Der 8CM war mit 785 kg sehr leicht, der Motor leistete dank Roots-Kompressor zirka 240 PS und war bis zu 240 km/h schnell. Jedoch war die Strassenlage in der vom Werk ausgelieferten Version sehr mangelhaft, weshalb der Rennwagen zur Verbesserung der Stabilität verstärkt werden musste. Willy Escher, der zeitweise die Mehrheit an Nestlé besass, das Hardturmstadion für den Grasshoppers-Fussballklub finanzierte und Rennwagen von Bugatti im deutschsprachigen Europa vertrieb, war mit Nelly Braillard verheiratet. Sie hatte eine Schwäche für Rennenwagen. Dank ihrem Mann konnte Nelly mit ihrem Bruder Louis 1933 die Ecurie Braillard gründen. Zu ihren ersten Rennautos gehörte der Maserati Tipo 8CM (abgekürzt für 8-Zylinder Monoposto) mit dem Typenschild 3015. Nachdem die Ecurie Braillard aufgelöst worden war, erwarb der ungarische Graf Ernö Festetics den Maserati 3015. Bis 2007 blieb der Maserati 8CM in Ungarn, wo ihn der heutige Besitzer erwerben, in die Schweiz transportieren und restaurieren konnte. Am 11. Internationalen Klausenrennen steht der Monoposto in den ungarischen Nationalfarben und in der Konfiguration aus dem Jahr 1937.