Kleider als Wegwerfartikel?

Die Textilhistorikerin Ursula Karbacher aus St. Gallen hat in ihrem Vortrag Tipps gegeben, wie man vom Konsumkarussell abspringen kann.



Ursula Karbacher aus St. Gallen. (Bild: zvg)
Ursula Karbacher aus St. Gallen. (Bild: zvg)

«Slow Fashion» lautete der Titel des Vortrages, der am Donnerstag ein grosses Publikum in den Rittersaal des Freulerpalastes zu locken vermochte. Es war der letzte Anlass im Rahmen der Sonderausstellung «Käppi, Kutte, Krinoline: Kleidung als Statement» im Museum des Landes Glarus.

Karbacher hat jüngst im Textilmuseum St. Gallen die Ausstellung Fast Fashion eröffnet. Daher konnte sie dem Publikum einen aktuellen und auch sehr persönlichen Einblick in das Thema vermitteln. Slow Fashion hat viel mit Fast Fashion zu tun: letztere ist eine Reaktion auf das sich immer schneller drehende Konsumkarussell in der Modeindustrie. Wie sehr der Konsument den Produzenten und der Umwelt schadet, belegte sie mit Zahlen. Ein durchschnittlicher Jugendlicher trägt seine Schnäppchen durchschnittlich 1,7 Mal, dann wandern sie in den Müll. Bis eine Jeans im Regal liegt, hat sie bereits 40 000 Kilometer zurückgelegt. Das Design stammt aus den Niederlanden, die Baumwolle aus Usbekistan wird in Indien versponnen, in China gefärbt und in Bangladesch vernäht. 2500 Liter Wasser werden benötigt, um ein T-Shirt von der Baumwollpflanze bis zum fertigen Produkt herzustellen.

Viele Konsumenten sind sich dieser Probleme bewusst und suchen nach Alternativen, eben Slow Fashion. Einige Modeketten sind auf den Trend aufgesprungen, denn aus schlechtem Ökogewissen lässt sich Kapital schlagen. Karbacher unterstrich, dass es angesichts der komplexen Produktionsketten keine einfachen Rezepte für Slow Fashion gibt. «Bio muss nicht mit fairen Löhnen einhergehen, faire Löhne garantieren nicht, dass Textilien ressourcenschonend hergestellt wurden», so die Referentin. «Ich habe meinen Lebensstil geändert», erzählt sie. Man könne Kleider ausleihen statt kaufen. Oder im Secondhand-Laden nach gut erhaltenen Textilien suchen. Auch könne es nicht schaden, traditionelle Flick-Techniken wie Stopfen oder Wiefeln zu erlernen.

«Als Ausstellungsmacherinnen können wir die Welt nicht verändern», sagte Susanne Grieder, Kuratorin des hiesigen Museums und Gastgeberin am Ende einer regen Diskussion. Karbacher und Grieder waren sich aber einig, dass Ausstellungen Augenöffner sind und Denkanstösse vermitteln können.

Die Ausstellung «Käppi, Kutte, Krinoline – Kleidung als Statement» ist noch bis und mit Mittwoch, 30. November, zu sehen. Ab 1. Dezember ist das Museum bis 1. April 2017 geschlossen.