Kolumne: Künstliche Intelligenz

Derzeit ist «Künstliche Intelligenz» in aller Munde. Dass man dabei nicht alles für bare Münze nehmen darf, hat ein Selbstversuch ergeben.



Das schreibt ChatGPT über die Glarner Landsgemeinde. (Bild: mb.)
Das schreibt ChatGPT über die Glarner Landsgemeinde. (Bild: mb.)

Eines vorweg: Imponierend ist es schon, wie ChatGPT in kürzester Zeit einen Text verfasst. Ich versuchs mit einem Sachthema, an welchem ich aktuell arbeite. Der Chatbot – ein textbasiertes Dialogsystem, welches Chatten mit einem technischen System erlaubt – liefert auf meine Anfrage hin sofort einen Informationstext in deutscher Sprache. Keinen journalistischen Beitrag, dafür ist er zu langweilig geschrieben, aber einen Text mit inspirierenden Infos. Soweit ich diese überprüfen kann, stimmen sie.
Super, dann machen wir mal weiter. Ich verlange einen Text über eine Frau, die ich porträtieren will. Aber oha, den kann ich nicht gebrauchen. Da sehe ich auf den ersten Blick, dass der Chatbot diese Frau nicht kennt und einfach irgendwas zusammenschreibt. Ist es wohl so, dass Sachinfos gut, solche über Personen aber ungenügend sind?
Nun gehe ich aufs Ganze und erbitte einen Text über mich. Da kann ich am ehesten beurteilen, was richtig und was falsch ist. Gespannt sitze ich vor dem Computer. Der Text liegt in Kürze vor. Ich bin «eine angesehene Journalistin aus dem Kanton Glarus in der Schweiz». Schmeichelhaft. «1962 in Glarus geboren», stimmt aber ganz und gar nicht. «Seit ihrer Kindheit in der Region verwurzelt»: Das ist wieder richtig.
Laut dem Chatbot habe ich «eine beeindruckende Karriere in der Medienbranche» gemacht. Nach Abschluss des Studiums habe ich als Redakteurin für mehrere Zeitungen gearbeitet, «darunter die Glarner Nachrichten und die Neue Zürcher Zeitung». Dies ist nur zur Hälfte wahr. Falsch ist, dass ich später in den Rundfunk gewechselt und eine Reihe von Sendungen für Radio SRF moderiert habe. Richtig ist dann wieder, dass ich über eine Vielzahl von Themen berichte, darunter Politik, Wirtschaft, Kultur und Gesellschaft. Aber das tut fast jede Journalistin.
«Sie ist bekannt für ihre unabhängige Berichterstattung und ihre scharfsinnigen Analysen.» Na ja. So scharfsinnig sind sie wohl nicht immer. Falsch ist der nächste Satz: «Im Laufe ihrer Karriere hat sie zahlreiche Auszeichnungen erhalten, darunter den Schweizer Medienpreis und den Glarner Kulturpreis.»
Dass ich mich neben meiner Arbeit als Journalistin auch für die Gemeinschaft engagiere, stimmt hingegen. Aber nicht nur als Mitglied des Glarner Kulturvereins und in verschiedenen Umwelt- und Tierschutzorganisationen, wie da steht.
Nochmals schmeichelhaft ist der Abschluss des Textes: «Madeleines Leidenschaft für ihre Arbeit und ihr Engagement für die Gemeinschaft haben sie zu einer respektierten Persönlichkeit in der Region gemacht. Sie ist eine Stimme für die Menschen im Kanton Glarus und hat einen grossen Einfluss auf die öffentliche Meinungsbildung.»
Fazit: Der Text über mich ist ungenügend, teils schlicht falsch. Was sagt uns dies? Aufgepasst mit Chatbots! Da gibt es viele «Fake News», um bei der englischen Sprache zu bleiben. Man kann einen von Künstlicher Intelligenz geschriebenen Text wohl als Inspirationsquelle nutzen, sollte den Wahrheitsgehalt aber stets überprüfen. Was ich als Journalistin ja sowieso tun muss.
Zum Abschluss will ich noch wissen, was der Chatbot über die Glarner Landsgemeinde weiss. Auch dieser Text ist mit Vorsicht zu geniessen. Schmunzeln löst bei mir der «Dorfplatz» aus, auf welchem sich die Stimmberechtigten treffen. So hat den Zaunplatz wohl noch kaum jemand betitelt...
Schöne Landsgemeinde!