«Nach dem Felssturz in Blatten schaue ich den Vorderglärnisch mit anderen Augen an», sagt ein Nachbar in Glarus. Und er hat recht: Käme es hier zu einem vergleichbaren Felssturz, hätten wir so nahe am Berg wohl keine Chance.
Nach der verheerenden Naturkatastrophe fragt sich die Schweiz erneut, ob das Leben in den Alpen langsam zu gefährlich wird. Ist es künftig überhaupt noch möglich oder lebenswert?
Die sichtbarste Gefahr ist der Klimawandel. Auch bei uns im Glarnerland steigen die Temperaturen an und lassen die Gletscher schmelzen. Und der Permafrost taut – wobei es laut einem Experten nicht so viele Orte mit Permafrost gibt. Mit etwa 2500 km2 entspreche dies nicht einmal einem Zehntel der Alpen, hat ein Wissenschafter der Universität Luzern in der Sendung «10 vor 10» gesagt.
Doch Felsabbrüche, Erdrutsche und Sturzfluten häufen sich, was von Studien belegt wird. Laut dem Experten ist der Klimawandel hauptverantwortlich dafür. «Aber nicht jeder Bergsturz passiert wegen des Klimawandels», betont er. Bergstürze habe es schon immer gegeben. Man denke bei uns an denjenigen von Elm am 11. September 1881, bei welchem 114 Menschen zu Tode gekommen und 83 Gebäude vernichtet worden sind.
Wegziehen ist trotzdem keine Option. «Wir wollen diese Bergtäler weiter bewohnen. Das ist unsere Heimat, unsere DNA», sagte der Walliser Staatsrat Christophe Darbellay im Lötschental. Auch der Urner Nationalrat Simon Stadler meint: «Die Gefahr gehört zum Leben in den Bergen. Und wir sind daran gewöhnt.» Man müsse einzelne Orte sicher streng überwachen. Laut Josef Eberli vom Bundesamt für Umwelt geschieht dies im ganzen Land unter anderem mithilfe von Satellitenaufnahmen. «Damit werden wir auch in Zukunft über die ganze Schweiz wissen, wo sich bewegende Rutschmassnahmen beschleunigen.»
Der Experte aus Luzern betont im Interview, dass die Alpenbewohner schon immer an diese Herausforderungen angepasst waren. «Sicher werden die Herausforderungen grösser. Aber nicht so, dass man die Alpen oder ganze Talschaften verlassen muss», sagte er in «10 vor 10».
Hoffen wir, dass er recht behalten wird.