Kolumne: November-Blues

Wo sind nur die goldenen Herbsttage geblieben? Je dunkler die Tage, desto trüber die Stimmung. «November-Blues» wird landläufig das Seelentief genannt, in dem sich derzeit viele Mitmenschen befinden.



Die trüben Novembertage schlagen aufs Gemüt. (Bild: mb)
Die trüben Novembertage schlagen aufs Gemüt. (Bild: mb)

Wie geht es Ihnen? Die Frage ist derzeit speziell berechtigt. Studien haben nämlich gezeigt, dass in Mitteleuropa jede vierte Frau und jeder fünfte Mann im November unter Müdigkeit, Antriebslosigkeit und Konzentrationsschwäche leiden. Die nasskalten, trüben Tage schlagen aufs Gemüt.
Verantwortlich dafür ist das schlaffördernde Hormon Melatonin. Dessen Ausschüttung hält bei weniger Licht länger an als im Sommer. Zudem fehlt dem Körper wegen des fehlenden Sonnenlichts das Glückshormon Serotonin, welches die Stimmung aufhellt.
Was können wir dagegen tun? Helles Licht und Bewegung an der frischen Luft sollen die beste Therapie sein, lese ich im Internet. Also möglichst viel Licht tanken in den hellen Tagesphasen, die derzeit aber kurz sind oder an den trüben Tagen meist fehlen. Da könnte allenfalls eine spezielle Lampe für Lichttherapie Abhilfe schaffen.
Sauerstoff und Aktivitäten im Freien sollen ebenfalls dazu geeignet sein, die Stimmung zu verbessern. Es muss ja nicht gleich ein Marathon sein. Aber regelmässige Spaziergänge an der frischen Luft tun sogar bei Regenwetter gut – auch wenn es schwerfällt. Am besten über Mittag: Dann lässt sich zusätzliches Licht tanken.
Zudem kann die geeignete Ernährung mithelfen: Im Herbst und Winter empfehlen sich vor allem Nüsse, vitaminreiches Obst wie Zitrusfrüchte oder Bananen sowie dunkle Schokolade. All dies soll die Produktion von Serotonin ankurbeln.
Und schliesslich lässt sich die Stimmung heben, wenn wir etwas tun, das uns Freude bereitet. Zum Beispiel ein entspannendes Schaumbad samt Lieblingsmusik geniessen, ein Theater besuchen (das Theater Glarus war mit dem Stück «Die Schweizermacher» ein hervorragendes Mittel!), etwas mit den Kindern oder Enkelkindern unternehmen. Wobei dieser Rat natürlich nicht nur für den November gilt.
Es gibt allerdings kein Patentrezept, welches sofort für alle funktioniert. Wir müssen selber herausfinden, was uns persönlich gegen den November-Blues hilft. Ich trinke zum Beispiel in diesem trüben Monat vermehrt Johanniskrauttee. Das hilft mir. Oder ich bringe angesichts der vorherrschenden Farbe Grau im Freien vermehrt Farbe in die Wohnung und zünde abends Kerzen an, um eine wohlige Atmosphäre zu schaffen.
Und vor allem: Ich versuche, den November-Blues zu akzeptieren. Der gehört nun halt zu mir. Und weil ich weiss, dass es mir im Dezember, wenn das Licht zurückkommt, wieder besser gehen wird, gelingt mir das auch einigermassen. Ich hoffe, Ihnen auch.