Konzert für den Frieden – im Ennendaner Anna-Göldi-Museum

Auch wenn sich im Bereich der kulturellen Veranstaltungen eine Häufung ergeben hat, die zu diskutieren wäre – das Konzert für den Frieden sei als Besonderheit hervorgehoben; dies nicht bloss wegen der interpretierten Werke, sondern auch wegen der Zielsetzung. Es war als «Konzert für den Frieden», als Benefizkonzert für die Ukraine, angekündigt. Und es luden grosszügige, verständnisvolle Gastgeber ein.



Simone Zgraggen, Violine; Andriy Viytovych, Bratsche sowie Vilma und Daniel Zbinden, Klavier. (Bilder: p.meier)
Simone Zgraggen, Violine; Andriy Viytovych, Bratsche sowie Vilma und Daniel Zbinden, Klavier. (Bilder: p.meier)

Die Museumsverantwortlichen verzichteten auf alle Einnahmen, die ordentlicherweise dem jeweiligen Veranstalter erwachsen. Sie offerierten einen Apéro und luden damit zum Verweilen bereitwillig ein. Ursula Helg begrüsste mit spürbarer Herzlichkeit. Die Konzertierenden hatten sich bemerkenswert rasch für ein wechselvolles Programm entschieden. Ihr Interpretationsreichtum, die hervorragende Abgestimmtheit, mitreissende Spielfreude, und die technischen Fertigkeiten gediehen zu einer Ganzheit, die ungemein umfassend war. Zu verdanken war dies Simone Zgraggen, Violine; Andriy Viytovych, Bratsche sowie Vilma und Daniel Zbinden, Klavier.

Es bleibe nicht unerwähnt, dass Daniel Zbinden ebenso schwungvoll zu den einzelnen Kompositionen referierte, wie sie es inhaltlich auch waren. Die zahlreich erschienenen Musikbegeisterten wurden in eine Welt entführt, die fern jeglicher kriegerischen Wirrnisse und unsäglichen Belastungen für die direkt Betroffenen war. Und es wuchs wohl in vielen Seelen der Wunsch, dass es – und dies nicht nur in der Ukraine – endlich zum ganz langen Frieden kommen möge, dass dank Musik eine Abkehr von Ungerechtigkeit und unverständlich Grauenhaftem hoffentlich erfolge.
Die Kompositionen bargen Harmonisches, Beseeltes, hatten Träumereien, jugendliche Beschwingtheit und ganz viel Beseeltes in sich. Zuweilen waren die Inhalte ruppig, trotzig, dann wieder unglaublich feingliedrig, lieblich.
Mit der Sonate in D-Dur für Klavier zu vier Händen und dem Duo in G-Dur für Violine und Bratsche von Wolfgang Amadeus Mozart (1756–1791) wurde zum Mitvollziehen eingeladen. Die gegenseitige, hohe Abgestimmtheit und die immensen spieltechnischen Fertigkeiten führten zu ausdruckvollstem Gestalten. Zuweilen war es ein Geben und Nehmen zwischen den Instrumenten, mal kraftvoll, dann wieder unglaublich behutsam
Von Philippe Scharwenka (1847–1917) schloss das Trio in e-Moll für Violine, Bratsche und Klavier an. Es klang eine eher ungewohnte Musik auf, sie war zuweilen von Schwermut und einer gewissen Trägheit erfüllt. Man wähnte sich in einem Gespräch mit vielen Fragen und Antworten, man wurde in eine Vielzahl von Gefühlen reingeführt und war vom wechselvollen Spiel fasziniert, bewunderte das stimmungsreiche Miteinander, das kenntnisreiche Begleiten der Pianistin und die hohe variantenstarke Kunst der beiden Streicher.
Kurzweilig waren die acht Walzer für Klavier zu vier Händen von Johannes Brahms (1833–1897). Paul Juon (1872–1940) schrieb Trio-Miniaturen, die an ferne Welten, dann wieder einheimisches, Vertrautes gemahnten. Es wuchsen unwillkürlich Bilder, farbenreich und üppig, mit einer gewissen Wildheit.

Das virtuose, riesig gehaltvolle Interpretieren wurde mit zwei Kompositionen von Händel (1685–1759) und Johan Halvorsen (1864–1935) , später von Ignaz Lachner (1807–1895) weitergeführt. Von technisch Hervorragendem, brillant Interpretiertem liess man sich gerne verwöhnen. Es war so genussreich, fern aller Konflikte. Und vielleicht ist diese Musik an die Ohren und in die Herzen jener gedrungen, die fähig werden müssen, Grauenvollstes ganz rasch zu beenden.