Koordination Gesundheit – Nach kurzer Zeit schon mittendrin

Der 30. Oktober ist der Tag der pflegenden und betreuenden Angehörigen. Für sie ist die Fachstelle Koordination Gesundheit besonders wichtig. Seit Mitte April 2019 informiert und berät sie kostenlos Einwohnerinnen und Einwohner des Kantons Glarus.



Auch für pflegende Angehörige da: Sabine Steinmann, Fränzi Tschudi und Anna Rosa Streiff Annen (von links)
Auch für pflegende Angehörige da: Sabine Steinmann, Fränzi Tschudi und Anna Rosa Streiff Annen (von links)

Der Tag der pflegenden und betreuenden Angehörigen wurde ins Leben gerufen, um ihr wertvolles Engagement bei der Unterstützung ihrer Liebsten zu würdigen. Gerade für sie kann es schwierig sein, sich im «Dschungel» der vielen guten Angebote nicht zu verlaufen. Die Aufgabe der Fachstelle Koordination Gesundheit (KOGE) ist es, zu informieren, zu beraten und für die Organisation eines guten Auffangnetzes besorgt zu sein, damit den Angehörigen langfristig geholfen werden kann.

Seit vier Monaten bietet die KOGE auch eine Beratung in spezialisierter Palliative Care. Franziska Tschudi, Pflegefachfrau mit Zusatzausbildung in Palliative Care, vertieft dieses Angebot zurzeit mit den Leistungserbringern in diesem Bereich.

Es zeigt sich, dass der Bedarf nach einer «Navigationshilfe» im Gesundheitswesen gross ist. Anna Rosa Streiff Annen und Sabine Steinmann, beide Pflegefachfrauen mit Zusatzausbildungen, erhalten viele Anfragen per Mail, Telefon oder gleich bei einem Besuch im Rathaus Glarus.

Die KOGE vermittelt geeignete Angebote und übernimmt in komplexen Pflegesituationen auch ein Case Management. In vielen Fällen genügt bereits die Informationsvermittlung und eine erste Beratung (siehe Fallbeispiel in der Box). Oft aber ist die Entlastung der Angehörigen erst mit der tatkräftigen Organisation von Hilfe und der längerfristigen Koordination von Unterstützung sichergestellt. Die KOGE möchte mit ihrer Arbeit dazu beitragen, dass sich pflegende und betreuende Angehörige Auszeiten gönnen können – um selber gesund zu bleiben.

Ein Fallbeispiel:

Informationsvermittlung und Beratung

Auf Anraten der Spitex meldet sich Frau Z. telefonisch bei der KOGE. Sie betreut seit zwei Jahren ihren an Demenz erkrankten Partner. Sie sei zunehmend erschöpft und spüre, wie sie sich verändert habe: Sie reagiere viel emotionaler und schiebe zu Erledigendes lange hinaus. Sie beklagt auch ihren schlechten Schlaf, weil sie über Sorgen grübelt. Sie arbeitet Teilzeit. Nun ist die Krankheit ihres Partners so weit fortgeschritten, dass sie ihn nicht mehr alleine lassen kann.

Sie wendet sich an die Koordination Gesundheit, um Informationen über Entlastungsangebote zu erhalten.

Die Pflegekoordinatorin vereinbart ein Erstgespräch bei dem Paar zu Hause, wo auch die Tochter dabei ist. Frau Z. schildert ihr Befinden und den Alltag mit ihrem Partner. Die Pflegekoordinatorin erfasst die beteiligten Leistungserbringer und das Sozialnetz, um das Unterstützungssystem und Ressourcen erkennen zu können.

Nun werden gemeinsam Ziele und passende Lösungsstrategien erarbeitet. Es kristallisiert sich heraus, dass die Betreuung des Partners an den Arbeitstagen von Frau Z. am idealsten über den Tagesaufenthalt in einem Altersheim/Wohngruppe oder mit einer hausinternen Betreuungsperson gelöst werden kann. Die Koordinatorin stellt dazu passende Unterlagen zusammen. Für die Betreuung einzelner Stunden werden Adressen von SRK-Entlastungsdienst, Krankenbegleitgruppe und KISS empfohlen.

Obwohl Frau Z. vor einiger Zeit schon einen Kurs für Angehörige von Demenzkranken besucht hat, sind neue Fragen zur Betreuung ihres Partners aufgetaucht, worauf ihr die Koordinatorin den Kontakt zur Alzheimervereinigung vermittelt. Bezüglich Finanzierung empfiehlt sie die Sozialberatung der Pro Senectute. Die Tochter wird ihre Mutter bei den administrativen Schritten unterstützen.

Die Tochter macht sich Sorgen um die Gesundheit ihrer Mutter. Obwohl es schwer ist, sich im Alltag herauszunehmen, ist die Erholung der Angehörigen zwingend, damit das familiäre Unterstützungssystem nicht zusammenbricht. Gemeinsam werden die individuellen Möglichkeiten zur persönlichen Erholung diskutiert. Bei Frau Z. sind es die Teilnahme an sozialen Anlässen und die Wiederaufnahme von «eingeschlafenen» Kontakten mit Freunden.

Am Schluss wird das weitere Vorgehen vereinbart und dabei geschaut, welche Schritte Frau Z. sich zutraut oder was die Tochter übernehmen könnte. Die Koordinatorin fasst das Besprochene schriftlich zusammen. Es wird abgemacht, dass sie zu einem späteren Zeitpunkt nochmals Kontakt aufnimmt, um bei Bedarf weitere Unterstützung zu geben.

Besuchszeiten ohne Voranmeldung im Rathaus: Mo. 8.00 – 12.00 Uhr, Mi. 14.00 – 18.00 Uhr, Fr. 14.00 – 17.00 Uhr oder Termine nach Vereinbarung. Kontakt: 055 646 60 50 / [email protected]

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