Krankenkassenprämien 2020 – Kanton Glarus kritisiert Intransparenz

Die mittleren Krankenkassenprämien steigen in Glarus dieses Jahr um durchschnittlich 0,5 Prozent. Die Glarner Versicherten nehmen laut Prognose der Versicherer weniger Leistungen in Anspruch, die Kosten sind sogar rückläufig. Wieso sinken die Krankenkassenprämien trotzdem nicht? Im Glarner Gesundheitsdepartement wundert man sich – und stellt Fragen.



(Motivbild: zvg)
(Motivbild: zvg)

Die Kantone werden vom Bundesamt für Gesundheit (BAG) jährlich um ein Feedback zu den voraussichtlichen Prämien des kommenden Jahres angefragt. Hierzu erhalten die Kantone begrenzte Informationen wie die Prämienentwicklung oder die geschätzte Kostensteigerung. Aus Sicht des Glarner Gesundheitsdepartements ist es unbefriedigend, dass der Bund die Datenweitergabe an die Kantone massiv reduziert hat. Auch die Konferenz der kantonalen Gesundheitsdirektorinnen und -direktoren stösst sich an den neu entstandenen Datenlücken, die es den Kantonen schwierig macht, die Kosten- und Prämienentwicklung zu plausibilisieren. 

Damit ist die Entwicklung der Krankenkassenprämien für das Jahr 2020 aus kantonaler Sicht noch weniger schlüssig zu erklären wie bis anhin. Die von den Versicherern erwartete Kostenentwicklung der Leistungserbringer (Hausärzte, Spitäler oder Alters- und Pflegeheime) sinkt um 0,2 Prozent. Entsprechend müssten die Prämien ebenfalls sinken oder zumindest stabil bleiben.

Ein möglicher Erklärungsansatz wäre, dass die Reserven der Krankenkassen geäufnet werden. Diese sind jedoch bereits heute hoch. Dem Kanton liegen keine Anzeichen vor, dass für die Bildung von Reserven höhere Prämien notwendig wären. Die vorliegenden Anzeichen deuten eher auf das Gegenteil hin, d.h. die Versicherten haben in der Vergangenheit schon zu hohe Prämien bezahlt, welche bei den Krankenkassen eine Bildung von Reserven zuliessen. Eine Rolle spielen könnte ferner auch der neue Risikoausgleich. Aber dieser müsste in jedem Kanton einen ähnlichen Effekt erzielen.

Eine weitere Unschärfe in den Daten, die dem Kanton zur Verfügung stehen, ist das von den Versicherern erwartete Wachstum des Versichertenbestandes im Kanton Glarus um 3,5 Prozent. Damit wird der Schweizer Durchschnitt (1,3%) bei Weitem übertroffen, was absolut nicht mit den realen demografischen Verhältnissen übereinstimmt. Diese Fehleinschätzung kann aber die Entwicklung der Krankenkassenprämien auch nicht plausibel erklären. 

Der Kanton hat darüber hinaus keine weiteren Anhaltspunkte, welche den Prämienanstieg rechtfertigen würden. Es besteht der Eindruck, dass die Glarner Prämienzahler 2020 zu hohe Prämien zahlen. Der Kanton wird sich in dieser Thematik weitere Abklärungen vorbehalten. Ziel ist die Herstellung von mehr Transparenz und die Gewährleistung, dass die Glarner Prämienzahler fair behandelt werden.