Nach der Begrüssung durch Co-Präsidentin Lili Starkermann versuchte Gemeindepräsident Peter Aebli – als Arbeitgebervertreter – in seinem Grusswort den kantonalen Lehrkörper auf die finanziellen Herausforderungen der Zukunft einzuschwören. Lehrpersonen zeigten, so Aebli, eine beeindruckende Leistung, «gute Innovationen kommen von der Basis, also aus guten Lehrerteams.» Doch mache die Schule 40 Prozent des Gemeindebudgets aus, Glarus etwa müsse sparen, um die Defizite aufhalten zu können, man könne nicht einmal die bestehenden Infrastrukturen halten, geschweige denn in Neue investieren. Anstatt in Sachen Lohn nach Zürich zu schielen, gelte es deshalb, die Vorteile von Glarus hervorzustreichen und – im gegenseitigen Verständnis – in allen Belangen effizienter zu werden und intelligent zu sparen. «Steigen Sie mit ins Boot, bringen Sie Ihre Erfahrung und Ihre persönliche Sicht ein», forderte er die Lehrpersonen auf. LGL Co-Präsident Mauro Sana versicherte aber, der LGL – als Gewerkschaft der Lehrpersonen – werde sich für die Anpassung der Lohnbänder in den Gemeinden einsetzen.
Resilienz gegen Informationsflut
In Professor Döbeli Honeggers Input-Referat ging es um die wachsende Bedeutung des Digitalen in Schule und Gesellschaft, aber auch um die Geschwindigkeit, mit der sich das Wissen entwickelt. Während Versionswissen und Produktwissen – also über Smartphonetypen und ihre Betriebssysteme – in Wochen und Monaten veraltet, bleibt das Konzeptwissen länger konstant. Die digitale Transformation präge unser Jahrhundert und Programme zum Machine Learning – auf denen etwa ChatGPT fusst – kenne man schon seit Jahrzehnten. Anstatt dagegen anzukämpfen, gelte es, Einsatzszenarien für ChatGPT zu prüfen. Von «Formuliere diesen Text für Studierende mit B1-Niveau.» bis zu «Mache mir ein Quiz dazu» und sogar «Nenne mir drei Argumente gegen meine These.» könne die Lehrperson mit lernenden Maschinen vieles erreichen. Doch ebenso wichtig sei es, generative Systeme kritisch zu beurteilen, die Lernenden resilient gegen die Informationsflut zu machen und sie zu motivieren in einer Zeit, wo Maschinen so frustrierend viel zu können scheinen.
Friluftsliv
«Friluftsliv» ist der norwegische Ausdruck für Erlebnispädagogik im Outdoor-Bereich und, so Professor Kühnis, draussen unterrichten gehöre in den nordischen Staaten fix zum Lehrplan und das gute Abschneiden dieser Staaten bei PISA zeige die Wirksamkeit des Unterrichts im Freien. Wobei dazu eben nicht nur die freie Natur gehöre, sondern auch kulturgeprägte Lebensräume. Das Draussen biete sich an für entdeckende und erlebnisorientierte Zugänge, es fördere die Sinnes- und Raumerfahrung und führe zu mehr Bewegung. Wichtig allerdings: Draussen-Lernen muss regelmässig und integriert in den Schulalltag geschehen, der Lernort sollte auch Lerngegenstand sein und zu den Lernzielen beitragen. So werden Kinder von Lauerz im Rahmen eines Pilotprojekts an vier von fünf Tagen im Tierpark-Kindergarten Goldau unterrichtet. Doch wie funktioniert das in der Praxis? Dazu machten Glarner Lehrpersonen gleich selbst in den anschliessenden Workshops erste Erfahrungen. Auf dem Pausenplatz des Burgschulhauses erprobten sie unter Anleitung durch Iris (von Silviva) Lerneinheiten zum menschlichen Körper – innere Organe wurden mit Strassenmalkreide in einen Körperumriss gezeichnet –, aber auch zu Mathematik (Bruchrechnen anhand von Fensterflächen, Fahrzeuge zählen, Baumhöhe schätzen, Symmetrien in Blättern entdecken) und zur Fotografie (Perspektive, optische Verzerrungen und Täuschungen fotografieren). Den Gesichtern nach zu urteilen, machte es auch den Lehrenden einen Heidenspass.