Kreuzmarkt in Netstal – Pflege eines alten Brauches

Am kommenden Donnerstag feiern die Netstaler traditionell ihren Kreuzmarkt. Ein wahrhaftig munteres Völklein trifft sich ein Tag nach dem Fest der heiligen Kreuzerhöhung am Fusse des Wiggis. Daher stammt übrigens auch der Name «Kreuzmarkt». Vom einstmaligen Kleinviehmarkt auf dem Grosshausplatz, dort wo heute das Postgebäude steht, ist nicht mehr viel übrig geblieben. Damals traf sich die Bauernsame aus dem ganzen Kanton und der Nachbarschaft mitten im Dorf zu einem Stelldichein, bei dem eifrig und lautstark gehandelt wurde. Das Angebot reichte von Rindern über Ziegen bis zu Hühnern, derweilen die zahlreich anwesenden Marktfahrer an ihren Ständen ihren Krimskrams anboten.



Ein Bild des Kreuzmarktes aus vergangenen Zeiten. (Bild: zvg)
Ein Bild des Kreuzmarktes aus vergangenen Zeiten. (Bild: zvg)

Noch vor Jahren wurde im Beisein der Gemeindebehörde in einem der Netstaler Restaurants jeweils eine der Netstaler Alpen verpachtet. Abends traf sich die Bevölkerung zum obligaten «Chrüüzmärt-Tanz» in einem der Restaurants. Vielfach war der «Chrüüzmärt» auch Treffpunkt für die Glarner Jäger, welche einerseits eine kurze Jagdpause einschalteten, andererseits über bereits geschossene Jagdtrophäen zu berichten wussten, wobei natürlich auch das Jägerlatein nicht zu kurz kam. Eher negativ aufgetreten waren vor Jahren eine zeitlang die landauf, landab bekannten «Chrüüzmärt-Schläger». Mit mathematischer Sicherheit gab es am Kreuzmarkt in verschiedenen Netstaler Restaurants Schlägereien. Zum Glück ist die Zeit der blutenden Nasen vorbei, wohl auch deswegen, weil die Arztrechnungen mittlerweile in astronomische Höhen geschnellt sind und ein blaues Auge um einiges teurer geworden ist, als noch vor Jahren.

Der heutigen Zeit angepasst feiern die Netstaler ihren traditionellen Brauch heutzutage halt ein bisschen anders. Statt auf einer «Helleri» vergnügen sich die Kinder auf einer Hüpfburg oder auf einem Mini-Autoskooter. Geblieben sind die Marktfahrer mit ihren Ständen. Und in der hübsch dekorierten Mehrzweckhalle organisiert der örtliche Gemeinnützige Frauenverein die beliebte «Kaffistubätä». Während vielerorts alte Bräuche einfach von der Landschaft verschwinden, halten die Netstaler integriert in der neuen Gemeinde Glarus nach wie vor standhaft diesem alten Brauch die Treue.