Kuckuck ruft’s aus dem Wald!

Auch Schreiberlinge brauchen mal eine kleine Auszeit. Und weil es in den tieferen Lagen ziemlich heiss war, zog es uns in die Höhe. Altglashütten im Schwarzwald, 950 Meter über Meer schien uns gerade richtig.



Fast überall werden Kuckucksuhren angeboten. (Bilder: martin c. mächler)
Fast überall werden Kuckucksuhren angeboten. (Bilder: martin c. mächler)

Die Fahrt dorthin war kurz, das heisst, sie wäre kurz gewesen, wäre da nicht ... Also es war so, der Routenplaner wies uns den besten Weg an unseren Ferienort. Glarus, Zürich, Waldshut, Schluchsee und schon sind wir da. Etwas über zwei Stunden. Das liegt durchaus noch im Rahmen. Die Fahrt dauerte aber 3½ Stunden. Nein, wir haben uns nicht verfahren, auch der Routenplaner irrte sich nicht. Wer konnte wissen, dass genau an diesem Sonntag der Schluchsee-Triathlon stattfand, und wir einen grosszügigen Umweg fahren mussten. Die Umleitungsschilder wiesen uns den Weg. Mal ging es nach rechts, dann wieder nach links und wieder rechts und wieder links. Schon bald wussten wir nicht mehr genau, wo wir waren. Im Schwarzwald! Ja, aber wo genau?! Da auf unserem Navi die Umleitung nicht angezeigt war, und die Umleitungsschilder nur spärlich auftauchten, waren wir auf uns allein gestellt. Und das im grössten zusammenhängenden Waldgebiet in Europa. Das klingt beängstigend, war es aber gar nicht. Es war ein echtes Vergnügen. Warum aus der «Not» nicht eine Tugend machen. So genossen wir die kleinen Strassen, die dichten Wälder, die kühle und gute Luft, und unsere Anreise wurde zu einem schönen Erlebnis und kleinem Abenteuer.

Aber das war ja nur den Anfang. Im Schwarzwald gibt es sehr viel zu erleben. So zu Beispiel der Feldberg. Er überragt alles. Er ist mit seinen 1493 Metern der höchste Berg in Baden-Württemberg und die höchste Erhebung im Deutschen Mittelgebirge. Da wir ja schon auf fast auf 1000 Metern logierten, war die Fahrt nach oben nicht mehr so lang. Dafür die Aussicht umso spektakulärer. Zu unserer grossen Überraschung hatten wir einen tollen Blick auf die Glarner Alpen. Allen voran das Vrenelisgärtli und der Tödi. Das heisst, wir hätten einen tollen Blick gehabt, wären da nicht einige Schleierwolken am Himmel gehangen. Es ist kaum zu glauben, noch keine 24 Stunden weg und schon Heimweh. Die heftige, kalte Bise, die uns da oben um die Ohren blies, veranlasste uns mit dem «Bähnli» wieder ins Tal zu fahren.

Titisee. Der wohl bekannteste Touristenort im Schwarzwald. Lange hielten wir uns dort nicht auf. Es war zwar interessant und hatte durchaus auch seinen Reiz. Aber für uns hatte es zu viele Touristen. Wir wollten Natur. Die fanden wir im Hexenloch. In einem kleinen engen Tal, mitten im Hochschwarzwald liegt die Hexenlochmühle. Die 1826 erbaute Mühle hat zwei Wasserräder und erzeugt eine Kraft von 13 PS. Sie ist heute noch voll funktionsfähig. Ein echtes Bijou.

Etwas nördlicher liegt der kleine Ort Schiltach. Bekannt durch seine Flösser-Geschichte und die Gerberei. Die wunderschönen, historischen Riegelbauten im Zentrum laden zu einem idyllischen Spaziergang ein. Nicht nur die Fahrt dorthin war ein Genuss, sondern auch der Ort selber. Die Gäste sollten etwas Zeit mitbringen, um die Einzigartigkeit und Ruhe dieses Ortes zu geniessen.

Der Schwarzwald ist ja nicht nur durch den Schinken bekannt. Dem Kuckuck begegneten wir auf Schritt und Tritt. Fast überall werden Kuckucksuhren angeboten. Grosse und kleine, traditionelle und auch moderne. In manchen Geschäften hängen hunderte von diesen Uhren, und es kuckt und piepst im Sekundentakt. Die weltgrösste Kuckucksuhr steht in Triberg im Hochschwarzwald. Das Pendel ist über 6 Meter lang und der Kuckuck wiegt 1,5 Tonnen. Diese Uhr eignet sich eher nicht, um sie sich ins Wohnzimmer zu hängen.

Unser Ferienort, Altglashütten, war einst das Zentrum der Glasbläsereien. Dieser Ort ist auch der Ursprung der einzigen Glasbläserei in der Schweiz – die Hergiswiler «Glasi». Nun hat es in Altglashütten nur noch einen Glasbläser, ihm durften wir über die Schulter schauen.

Altglashütten wurde 1634 durch Glasmacher gegründet, die hier bis zum Jahr 1706 Gläser produzierten. Seit 1982 betreibt der Glasbläser Peter Eckhardt jetzt hier seine Glasbläserei, in der in liebevoller Handarbeit aussergewöhnliche Kunstwerke nach dem Motto «Unikatgläser aus dem Schwarzwald» entstehen.

Die Tage hier vergingen wie im Flug. Es gäbe im Schwarzwald noch so viel anderes, schönes zu entdecken, und der Weg ist eigentlich nicht weit.