Kulturpreisverleihung an Eva Oertli

Die Verleihung des mit 20 000 Franken dotierten Glarner Kulturpreises geht an die in Ennenda wohnhafte Steinbildhauerin Eva Oertli. Damit wird ihr Werk gewürdigt, das sich seit Jahrzehnten weiterentwickelt hat. Der Preis wird jedes zweite Jahr verliehen, erst zum dritten Mal geht er an eine Frau. Die Verleihung fand im Güterschuppen Glarus im Beisein zahlreicher Freunde, Bekannten und Vertretern der kulturellen und politischen Instanzen statt. Den Preis überreichte Regierungsrat Dr. Markus Heer. Die Laudatio gestaltete Franz Mäder aus. Der Musiker Balthasar Streiff machte mit dem kraftvollen und sorgsamen Ausgestalten auf verschiedensten Hörnern mit Ungewohntem, selten Gehörtem vertraut.



Eva Oertli bedankt sich für den Kulturpreis und bei den vielen Gästen die an ihrer Feier anwesend waren. (Bilder: p.meier)
Eva Oertli bedankt sich für den Kulturpreis und bei den vielen Gästen die an ihrer Feier anwesend waren. (Bilder: p.meier)

Der Güterschuppen befindet sich im Besitz des Kunsthauses Glarus. In den vergangenen Monaten ist ein «Kulturschuppen» gewachsen, der für verschiedenste Anlässe nicht stimmungsvoller sein könnte. Alles ist kulturgerecht eingerichtet, Bühne, Scheinwerfer, genügend Platz, Möglichkeit des Bewirtens und Verweilens, Festlichkeit und Gastfreundschaft der jeweils Gastgebenden gehören dazu – dies über die warmen Jahreszeiten hinweg.
Zur öffentlichen Preisverleihung lud der Regierungsrat des Kantons Glarus ein. Dr. Fritz Riegendinger begrüsste, wies Plätze zu, war umsichtiger Gastgeber. Er hatte es nicht eben leicht, ab Bühne um Aufmerksamkeit zu bitten – zu lebhaft war die Unterhaltung unter den vielen Gästen.
Regierungsrat Dr. Markus Heer, neuer Kulturminister und Verantwortlicher der Erziehungsdirektion, befasste sich mit dem Begriff Kultur und dessen Bedeutung – zuweilen fern jeglicher finanziellen Vorgaben. Kultur kann durchaus mit Genuss, Verweilen, Träumereien, Innehalten, Betrachten, Hingabe oder Abwendung gleichgesetzt werden. Kultur lässt uns den Alltag zuweilen vergessen. Kultur und Kreatives sind für wesentliche Zeitabschnitte begrüssenswert bedeutsam, innere Werte weckend.

Eva Oertli übt ihr Handwerk bereits in der vierten Generation aus, in der seit Jahrzehnten bestehenden Werkstatt an der Villastrasse in Ennenda. Ihre Arbeiten sind weit herum bekannt, sind enorm geschätzt. Sie befasst sich neben den Arbeiten mit Stein immer wieder mit Skulpturen und Objekten aus Alabaster, Beton oder Keramik, beharrlich, feinsinnig und enorm ausdrucksstark.

Seit 1974 wird der Kulturpreis verliehen, damals an Rösli Streiff, 1999 und in diesem Jahr erfolgten die Übergaben an weibliche Kunstschaffende.

Franz Mäder, unter anderem Galerist in Basel, anerkannter Kunstsachverständiger und Kenner von Eva Oerlis überzeugender Schaffenskraft, hielt die Laudatio. Von ihm und Walter Tschopp stammt auch eine bemerkenswert sorgsam gestaltete Werkübersicht, die in gedruckter Form vorliegt und erworben werden kann. Ihr Titel: «Eva Oertli – in Stein gehauen; mit Erde geformt».
Darin ist so viel Wissenswertes nachzulesen, vieles enthaltend, was Eva Oertlis Schaffen, ihre Beharrlichkeit und das hohe künstlerische Gestalten auszeichnet.
Im Jahre 1991 gewann sie den Wettbewerb zur künstlerischen Gestaltung des Hofs beim Linth-Escher-Schulhaus in Niederurnen. Ab 1981 absolvierte sie über drei Jahre hinweg die berufliche Ausbildung bei ihrem Vater. Ab 1986 bildete sie sich an der Kunstakademie in München in der Bildhauerklasse von Professor Leo Kornbrust weiter. Aus diesen Zeitspannen stammen Stelen und fein herausgearbeitete Frauenköpfe. Franz Mäder kam auch auf Details des im Jahre 1997 entstandenen Gemeinschaftsgrabs auf dem Friedhof Ennenda zu reden. Franz Mäder zeichnete Eva Oertlis Weg und die öffentlich zugänglichen Werke sorgsam nach.

Es war dann Eva Oertlis bewegender Moment, allen mit grosser Herzlichkeit und spürbarer Rührung zu danken, unter anderem ihrem Vater und dem oft mitgestaltenden Bruder. Die anschliessende «Standing Ovations» mit ihrer verständlichen Herzlichkeit wird man nicht so schnell vergessen.
Und ein gar lieber Kunstfreund, als «Knuspi 21» vorgestellt, sprach kurz, zeigte auf, was – nicht nur ihm – Eva Oertlis Schaffen bedeutet. Er kam auch auf sein Mitgestalten der Skulptura des Jahres 2009 und dem reichlich seltsamen, ja unverständlichen Umgang mit seinem aus PKZ-Büsten bestehenden Exponat zu reden.

Balthasar Streiffs musikalischer Beitrag – in mehrere Teile gegliedert – weckte viel Anteilnahme und Interesse. Raumfüllend, innig, kontrastreich, gemütvoll und virtuos war sein Spiel, alles drehte sich ums Horn, dem schrille, innige, fordernde, sehnsuchtsgebundene kurze Weisen entlockt wurden. Und der geschickt ausführende Musiker wies auf die «Zehn Gebote des Alphornisten» hin. Nachher war klar, wie auszugestalten war, wenn man die Spieltechniken so beherrscht, wie es bei Streiff der Fall ist. Durchaus bewegend waren seine Schilderungen zu den verschiedenen Hornträgern, die beispielsweise Schweden oder dem Oberalp entstammten. Sie werden nie vernehmen, welche Weisen dank ihrer Hornfülle gewachsen sind.

Und zum Schluss wurde man dank kulinarischem Können und aufmerksamem Bedienen an den verschiedenen Tischen riesig verwöhnt – derart, dass man lange zusammenblieb.