Kuno Bonts Film über eine tragische Frauengeschichte

Anlässlich der Solothurner Filmtage 2009 erregte ein Film aus der Ostschweiz nicht nur Aufsehen, sondern heimste auch viel Anerkennung ein. Der mit einem minimalen Budget realisierte Film erzählt auf eindrückliche Art und Weise von einem schier unvorstellbaren Frauenschicksal.



Kuno Bont (rechts) bei den Dreharbeiten zum Film "Bal al'lüna".
Kuno Bont (rechts) bei den Dreharbeiten zum Film "Bal al'lüna".

Das Buch mit dem Titel "Paula Roth - Ihr Leben als Wirtin der Bellaluna im Albulatal" erschien im Jahr 2004 in einer Erstauflage im Verlag Huber. Zwischenzeitlich ist bereits die dritte Auflage auf dem Markt, denn wer einmal von der unerschrockenen Wirtin aus dem bündnerischen Filisur gehört hat, vergisst die wahre und zugleich tragische Geschichte dieser Frau vermutlich nicht mehr so schnell. So dürfte es letztlich auch dem unermüdlichen Rheintaler Kulturschaffenden Kuno Bont ergangen sein, denn das unglaubliche Frauenschicksal liess ihn nicht mehr los. 20 Jahre nach der schrecklichen Mordtat an der Bellaluna-Wirtin realisierte er nach einer Idee von Lucette Achermann (Paula-Roth-Biographin/Buchautorin) den Film "Bal al'üna". Das filmische Werk erzählt die Lebensgeschichte von jener Frau, welche man heute noch da und dort als Hexe vom Albulatal bezeichnet. Der Film zeigt mit faszinierenden Bildern die verschiedenen Wirkungsstätten von Paula Roth auf. Parallel dazu wird in der Art von Spielfilmsequenzen der Kriminalfall vom Mord in der "Bellaluna" nochmals aufgewickelt. Kuno Bont, der auch das Drehbuch zum Film schrieb, ist mit seinem Doku-Drama ein eindrückliches Werk gelungen, in welchem Dokumentarisches und Gespieltes fliessend ineinander verwoben wurden. Als Darsteller konnte er Jaap Achterberg, Andrea Zogg, Elena Gantenbein, Rico Herold und viele andere verpflichten. Kuno Bonts neuester Film, welcher kurzfristig von der Glarner Hinterländer Kulturorganisation "Gemeindestube Schwanden" ins laufende Saisonprogramm 2008/09 aufgenommen wurde, wird am Freitagabend im Gemeindezentrum Schwanden der Öffentlichkeit vorgeführt.

Arbeitsort ein "Jassbeizli" in Schwanden, das es nicht mehr gibt.

Zur der nicht unbedingt gradlinig verlaufenen Lebensgeschichte von Paula Roth gehörte auch, dass sie bis zur Übernahme der Wirtschaft Bellaluna ein nicht sehr sesshaftes Leben geführt hatte und etliche Male umgezogen war. Der lange Weg vom Geburtsort im Kanton Thurgau bis zu ihrem echten Zuhause im Bündnerland führte sie auch in die hintere Hälfte des Glarnerlandes, wo sie in Schwanden in einem Restaurant als Serviertochter arbeitete. Der Regisseur des Films Bal a l'üna wusste allerdings nicht, in welchem Schwander Gasthaus das war. Der kürzlich erfolgte Aufruf in der hiesigen Presselandschaft schaffte darüber aber rasch einmal Klarheit, meldeten sich doch in dieser Sache mehrere Zeitungsleser/innen beim Präsidenten der Gemeindestube Schwanden. Paula Roth bediente damals offenbar die Gäste im Restaurant Au. Eine Wirtschaft, die es seit Herbst 1970 nicht mehr gibt und in ein reines Wohnhaus umgebaut wurde. Zu finden ist das Gebäude der einstigen "Jassbeiz" am östlichen Dorfrand von Schwanden, vis à vis vom Electrolux-Hochregallager, also direkt an der Sernftalstrasse gelegen. Die heutigen Hausbesitzer können sich zwar noch gut an das ehemalige Restaurant erinnern, über die Serviertochter Paula Roth konnten sie aber nichts mehr erzählen. Und noch eine recht intensive Glarner Beziehung gab es zur Bellaluna-Wirtin: Der schon fast als legendär zu bezeichnende Glarner Motorradclub Schnauz betrachtete damals das abgelegene Lokal in Filisur als sein Stammquartier. Allerdings nicht ganz grundlos, denn angeblich soll der Club auf Vorschlag der Wirtin hin im "Bellaluna" seinen effektiven Ursprung haben. Der neueste Film von Kuno Bont dürfte somit die Erinnerungen an Paula Roth auch im Glarnerland weiterhin wach halten