Kunst im Kontext der Industrie

Aus Industrie- und Produktionshallen werden Räume für Kunst und Kultur. Dies ist ganz bestimmt im Linthpark Glarus Süd der Fall. Am letzten Wochenende fanden gleich zwei Vernissagen statt: die der Künstler Fridolin Walcher und Tatjana Tiziana.



... ... Fridolin Walcher und ... Barbara Biesuz.
... ... Fridolin Walcher und ... Barbara Biesuz.

«Die alte Spinnerei Linthal ist ein Paradebeispiel, wie man Kunstgegenstände in den Kontext mit Umwelt und Geschichte stellen kann», erläuterte Barbara Biesuz, Linth Art & Consulting, das Spannungsfeld, welches hier in den alten Firmenräumen im Zusammenspiel mit Kunstwerken entstehen kann. Im Gegensatz zum «white cube», dem sterilen Austellungsraum vieler Galerien, erhält das Werk in der ungewöhnlichen Umgebung eine weitere, bereichernde Dimension. In Linthal kommt ausserdem dazu, dass wohl nur hier die teilweise riesig dimensionierten Werke der Künstlerin Tatjana Tiziana ausstellbar sind und so für den Betrachter eindrücklich zur Geltung kommen. Auf über 2000 Quadratmeter sind dabei über vierhundert dem surrealen Barrock zugeordnete Werke zu bestaunen.

Gebäude im Wandel


Den Weg von der Textilproduktion zur gemischten Nutzung mit Kulturausstellungen aus erster Hand miterlebt hat auch Fridolin Walcher, der am letzten Wochenende auch sein Bilderlager und Atelier im Linthpark Glarus Süd eröffnen konnte. Zusammen mit dem Journalisten Martin Beglinger hat der Glarner Fotograf den Umzug der Textilmaschinen aus dem Glarner Hinterland bis nach Belo Horizonte mitverfolgt und in einem Bildband festgehalten. In diesem Zusammenhang lernte er 2004 die Besitzer der Spinnerei Linthal AG Hans-Peter Keller und Jan Niggeler kennten. «Ende der Neunzigerjahre stand hier eine der modernsten Baumwollproduktionen der Welt, nur konnte sie in der Schweiz nicht mehr gewinnbringend betrieben werden», blickte Hans-Peter Keller in die Vergangenheit. Die Maschinen wurden ausgelagert und die Infrastruktur neuen Nutzungen zugeführt. So beheimatet heute der Linthpark einige KMUs, das Gesundheitszentrum und als pulsierendes Herz ein Wasserkaftwerk.

Von Berlin nach Linthal

Der neuste Zuwachs in diese erfolgreiche Patchwork-Familie, das Bilderlager und Atelier von Fridolin Walcher, kam am letzten Wochenende dazu. «Endlich konnte ich meinen BildernArtikel Raum und Licht schenken», freute sich der Künstler an der Eröffnungsfeier. Erst kürzlich von Berlin zurückgekehrt, wo er dank des Atelierstipendiums des Kantons Glarus einige Zeit verbringen konnte, ist er neben dem Einrichten des Ateliers auch mit der Überarbeitung des Materials beschäftigt, welches er aus der deutschen Hauptstadt mit nach Hause gebracht hat. Die Resultate dürften sicher bald im Linthpark zu bestaunen sein.