Kunsthaus Glarus, Corona, Heutiges und Zukünftiges

Kulturschaffende, Verantwortliche für Veranstaltungen und Museen, Mitbeteiligte am Zustandekommen von Kunstverbundenem sind seit vielen, vielen Monaten im Ungewissen, bangen nicht selten um ihre Existenz und versuchen sich mit Realisierungen zu befassen, die irgendwie Bestand haben werden. Aber die Corona-Welle macht so vieles zunichte, was ein ebenso interessantes wie willkommenes Begegnen ermöglicht hätte. Dass sich Frust und Resignation, die Gedanken ans Aufgeben zuweilen breit machen oder gemacht haben, ist durchaus nachvollziehbar.



Kunsthaus Glarus, Corona, Heutiges und Zukünftiges

Kaspar Marti, Präsident des Glarner Kunstvereins, schreibt in seinem Brief an die Mitglieder über Teile dieser leidigen, so grosse Ungewissheit schaffenden Tatsache. Sicher ist, dass das Kunsthaus bis Ende Februar geschlossen bleiben muss. Was folgen wird, ist im Moment eher ungewiss. Kaspar Marti ist gewiss nicht die einzige Person, die sich mit der amtlich angeordneten «Kultur-Abstinenz» zu befassen hat. Er sorgt sich zu Recht um die irgendwann einmal notwendige Aufbauarbeit. Wie das inhaltlich aussieht, ist ungewiss, erfordert viel Ideenreichtum.

Kaspar Marti weist darauf hin, dass die amtierende Direktorin des Kunsthauses, Judith Welter, früher als erwartet demissioniert hat. Sie wechselt an die Zürcher Hochschule der Künste und wird dort die Leitung des Master of Fine Arts übernehmen. Das bedeutet Abschied und Anerkennung zugleich.

Der Glarner Kunstverein ist 150 Jahre alt geworden. Dieses Jubiläum fiel – leider – ins Corona-Jahr. Die momentan laufende Sammlungsausstellung mit dem Tiel «Ein Haus ohne Licht ist nur ein halbes Haus» kann nur auf der Homepage eingesehen werden. Judith Welter hat mit Oliver Bonnen das Buch «In der Sammlung» geschaffen. Damit sind Einblicke ins letzte Vierteljahrhundert des Kunsthauses möglich, dies in willkommen wertvoller und erfreulich umfassenden Art.

Auf sympathische Weise macht Kaspar Marti Werbung fürs Kunsthaus, das sich um ein wertvolles, inhaltlich und baulich wertvolles Bauwerk handelt. 600 Mitglieder tragen mit, neue Personen sind herzlich willkommen.

Dem Jahresprogramm 2021 ist zu entnehmen, dass die Diplomausstellung 2020 «Diplom Redux» des Departement of Fine Arts der Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK) – für diesen Februar geplant – leider abgesagt werden musste. Ab März sind Besuche in hoffentlich wieder gewohntem Rahmen möglich. Die Eröffnung ist auf den 27. März terminiert.

Es schliessen drei Begegnungen an, die sich bis in den November erstrecken.

Geschichte, Schaudepot und Jubiläumsband

Nach dem erfolgten Umbau hat sich im Kunsthaus mit dem Schaudepot eine Begegnungsform ergeben, die nach Voranmeldung genutzt werden kann und eine willkommene Nähe zu Teilen der grossen Sammlung ergibt.
Bereits bei der Vereinsgründung wurde das erste Kunstblatt an die Mitglieder abgegeben.

Ein Jahr später gelangte die erste Turnus-Ausstellung des Schweizerischen Kunstvereins nach Glarus. Es wurden durch den Verein Ausstellungen organisiert, die dem glarnerische Kunstschaffen gewidmet sind. Heute ist das direkte Arbeiten mit Originalen aus der Sammlung, darauf weisen Judith Welter und Otto Bonnen hin, ein wichtiger Bestandteil des Vermittlungsangebotes, das sich an ein hoffentlich breites Publikum und Schulklassen richtet. Der Band «In der Sammlung» ist ein ungemein interessantes Zeitdokument geworden, dessen Inhalte bemerkenswert sorgsam ausgestaltet sind. Zu vielen Bildern sind Impressionen angefügt, die wirklich lesenswert sind, einen zeitlichen Aufwand bedingen, der sich lohnt.

Unter anderem setzt sich der amtierende Kaspar Marti mit den letzten 25 Jahren des Glarner Kunstvereins auseinander. Es ist eine Weiterführung des von Beat Gähwiler einst verfassten Beitrages «125 Jahre Glarner Kunstverein». 1995 war ein ereignisreiches Jahr. Mit 180 Werken des glarnerischen Kunstschaffens war der Verein an den 150-Jahr-Feierlichkeiten zur Gründung von New Glarus vertreten. Organisiert wurden diese und eine weitere Ausstellung zum 25-Jahr-Jubiläum der Region Glarner Hinterland / Sernftal durch den Kunstverein.

Kaspar Marti befasst sich mit seinem detaillierten Aufzählen mit gar Vielem, was den Kunstverein belastete, erfreute, einbezog. Da finden beispielsweise eine Auseinandersetzung mit der Urheberrechtsgesellschaft ProLitteris, die Wahl von Annette Schindler zur Direktorin des Swiss Institute in New York im Jahre 1997, die Finanzierung des Kunstbetriebs und der Unterhalt des Kunsthauses Erwähnung. Internetauftritte, Nutzung von Teilen des Kunsthauses für Konzerte und mannigfaltige Begegnungen, Verleihung des Glarner Kulturpreises an das Kunsthaus im Jahre 2009 als Bau von nationaler Bedeutung, Strukturdiskussion und Genehmigung der neuen Statuten im April 2006, Personelles, sorgsam geplante Sanierung des Kunsthauses (2010 durch eine ausserordentliche HV durch die Mitglieder genehmigt, Gutheissung auf hälftige Übernahme der gesamten Sanierungskosten von 3,2 Millionen Franken plus 20%, maximal also 1,92 Millionen Franken durch den Kanton an der Landsgemeinde 2016, Baustart im Jahre 2019), Triennale im Klöntal, Verlust der Holzskulptur «Venus» von Raffael Benazzi als Folge eines Schwellbrandes im Bahnhof Glarus Erwähnung. Aufgabenteilung für Verein, Vorstand und Mitarbeitende zeigen, wie vielfältig und fordernd alles ist.

Dieses Mittun ist nicht selbstverständlich, ist riesig willkommen und soll im Rahmen dieses Berichts auch angemessen verdankt werden.