Kunsthaus Glarus – Karin Reichmuth und Heimspiel

Unlängst fand im Kunsthaus Glarus das Begegnen mit Karin Reichmuths Schaffen und weiteren Künstlerinnen und Künstlern statt. Vor gut einem Jahr wurde die im Glarnerland und im Tessin lebende und wirkende Karin Reichmuth Gewinnerin des Fokuspreises des Glarner Kunstvereins. Ihr vielseitiges Schaffen (Skulpturen, Malerei, Collagen) erhielt damit verdiente Beachtung. Teile sind im Kunsthaus Glarus bis zum 6. Februar des kommenden Jahres ausgestellt.



Arbeit von Karin Reichmuth, (Bilder: p.meier)
Arbeit von Karin Reichmuth, (Bilder: p.meier)

Diesem Bereich ist unter dem Titel «Heimspiel» ein länderübergreifender Überblick zum zeitgenössischen Kunstschaffen mit Bezug zu den beiden Appenzell, Glarus, St. Gallen, Thurgau, dem Fürstentum Liechtenstein und dem Bundesland Vorarlberg angegliedert. Präsentiert wird das Gestalten von 81 Kunstschaffenden mit einem neuen Ausstellungskonzept. Für Glarus hat Otto Bonnen den Bereich «Umgang mit Konventionen» gewählt.

Karin Reichmuth, *1979, lebt und arbeitet in Ennenda und Carrara. In einer Vorschau ist nachzulesen, dass ihre Arbeit der «konzeptuellen Kunst» zugeordnet werden kann, dass sich der «Blick auf das Wesentliche» eröffnet. Ihre Arbeiten seien durch eine breite Vielfalt geprägt. Die Kunstschaffende ist weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt. Sie zeigt ihre Positionen beispielsweise im Umgang mit Alltagsgegenständen oder Geschichtlichem. Sie rückt ihr Denken und Gestalten in unseren gegenwärtigen Raum, der zuweilen stark gefährdet ist. Sie tut das in Verbindung von Ernsthaftigkeit, Befreiendem, sehr Kunstsinnigem, verblüffendem Kombinieren, zeitweilig ungeheuer akribischem Ausgestalten. Der Prozess dieses Entstehens ist im Kunsthaus Glarus enorm einfühlend nachvollzogen, bezieht das mit ein, was echte Schwerpunkte sind. Das lädt zum Verweilen und genauen Hinschauen, zum Vergleichen, Besinnen ein – beim Begegnen mit Skulpturen aus Stein, feingliedrigen Bildern, dem Oktopus in seiner, ihm vertrauten Heimat, Affen, die den Eingang zum Ausstellungsraum pausenlos im Auge haben.

Die Verantwortlichen des Kunsthauses Glarus haben die Chance genutzt, das Ausgestalten im Rahmen des Heimspiels zusammenzufügen und dies dem interessierten Publikum näher zu bringen.

Das gerät vielseitig, führt zuweilen zu Fragen, zu Unverständnis, mündet in Konfrontierendes.
Da ist beispielsweise der Ballonbogen, den man an Events aller Art zu sehen bekommt. Hier ist es – kunsthistorisch gesehen – das symbolträchtige Tor, das passiert wird.
Weitergehend trifft man die «Verbotene Frucht im Bundeshaus» samt Hasskommentaren, damit grober Wortwahl und verbaler Gewalt.
Man stösst auf Abzüge von Gerätschaften, wie sie in der Industrie verwendet werden. Text und Werbemotive fliessen ineinander.
Das Warten auf eine Aufenthaltsbewilligung wird im Treppenhaus zum oberen Saal visualisiert. Es sind monumentale Schriftzeichen, die eine genaue Zeitangabe enthalten, dekorativst wirken, nur dann fassbar sind, wenn man sie kennt, lesen kann.
Breiten Raum nimmt Geschichtliches um die einst blühende Textilindustrie aus dem 19. Jahrhundert im Oberlichtsaal ein. Steinskulpturen, gelesene Texte, Druckmodel für den Textildruck, Bauten aus der damaligen Blütezeit, Textilbrachen als Baudenkmäler, Chancen der Neunutzung fliessen ineinander, beeindruckend, nachdenklich stimmend.
Dekorative, stark beeindruckende Impressionen aus dem nächtlichen Garten, Wandel einer Wandpaneele, Ateliereinweihung, Suezkanal-Blockade und Grossbrand des Grenfell Towers in London sind Zeitgefässe, Stationen des jeweiligen Schaffens. Videos, Verweilen und Rumhängen, Zeichentrickfilm, leere Räume in der Wüste und Unrast in der Stadt – man ist von einer Vielfalt umgeben, die für Betrachtende zuweilen unfassbar, dann wieder recht nahe ist.

Austragungsorte dieses «Heimspiels» sind, neben dem Kunsthaus Glarus, der Kunstraum Dornbirn, Kunst Halle und Kunstmuseum St. Gallen und die Kunsthalle Appenzell. Aus unserem Kanton sind Katrin Hotz, Petra Hauser, Angela Hausheer und Tomas Baumgartner
vertreten.