Kunstpreis geht an Estrellita Fauquex

Die Baumgartner-Frauen-Stiftung verleiht ihren Kunstpreis in zweijährigem Turnus. Er dient zur Förderung von Frauenprojekten und geht an weibliche Personen, die im Bereich von Kultur und Gesellschaft Herausragendes leisten. Im Bereich der Kunst werden Malerei, Bildhauerei und Fotografie berücksichtigt. Im Sektor Gesellschaft gilt der Fokus der Förderung der Ausbildung von Frauen. Der Preis ist mit jeweils fünftausend Franken dotiert.



Kunstpreis geht an Estrellita Fauquex

Dem Stiftungsrat gehören an: Maria E. Tuggener-Baumgartner aus Uster (Präsidentin), Johanna Schneiter-Britt, Ennenda (Vizepräsidentin); Leni Takihara, Engi (Verantwortliche des Bereichs Kunst); Susanne Fanzott, Ennenda (zuständig fürs Ressort Bildung und Gesellschaft); Adelheid Baumgartner, Sool, ist Gründungsmitglied. Die Stiftung hat ihren Sitz in Sool.

Die Übergabe des Kunstpreises fand kürzlich in der Landesbibliothek Glarus statt. Es dominierten freundschaftliche Wertschätzung, Herzlichkeit, bemerkenswert kurze Voten, kulinarisches Verwöhnen und reger Gedankenaustausch. Maria Tuggener begrüsste im Namen der eher wenig bekannten Stiftung, die einen nicht zu unterschätzenden Beitrag zu leisten vermag.

Estrellita Fauquex aus Matt wurde aus 24 Bewerberinnen ausgewählt. Der Preis war in Kunstbulletins und in der lokalen Presse ausgeschrieben. Die Preisträgerin überzeugte die Mitglieder des Stiftungsrates durch ihr in dieser Form einmaliges, meisterhaftes Schaffen, das riesige Geschick und die kunstvolle, inhaltsstarke Umsetzung ihrer zahlreichen Ideen, die viel Heiterkeit, Besinnliches, unglaubliche Feinheiten und stilvolle Schönheit zum Inhalt haben. Maria Tuggener zeigte auf, wie drei Erlebnisse zu ihrem Kontakt mit Estrellita Fauquex und ihrem Schaffen geführt haben. Erstmals war das im Mueseum Bellerive der Fall, später in Engi, als man eine gar rege Unterhaltung zu führen begann, sich kurz vorstellte und – wieder etwas später – im Hause der Künstlerin mit allen Mitgliedern des Stiftungsrates. Die Wahl der Preisträgerin war einstimmig, es sei – und da war Maria Tuggener nicht allein – ein einmaliger und guter Entscheid gewesen. Sie gab der Hoffnung Ausdruck, dass Estrellita Fauquex noch ganz lange in dieser Art tätig bleiben könne. Sie berühre mit ihrem Schaffen die Betrachtenden zutiefst, vermöge viele, ganz positive Gefühle zu wecken.

Leni Takihara aus Engi hielt eine ganz kurze Laudatio, herzlich, ehrlich und einfühlend. Sie zeigte auf, dass man beim Ausdruck «Scherenschnitt» nicht sofort an Kunst denke. Da käme einem eher das frühere, oft mühsame Rumschnipseln in den Sinn, übers Produkt in solchen Jugendjahren wolle sie schon gar nicht reden. Was Estrellita Fauquex erschaffe, sei höchste Kunst. Die Rednerin kam auf Geschichtliches im Zusammenhang mit Scherenschnitten aus China und Japan zu reden. Den Beruf der Kunstschaffenden setzte sie mit Berufung gleich. Es entstehen nicht bloss Scherenschnitte mit irgendwelchen possierlichen Tierchen oder Blumen. Es wachsen Landschaften, die leben, die so filigran, elegant, lieblich sind und eine Vielzahl von Empfindungen zu wecken vermögen. Estrellita Fauquex zaubert so Reichhaltiges in Räume, präsentiert ihre Geschöpfe und Impressionen in Vitrinen, dies in der Landesbibliothek. Sie schneidet zimmerhohe Landschaften, Stillleben, Porträts, verleiht diesen Inhalten mit kluger, knapper Farbgebung zusätzliches Leben, lässt dreidimensionale Aussagen wachsen. Alles wirkt so elegant, lieblich, verspielt. Einen kleinen Teil ihrer Kunst verband sie mit der Neuerscheinung des Buches «Vrenelisgärtli und andere Glarner Sagen» von Swantje Kammerecker. Wer sich das genauer anschauen will, findet dieses kunstvolle Gestalten bis zum 10. Juni in der Landesbibliothek vor. Dass Estrellita Fauquex ihr Schaffen im In- und Ausland gezeigt hat und weiterhin präsentieren wird, ist gut verständlich.

Die Preisträgerin ist keine Freundin langer Schilderungen. Knapp zeigte sie auf, was ihr Natur und Freiheit bedeuten, wie gerne sie sich – am liebsten barfuss – irgendwo draussen aufhält und sich nun mit allen freue, die sich zu dieser Preisverleihung eingefunden haben.

Estrellita Fauquex kam in Basel in einer Künstlerfamilie zur Welt. Sie wuchs im Zürcher Unterland, später im oberen Teil dieses Kantons auf. Jetzt ist Matt ihr Wohnsitz und Zentrum des Gestaltens. Einst war sie als Grafikerin und Illustratorin tätig und befasste sich später mit Natur- und Zeichenstudien. Handwerkliches Geschick, viel Kreativität und ein riesiger Ideenreichtum kommen bei ihrem meisterhaften Umgang mit Schere und Papier zum Tragen. Sie hat sich im Laufe ihres Schaffens eine wundersame Technik angeeignet. Sie war in zahlreichen Galerien im In- und Ausland zu Gast – rund um den Globus.

Und dass nun Bedeutsames aus dieser grossen, weiten Welt im beschaulichen Matt einen Stammplatz gefunden hat, ist riesig schön.