Kunstprojekt Industrieboden

Der Ort des kreativen Gestaltens wird zum Kunstobjekt. So geschehen in dieser Woche im Bebié Hochgebäude in Linthal. Die Kunstmalerin Irene Curiger, Winterthur, führt schon seit über 20 Jahren Malkurse in der ganzen Schweiz durch und ist nun zum ersten Mal mit einer Gruppe in Linthal zu Gast.



Kunstmalerin und Kursgestalterin Irene Curiger
Kunstmalerin und Kursgestalterin Irene Curiger

Auf Spuren der Vergangenheit

Jahrzehntelang standen Textilmaschinen im Saal des 5. Stockwerks in der Wollspinnerei Bebié. Arbeiterinnen und Arbeiter liefen unentwegt von Maschine zu Maschine, knüpften gerissene filigrane Fäden mit geschickten Händen wieder zusammen. Die Halle ist seit mehreren Jahren leer geräumt, doch die Spuren auf dem weinroten Bodenbelag sind geblieben und wurden jetzt als Arbeitsprojekt von der Kursleiterin Irene Curiger für diese Woche bestimmt. Das Resultat ist verblüffend, sind doch die Flecken, abgewetzten Stellen, oberflächlich ausgebesserten Löcher, die die Maschinen bei deren Entfernung hinterliessen, alleine schon Kunstwerke, wenn jede Stelle für sich als einzelnes Ereignis betrachtet wird. Was Kunst vermag, wird in den Werken der sechs Malerinnen und den zwei Malern auf eindrückliche Weise sichtbar: Ein kaum oder gar nicht beachteter Gegenstand, ein zufällig entstandenes Naturgeschehen, Spuren vom werktätigen Tun werden durch einen Menschen mit wachem Geist und einem Blick für das Unscheinbare wahrgenommen. Der Schritt hin zum Festhalten des Wahrgenommenen findet durch jeden Menschen in seiner ihm eigenen Weise eine Umsetzung. In faszinierenden Werken, wobei jedes einzelne überzeugt in der Ausführung wie auch der Umsetzung des gestellten Themas, leben die heute noch sichtbaren Spuren des Glarner Textilzeitalters weiter und ein Stück Industriegeschichte wird auf aussergewöhnliche und in überraschender Weise für die Zukunft erhalten.