Kunstreise auf dem Walensee

Johann Gottfried Steffan (1815-1905) und seine Künstlerkollegen malten oft an den Gesta-den des Walensees. Ihre Landschaftsbilder sind derzeit im Museumbickel Walenstadt zu bestaunen. Die Schifffahrt vom 3. Juni, die in Weesen beginnt und endet, führt vorbei an den Malstandorten der Künstler des 19. Jahrhunderts.



Balz Stäger: „Felspartie am Walensee“
Balz Stäger: „Felspartie am Walensee“

Die Kunstreise auf dem Walensee nimmt die Fährte der Landschaftsmaler des 19. Jahrhundert auf. Der Start erfolgt am Samstag, 3. Juni, um 9 Uhr an der Schiffsstation Weesen. Die Rundfahrt geht wieder nach Weesen zurück und dauert bis 11 Uhr. Voranmeldung unter der Telefonnummer 081 735 22 91 ist erwünscht. Die Teilnehmenden erfahren, wie einst die Künstler draussen im Freien nach der Natur zeichneten und dann aufgrund der Skizzen drinnen im Atelier prächtige Seebilder verfertigten. Die Kunstreise findet im Rahmen der Ausstellung „Es lächelt der See“ im Museumbickel Walenstadt statt. Die Gemäldeschau (bis 4. Juni) besteht hauptsächlich aus Leihgaben der Stiftung Weesen und Walensee – Claudio Flütsch.

Zeichnend an den Gestaden des Walensees

Der Wädenswiler Johann Gottfried Steffan führt in München ein Atelier und reist erstmals 1840 an den Walensee. Im Herbst 1852 besucht er zusammen mit den Luzernern Jost Schiffmann und Robert Zünd den Maler Rudolf Koller, der wegen „Der Gotthardpost“ (1873) berühmt werden sollte, in Weesen. Wegen des schlechten Wetters muss das Quartett für einmal in einer Scheune oder einer Felsgrotte arbeiten.

Künstlerischer Wettstreit

Man kann sich lebhaft vorstellen, wie die Künstler gemeinsam bei günstigem Wetter auf Motivpirsch gehen. Sie wählen an den Gestaden des Walensees Landschaftsausschnitte, die sie zeichnerisch bannen. Sie animieren und korrigieren sich gegenseitig. Sie lassen sich gleichsam auf einen künstlerischen Wettstreit ein. Was Wunder, dass unter diesen Umständen dasselbe Motiv öfters in mehreren Varianten oder zum Teil ähnliche, ja fast gleiche Bilder entstehen.

Ideale Reallandschaft oder reale Ideallandschaft

Der Zürcher Dichter Gottfried Keller sinniert in seiner 1882 erschienenen Zeitungsreportage „Ein bescheidenes Kunstreischen“ über die Motivwahl der „Landschafter“. Er hält zunächst fest, dass mit der Bestimmung des Geländeausschnittes die Vorstellungs- und Gestaltungskraft des Künstlers gar nicht zur Geltung käme. Dann räumt er ein, dass „diese Perlen, die kein anderer gesehen hätte, nicht gefunden“, „freilich aber auch ohne das virtuose technische Geschick des Künstlers nicht festgehalten und zu Gesicht gebracht“ würden. Gottfried Keller folgert daraus: „Vielleicht entsteht so die wahre ideale Reallandschaft oder die reale Ideallandschaft“.

München: „künstlerische Hauptstadt“ der Schweiz

Johann Gottfried Steffan verkauft in der bayerischen Metropole erfolgreich Alpenbilder. Er gilt zu seinen Lebzeiten als einer der bedeutendsten Künstler sowohl unter den Schweizern als auch unter den Münchner Landschaftsmalern. Ab 1850 ist sein Atelier ein Mittelpunkt der malenden Eidgenossen: München wird zur „künstlerischen Hauptstadt“ der Schweiz. Viele sehen ihn als eine Art Vaterfigur und zählen zu seinen Schülern. So empfängt zum Beispiel der Glarner Balz Stäger von 1890 bis 1891 im Münchner Atelier des Wädenswiler Altmeisters viele Anregungen zur Landschaftsmalerei.