Kurzweilige Versammlung des Heimatschutzes in Linthal

Der Glarner Heimatschutz - er ist mit rund 500 Mitgliedern im Vergleich zur Bevölkerungszahl eine der grössten kantonalen Sektionen - hat am letzten Samstag im „Forum“ der Spinnerei Linthal seine gut besuchte Hauptversammlung unter der Leitung von Fridolin Beglinger, Mollis, durchgeführt.



Heimatschutz-Chargierte (von links): Thomas Aschmann
Heimatschutz-Chargierte (von links): Thomas Aschmann

Eröffnet wurde der Anlass durch Hanspeter Keller, Präsident des Verwaltungsrates der Spinnerei, die heute noch im Garnhandel tätig ist, in zwei Kleinkraftwerken 15 Millionen Kilowattstunden Strom produziert und sich als „Brutstätte“ für neue Ideen versteht. In den Fabrikräumen ist bereits ein halbes Dutzend junger Unternehmen tätig.

Die Spinnerei-Maschinen wurden 2006 nach Belo Horizonte in Brasilien verlegt, wo 300 Arbeitsplätze geschaffen wurden. Man begann hier 2008 wieder zu produzieren. Die letzte Linthaler Garnspule datiert vom 6. Januar 2006; sie wird sorgfältig aufbewahrt.

Keller schilderte die bewegte, durch etliche Besitzerwechsel gekennzeichnete Geschichte des 1839 von „Spinnerkönig“ Heinrich Kunz gegründeten Unternehmens, das im Laufe der Jahre, im Verbund mit weitern Spinnereien, zu einem hochmodernen Betrieb ausgebaut worden war. Die hoffnungsvollen Pläne für die Herstellung von Solarmodulen scheiterte leider an der Verknappung des für benötigten qualitativ anspruchsvollen Siliziums.

Das Unternehmen plant heute den Ausbau seiner beiden Kraftwerke (Linth und Brummbach), wofür über zehn Millionen investiert werden soll.

In seiner Dankadresse unterstrich Fridolin Beglinger das Interesse des Heimatschutzes an der Industriegeschichte und an den Industriebauten, die architektonisch höchst bemerkenswert sein können, dies auch mit Hinweis auf den Glarner Industrieweg.

Neues Vorstandsmitglied

Die statutarischen Geschäfte waren schnell erledigt. Beglinger machte noch einige Hinweise auf den Jahresbericht, den wir unter dem „In der Kürze liegt viel Würze“ bereits gewürdigt haben. Er freue sich besonders über das Farbkonzept, das für Glarus entwickelt worden ist, den Entscheid über den Kunstdenkmäler-Band und die Aufwertung des Kreuzplatzes in Schwanden (Haus Ferrari). Eine höchst spannende Baugeschichte offenbart das Loriti/Glareanhaus in Mollis. Die HV 2010 findet deshalb in Mollis statt. Und man sieht mit Freude der Einweihung des neuen Gäsi-Kiosks entgegen.
Der Europäische Denkmaltag vom 12. September hat das Wasser zum Thema.

Karin Gudenrath, Niederurnen, trat nach 12-jähriger Vorstandstätigkeit, davon acht Jahre als Vizepräsidentin und vier Jahre als Vorsitzende der Bauberater-Kommission, zurück. Als neue Bauberaterin und als Vorstandsmitglied wurde Judith Gessler, Architektin ETH, gewählt. Das Vizepräsidium des Heimatschutzes und den Vorsitz bei der Bauberatern übernimmt Architekt Thomas Aschmann, Glarus. Karin Gudenrath würdigte die bereits 40-jährige Vorstandstätigkeit von Fridolin Beglinger.

Ausführlich zu Sprache kamen an der HV die von der Alfred Hösli AG in Glarus geplante Halle in der Biäsche sowie die „Umbauten“ in einem Adlenbach-Haus in Luchsingen. Es wurde deutlich, dass die Einsprachemöglichkeiten des Heimatschutzes und seiner örtlichen Stiftungen beschränkt sind und die Beratungstätigkeit nicht immer geschätzt wird.

Im Anschluss an die Versammlung begab man sich auf einen Rundgang durch Linthal (u.a. Landvogt-Schiesserhaus, alter Kirchturm, Orgelmusik in der reformierten Kirche, Stachelberg).