Die Konzerte in der Stadtkirche Glarus haben Tradition. Diesmal wurde der Flötist Matthias Ziegler zum Konzert geladen. Zwei Tage vorher noch in London und Wochen zuvor in Amerika, brillierte er am Sonntagabend im Glarnerland.
Bachs Sonate in g-moll
Die g-moll-Sonate für Flöte und obligates Cembalo (BWV 1020), die Johann Sebastian Bach zugeschrieben wird, wurde wahrscheinlich von Carl Philipp Emmanuel Bach komponiert. Ziegler und Jannibelli spielten sie auf Querflöte und kleiner Orgel. Wie perlten da im Allegro in der Begleitung die Töne! Der letzte Satz, ein weiteres Allegro, kam wieder flink daher und gemahnte etwas an den hoffentlich bald Einzug haltenden Frühling. Die Bach-Sonate war etwas vom Konventionelleren dieses Abends.
Matthias Zieglers Improvisation
Zuerst hörte man aus dem Rohr der Querflöte, das mit einem Mikrofon ausgerüstet war, ein Knacken in verschiedenen Tonhöhen, danach „gewöhnliche“ Querflötenklänge. Später stiess die grosse Orgel leise dazu. Ziegler spielte seine Improvisation auf der so genannten Bassquerflöte. Über eine längere Zeit hinweg tönte es nach reinem, tonlosem Hineinblasen ins Instrument.
Jehan Alain
Jehan Alains „Le jardin suspendu“ für Orgel baut auf der Chaconne auf. Langsam und leise beginnt das Werk sein viertaktiges Ostinato (ständige Wiederholung eines Themas) nicht, wie erwartet, im Bass, sondern in einem sehr hohen Register. Das Thema ändert sich während den Wiederholungen wenig, mit Ausnahme einer lebhafteren Stelle nach der Mitte des Werks. Die Stimmung am Anfang ist mysteriös, exotisch und hypnotisch.
Die „Trois mouvements pour flûte et orgue“ klangen änigmatisch, verquer und modern. Man hörte, dass wir kompositorisch im 20. Jahrhundert waren. Das Andante tönte impressionistisch. Im dritten Satz, im Allegro vivace, war ein Orgelsolo eingebaut. Sicherlich nicht so eingängig wie die zuerst gehörte Bach-Sonate, war es doch eine lehrreiche Erfahrung, Stücke von Jehan Alain (1911 – 1940) gehört zu haben.
Gabriel Fauré
Das „Morceau de concert pour flûte et orgue“ war herrlich anzuhören. Es klang typisch französisch und hätte auch von Poulenc stammen können. Das „Pie Jesu“ aus dem Requiem von Gabriel Fauré ist ursprünglich für Solosopran geschrieben. Die Querflöte übernahm diesen Part und tönte hell und klar.
Zweifellos das bekannteste der vier zur Aufführung gebrachten Stücke von Fauré war die „Pavane“. „Pavane“ ist die Bezeichnung für einen in Paaren ausgeführten, geradtaktigen Hoftanz des 16. und 17. Jahrhunderts. Ursprünglich für Chor und Orchester geschrieben, brachten uns Matthias Ziegler und Emanuele Jannibelli das Werk in einer Version für Flöte und Orgel dar. Jannibelli spielte auf der grossen Orgel abgesetzt, während Ziegler alles band.
Kompositionen von Matthias Ziegler
„La Rusna“ von Matthias Ziegler tönte wie die „Geräusche“, die Urwaldmenschen ihren Holzröhren entlocken. Er spielte innig und mit geschlossenen Augen. Zeitweise erinnerten die Klänge an die menschliche Stimme. Später kam die Querflöte dazu.
Seine Komposition „Contrabasics“ spielte Ziegler auf der Kontrabassquerflöte. Jetzt gings jazzig zu und her, rhythmisiert und mit vielen Synkopen. Es waren so noch nie gehörte Klänge. Zuerst tönte es urwaldähnlich, danach alphornartig.