Längizyti – gespielt in der Aula Glarus

Nach ihrer Pensionierung wanderte das Ehepaar Jöggu und Lisbeth nach Spanien, an die Costa Brava, aus, kehrt nach 17 Jahren wieder zurück, trifft mit Robert und Erika einst liebgewonnene Bekannte, unterhält sich mit Antonio, einen von Jöggus Kollegen und muss im Verlaufe vieler Gespräche eher desillusioniert feststellen, dass vieles ganz anders geworden ist, dass man sich nicht problem- und konfliktlos wieder so zuhause fühlen kann, wie es einst der Fall war.



Längizyti – gespielt in der Aula Glarus

Es ist Alltag, den Pedro Lenz mit seiner Mundarterzählung «Längizyti» aufgreift. Es sind Gesprächsinhalte, wie sie unter Bekannten und Freunden überall aufkommen können. Es ist Robert, der seiner Erika anlässlich eines Telefonanrufs gar überschwänglich mitteilt, dass Jöggu und Lisbeth zurückgekehrt und sich im gleichen Dorf wie sie wieder niedergelassen hätten – in einem Quartier voller Jugend und Leben. Dort «tötele» es nicht – so Robert. Mit seinen Ansichten ist er recht dominant, ist er der zeitweilige Besserwisser. Es wird ganz rasch entschieden, dass man sich bald treffen wolle – zu einem gemeinsamen Nachtessen oder lieber – was Jöggu und Robert betrifft – lieber zu einem Umtrunk in der Dorfbeiz. Robert macht Jöggu klar, dass sich vieles geändert hat, dass Liebgewonnenes aus einstigen gemeinsamen Zeiten verschwunden ist. Man rede nun von Nail-Studios, Barbershops, Clubs und anderem. Robert macht Jöggu nachhaltig mit Höflichkeitsformen vertraut, die in der Schweiz Gültigkeit haben, zu pflegen sind.

Es wird gebechert, geprostet, festgestellt, vermutet, kritisiert, geklagt, über Erfahrungen in Spanien, Umgang mit verschiedensten Nationalitäten, Zitieren von mannigfaltigen Erlebnissen, Oberflächlichkeiten und auch deutlich Belastendem geredet. Es taucht Antonio auf, einer von Jöggus Kollegen, der seit seiner Kindheit in der Schweiz lebt, aber nach vier Jahrzehnten nach Spanien zurück will.

Pedro Lenz webt vieles ineinander, leidenschaftlich, ehrlich, personenzentriert. Es sind Träume, Erlebnisse aller Art, Leidenschaftliches, Banales die aufeinanderprallen, durchs Ensemble «Theater überLand», Langenthal, ausgedrückt, vorgelebt. Man sieht sich mit selbst Erlebtem, Gewohntem konfrontiert, zuweilen mit alles anderem als Aussergewöhnlichem. Das bühnenwirksame Ausspielen ist fordernd.

In einigen Sequenzen wird in Monologen ausgedrückt, was beim Partner festgestellt worden ist, was Gültigkeit hat, belastet. Dann wird auch hinterfragt, philosophiert. Vor allem dann, wenn es um die echte, eigene Heimat, um Bewährtes, Gültiges geht. In solchen, willkommenen Momenten geht es um Unerwartetes, weit weg vom Alltagstrott. Was ist Heimat? Welche Welt spielt für mich eine Rolle? Belaste ich mit meinem gelebten Alltag mein Gegenüber? Wo und wann fühle ich mich wohl, bin ich aufgehoben, werde umsorgt? In solchen Momenten sind aus dem Off tiefgreifende Gedanken, Fragen und Feststellungen angefügt.
Es kommen Tonis Erfahrungen und Mutmassungen dazu. Es ist so viel verpackt, was in unserer Gesellschaft abläuft. Die Unterhaltung ab Bühne ist wechselvoll, zuweilen recht spannend, dann wieder gelebter Alltag.
Es wird bedrückend, wenn Jöggu am Schluss zusammenbricht, stirbt, wenn die Hinterbliebenen ihre Trauer leben, wenn sie hinterfragen, ihre Betroffenheit, zuweilen Hilflosigkeit äussern.

Die Geschehnisse sind geschickt ineinander verschachtelt, sind Lebensphilosophien und Gewohntes, gestatteten ein wechselreiches Konfrontieren.