Lästern

Lästern ist wichtig, aber es ist auch wichtig. diese Art der seelischen Entladung diskret zu betreiben.



Lästern Sie ungerührt
Lästern Sie ungerührt

Denn wenn das Geläster bis zur Person durchsickert, über die man lästert, dann steht man erstens in den Augen dieser Person (ganz zu schweigen von deren Freunden und Verwandten) als hinterhältig und falsch da. Zweitens verletzt man sie, denn niemand erträgt, was andere Leute in bestimmten Momenten wirklich über einen denken. Und drittens wird die Beziehung zu der Person, über die man gelästert hat, und die es auf direkte oder indirekte Art erfährt, für immer geschädigt. Wenn sie es auf indirekte Art erfährt, ist es allerdings weniger schlimm, denn dann kann man immer noch sagen, dass derjenige, der gesagt hat, dass man gelästert hat, ein Lügner ist.

Nun könnte man einwenden, dass man erst gar nicht lästern sollte und seine Kritik doch am besten direkt bei der Person anbringen sollte, die es betrifft. Das klingt zwar nett aufrichtig, ist aber völlig unsinnig. Denn der Zweck des Lästerns besteht darin, Frust abzuladen, sich aufzuregen, sich reinzusteigern, sich auf Kosten von jemandem zu amüsieren und das tut man so, dass die betroffene Person niemals davon erfährt. Niemals. Es handelt sich dabei ja nicht um konstruktive Kritik oder dergleichen, sondern um abgrundtiefe Gemeinheiten, die man zur allgemeinen Unterhaltung auch mal ausschmückt. Das Geläster mitanzuhören ist für die betroffene Person von keinerlei Nutzen, denn das Gesagte entspringt einer momentanen Laune und sagt im Allgemeinen mehr über die Lästernden aus, als über die angegriffene Person.

Es gehört nun mal zur Natur des Menschen, dass er sich gerne aufregt. Anders kann ich mir den Erfolg von beispielsweise gewissen Fernsehtalkshows oder der SVP nicht erklären. Wir lieben es, uns grün und blau zu ärgern, wir können gar nicht genug davon kriegen. Wir wollen uns niemals zurücklehnen und sagen: «Das ist doch alles halb so schlimm.». Nein, wir wollen es schlimm finden. Wir brauchen unsere regelmässige Ration an Ärger, wie die Luft zum Atmen. Lästern ist noch die harmloseste Ausdrucksform dieses Ärgers und deswegen in gesundem Mass und unter strikten Vorsichtsmassnahmen (sich umsehen, ob die Person, über die man sich gerade auslässt, nicht hinter einem steht) unbedingt zu empfehlen. Es ist nichts Verwerfliches dabei, über eine Person herzuziehen und sie in wenigen Sekunden verbal in Stücke zu reissen. Im Gegenteil, nicht selten gehört dazu eine gewisse Portion Kreativität und Leidenschaft.

Also: Lästern Sie ungerührt, aber sehen Sie sich dabei vor!