Landeskirchen eröffnen BFA-Kampagne

Werde Teil des Wandels – so lautet die Aufforderung der diesjährigen Kampagne von «Brot für alle» und Fastenopfer. Zu diesem Thema referierte am vergangenen Donnerstagabend der Ethik-Dozent Thomas Gröbly im Kirchgemeindehaus Glarus.



Landeskirchen eröffnen BFA-Kampagne

Dabei ging es um die Frage, was es braucht, damit unsere Gesellschaft auf einen nachhaltigen Weg einbiegen kann. Das Ziel müsse, so Gröbly, eine solidarische postfossile Postwachstumsgesellschaft sein, eine Vorgabe, die der Initiator eines Ethik-Labors im Folgenden zu erläutern versuchte. Wandel könne demnach nur ein gemeinschaftliches Produkt sein, wobei es sich bedinge, dass wir Menschen uns klassischen Ansichten und Dingen verabschieden müssten. So sei das Propagieren von Wachstumssteigerung nicht uneingeschränkt positiv zu betrachten, sondern man müsse immer auch darauf schauen, auf welche Kosten dieses Wachstum geschieht. Veränderung dürfe nicht erst entstehen, wenn es zu spät ist. «By design not by desaster», zitierte Gröbly. Der Mensch sei dabei immer Teil der Erde. «Die Erde gehört nicht uns, sondern wir gehören zur Erde.» Das heisst: Wir leben von der Natur, der Luft, dem Wasser, Pflanzen und Tieren und sind dadurch vielfältig beschenkt. Wir leben auch von anderen Menschen und sind damit vielfältig abhängig. Wir leben von Tieren und sind verwandt mit allen Lebewesen. Dies ist der Grundsatz unseres Daseins. Um die Bedingungen der Welt ändern zu können und einen gemeinsamen Wandel zu forcieren, müssen wir Bedingen schaffen, die allen gerecht werden. Fairtrade reiche da nicht, der ganze Handel müsse gerecht werden.

Das beginnt schon bei der Sprachlichkeit. «Wir brauchen neue Erzählungen», so Gröbly. Haben wir früher von haben geredet, sollten wir nun sein sagen. Was früher Anhäufung bedeutete, klingt hier nach Bescheidenheit. Aus Egozentrik wird Solidarität. «Thinking out oft he Box», also über den Tellerrand blicken und emphatisch sein, dies und mehr kann dabei helfen. Dass ein solches Reden nicht blosse Theorie ist, sondern auch praktisch zur Anwendung kommen kann, machte der Referent an konkreten Beispielen klar. Wenn wir z.B. in den örtlichen Buchhandlungen einkaufen statt im Internet, geht der Buchhändler hoffentlich auch vor Ort einkaufen. So bliebt das Geld im Ort und stärkt hier die Wirtschaft. Was einfach klingt, muss auch umgesetzt werden. «An einem Buch aus dem Internet verdient der Ort nichts», stellte Gröbly klar. Teil des Wandels werden steckt voller Spiritualität. So sind es auch biographische Momente, die den Ethiker zu seinen Thesen bewegten. Die Situation der Erde ähnelt der des Menschen sehr. Beide haben begrenzte Ressourcen. Die Auseinandersetzung mit der eigenen Sterblichkeit helfe also bei der Fragestellung um den Wandel in der Welt. Die Kirche spielt bei diesen Prozessen eine wichtige Rolle. Sie kann Mut machen, Klartext reden und Widersprüche aufspüren, sie soll fair sein und bleiben, Spiritualität und symbolische Sorgfalt pflegen. Die BFA-Kampagne für 2018 hat es in sich, das merkten die Zuhörerinnen und Zuhörer im Kirchgemeindesaal, die nachdenklich dem Vortrag lauschten und dem Referent am Ende sogar empfahlen, diesen Vortrag doch beim WEF in Davos zu halten.