Landsgemeinde: Glarner Mantel schützt Regierungsrat vor Wind und Wetter

Ein schwarzer Umhang aus hochwertigem Lodenstoff schützt den Glarner Regierungsrat künftig vor Wind und Regen, Sturm und Schnee. Der Glarner Mantel ist ein Geschenk des Vereins Avoi in Niederurnen (Beschäftigungsprogramm für Wiedereinstieg in den ersten Arbeitsmarkt).



Bitterkalt und nass. So bleibt die Landsgemeinde 2019 vielen Glarnerinnen und Glarnern in Erinnerung: (Foto: Gian Ehrenzeller, Keystone-SDA)
Bitterkalt und nass. So bleibt die Landsgemeinde 2019 vielen Glarnerinnen und Glarnern in Erinnerung: (Foto: Gian Ehrenzeller, Keystone-SDA)

Leider konnte 2020 aufgrund des Coronavirus keine Landsgemeinde abgehalten werden. Aber auch die letzte durchgeführte Landsgemeinde bleibt vielen Glarnerinnen und Glarnern lebhaft in Erinnerung; es war bitterkalt und Schneestürme fegten über den Landsgemeindering. Auch Andi Lienhard, Präsident des Vereins Avoi, stand im wetterausgesetzten Ring. Sein Blick schweifte durch die Menge, von regendurchtränkten Magistraten zu schlotternden Mitlandleuten, und fiel dann auf seine Jagdkollegen. Denen schien es unter ihren weiten Lodenmänteln deutlich wohler zu ergehen. «Wir müssen der hohen Regierung solche Mäntel schenken», dachte sich Andi Lienhard– und schritt zur Tat.

Der Glarner Mantel …

Das Ziel des Vereins Avoi ist es, Arbeitslosen, Ausgesteuerten und von Dritten zugewiesene Personen durch Weiterbildung und Beratung, den Wiedereinstieg in den ersten Arbeitsmarkt zu ermöglichen. In den Werkstätten in Niederurnen (Gemeinde Glarus Nord) entstehen verschiedene Produkte wie Jagdinstallationen aus Holz und Metall, Nisthilfen oder Ruhebänke («Glarnerbänkli»). In der Textilabteilung werden zudem hochwertige Lodenmäntel aus Schurwolle geschneidert und mit 6 Steinnussknöpfen versehen. Der Regierungsrat wurde vor einigen Wochen mit je einem persönlichen Exemplar ausgerüstet. Avoi verkauft diese Mäntel künftig unter dem Label «Glarner Mantel» für 230 Franken. 

… eine neue Tradition

Mit Ausnahme von Frau Landammann Marianne Lienhard, die bei schlechtem Wetter mit einem anderen Mantel zum Zaunplatz marschiert, wurden die Regierungsräte sowie der Ratsschreiber und sein Stellvertreter mit persönlichen Exemplaren ausgerüstet. Der Glarner Mantel soll immer dann getragen werden, wenn die Landsgemeinde bei schlechtem Wetter stattfindet. An der bisherigen Kleiderordnung mit Frack und Zylinder wird festgehalten. Die Kleidung entspricht der Mode des frühen 19. Jahrhunderts. Damals waren solche Mäntel auch ein Zeichen von Recht und Ehre. Amtsleute hatten einen Mantel zu tragen, mussten diesen aber während richterlichen Verfahren ausziehen, als Zeichen ihrer Offenheit.