In Schwanden landen Heiligenbilder in die Linth, in Matt werden sie verbrannt. Der Bildersturm erfasst auch Elm, Betschwanden, Glarus, Niederurnen, Kerenzen. Nach einer Kirchgemeindeversammlung zerren Neugläubige in Weesen den Kirchenschmuck auf einen öffentlichen Platz und vernichten ihn unter Hohn und Spott. In Amden führt der Pfarrer höchstselbst mit der Axt in der Hand die Leute zum Bildersturm an. Reformatorisch Gesinnte überfallen in Schänis die Kapelle und schleifen die Sebastian-Skulptur an einem Seil durchs Dorf. Auch in Benken, Kaltbrunn und Rapperswil wütet der Bilderstreit.
«Reformationswirren um 1528: Bildersturm im Linthgebiet – ketzerische Pfaffen, treulose Untertanen, zornige Bildschänder» – so lautet der Titel der Wanderausstellung, die in der Landesbibliothek Glarus bis am kommenden Samstag, 26. Mai, zu sehen ist. Danach ist die Bilder-Text-Schau von Dr. Stefan Paradowski, Agentur für Kunst- und Regionalgeschichte, konzipiert, in Weesen, Tuggen und Rapperswil zu besichtigen.
Ulrich Zwingli: geistiger Vater der Reformation im Linthgebiet
Nach Meinung des Reformators Ulrich Zwingli sind Kultbilder Verstofflichungen von Götzen. Er sagt: «Wir brauchen neben Gott keine Vermittler». Er benützt das biblische Bilderverbot als Argument und ist für eine vollständige Abschaffung der Bildwerke. Seit Langem pflegen Glarner rege Beziehungen zur Stadt Zürich: Man besucht dort die Märkte, es bestehen vielfältige Briefkontakte. Nicht selten ist man beim ehemaligen «Kirchherrn von Glarus» (1506-1516) zu Gast: bei Ulrich Zwingli, dem geistigen Vater der Reformation im Linthgebiet.
In nicht weniger als fünf Landsgemeinden befassen sich die Glarner mit der Reformation. Jene vom 17. April 1529 befürwortet die konfessionelle Koexistenz und untersagt «das rohe Entfernen der Bilder und Altäre durch die Hand Mutwilliger». Ermuntert durch die Tatsache, dass in Glarus eine kleine Mehrheit von Neugläubigen besteht, hofft das Untertanengebiet Gaster, beim Bildersturm genug Schutz von Glarus und Zürich zu erhalten.
Durch die Reformation entstehen innerhalb der Alten Eidgenossenschaft zwei unversöhnliche konfessionelle Lager: auf der einen Seite die wachsende reformatorische Gruppe mit Zürich und Bern, auf der andern Seite die fünf katholischen Orte Uri, Schwyz, Unterwalden, Luzern und Zug. Die ideologischen Kämpfe werden durch die Hinrichtung des in Kaltbrunn und Tuggen reformatorisch tätigen Pfarrers Jakob Kaiser noch verschärft und führen zu einem militärischen Aufgebot auf beiden Seiten.
Zwangsweise Rekatholisierung
Die Vermittlungen unter dem Glarner Landammann Hans Aebli verhinderten eine blutige Auseinandersetzung. Kampflos wird 1529 der erste Kappeler Landfriede geschlossen. Die Einigkeit währt nicht lange. Im Zweiten Kappelerkrieg 1531 erleiden die schlecht mobilisierten und geführten Protestanten eine empfindliche Niederlage.
Und die aufmüpfigen Landvogteien Gaster und Uznach, die sich durch die Reformation politische Unabhängigkeit von den Herrschaften Schwyz und Glarus erhoffen, erhalten Anfang 1532 von der Obrigkeit einen harschen Strafbrief, verlieren das Landrecht und werden zwangsweise rekatholisiert. Auch Rapperswil erfährt dieses Schicksal.
Landsgemeinde untersagt das rohe Entfernen der Bilder und Altäre
Der Bildersturm bricht in Zürich aus, verbreitet sich dann 1528 im Glarnerland, in den Untertanengebieten Gaster und Uznach sowie in Rapperswil. Eine Wanderausstellung zu diesem Thema ist noch bis am 26. Mai in der Landesbibliothek Glarus zu sehen.