Lanik – sie singt, komponiert, ist erfrischend vielseitig

Hinter dem Pseudonym «Lanik» verbirgt sich die in Glarus wohnhafte Annick Langlotz. Ihr Singen, zumeist fern von wuchtigem Dröhnen, grosser Show und kernig – wuchtigen Aussagen, Lichtkaskaden und hart hämmernden Drums zeugt von wohltuender, beeindruckender Vielfalt, die es in dieser Vermischung zu selten gibt.



Lanik – sie singt, komponiert, ist erfrischend vielseitig

Oft wirkt sie mit Gleichgesinnten zusammen, verwöhnt in der ihr eigenen Art. Ihre Liedtexte zeugen von sorgsamer Suche, beinhalten Vermutungen, bringen die Ergebnisse ihres Komponierens in den jeweiligen Raum, hin zu den Besuchenden. Man hört sich gerne in diese Melodien- und Sprachvielfalt hinein. Liest man einige Text durch, ist man mit Laniks Suche konfrontiert. Das kann wie folgt aussehen:

Aes will keine wartä
Uf minä Gartä
Voller revolutionärär Phantasiä bini gstartet
……..
D Wort sind langsam
D Musig im Chopf
D Gfühl sind parat
Doch dr Text hätt än Cnopf
Franz, Dütsch, Aenglisch
Am Aend isch`s egal
Aber bring `s uf dr Punkt
Suscht chunsch itz Regal

In Laniks Botschaften schwingt eine gesunde Ehrlichkeit mit. Musik und Gesang begannen bei ihr schon früh. Sie erlernte das Klavierspiel, hat früh im Kinderchor von Christoph Kobelt mitgesungen und – viel später – für kurze Zeit in einem Gospelchor mitgetan. Jazz hat sie stark inspiriert und ihr ab 2001 mit den Sängerinnen Sarah Büchi und Erika Stöckli im Trio «Triangle» den Weg zum Heute geprägt. Kreativität, Gitarre, Präzision waren einst Trumpf. Drei Jahre in Sierra Leone mit der Band «Groovy Color `s» und Auftritte als Strassenmusikerin in Frankreich und der Schweiz führen ins Heute, betreffen Gründung und Auftritte mit der Band «Long Couleur» mit David Kobelt, Fridolin Berger und Hugo Knobel.

Chansons sind und bleiben faszinierend, führen zum eigenständigen Komponieren in grad drei Sprachen. Erschienen ist dieses Schaffen auf ihrem ersten Album im Februar dieses Jahres mit dem Titel «little girl». Produziert wurde es vom Musiker David Plüss.
Lanik sucht, erarbeitet, setzt vieles um. Zurzeit gilt das einem Kinderstück, das in Zusammenarbeit mit der Clownfrau Milu aus dem Zirkus Mugg entsteht und Zirzensisches, Musik und Theater vereint. Und dann wäre noch eine kleine kantonsübergreifende Tournee als Strassenmusikerin und Songs aus der neuesten CD zu erwähnen.
Und es kommt die Familie mit den zwei Buben und die Tätigkeit ihres Mannes dazu. Die fordernde Kunst des organisierten Miteinanders funktioniert derart, dass terminliche Kollisionen wohl aufkommen, sich dank wertvollen Familienstrukturen lösen lassen.

Lanik bewegt sich musikalisch auf verschiedensten Ebenen, Jazz, Blues, Funk und anderes sind für sie Lebensinhalte, seit sie die Kanti Glarus abschloss. Mit Beppe Semeraro und Martin Lehmann ist es Blues, mit anderen Rock`n` Roll, Jazz, Funk und oder Pop, dann wieder sind es Chansons. Wichtig und wesentlich ist, dass sich das Publikum einbezogen weiss, mitswingt, sich anstecken lässt. Spannendes, Neues will in verschiedenen Zusammensetzungen entwickelt, erprobt und eingeübt sein, bevor das bühnenreif ist.

Lanik lässt sich bereitwillig und voller Interesse auf Neues ein, lässt sich von Verschiedenstem aus allen Teilen der musikalischen Welten beeinflussen. Das können Songs sein, die sie gerade hört, es kann beim Einüben mit Musikerinnen und Musikern etwas wachsen. Zuweilen ergeben sich beim Schreiben von Liedtexten unerwartete Inspirationen, geben den Impuls, sich auf wieder Neues einzulassen.

Lanik hat nicht einfach eine Musikform ausgewählt, die Hinhörenden gefallen soll, erfolgreich und ohne «Wenn und Aber» ankommt. Sie fordert sich und unmittelbar Einbezogene. Was ist relevant? Was ist umsetzbar? Welche Sprache passt? Sie ist als Suchende unterwegs.
Texte sind ihr sehr wichtig. Sich mit wenig Worten und mittragender Musik so auszudrücken, dass es ankommt, sinnrichtig aufgenommen wird, ist ungeheuer schwierig. Da braucht es Erfahrung, Gespräche, Rückmeldungen, Erfahrungsaustausch.

Es braucht aber auch verschiedenste Auftrittsformen, Lokalitäten. Im Moment sind das beispielsweise ein Gottesdienst, der Aktionstag «Chlüntel langsam», das Theaterstück mit dem Titel «Verrückt im Apfelglück» im Güterschuppen Glarus und im Gemeindezentrum Schwanden und anderen Plätzen. Alles erfordert hohe Vielseitigkeit, bedeutet Anforderung.

Lanik steht mitten in Musikalischem, baut auf Erlerntem wie Gesangsunterricht, einjährige Ausbildung in Zürich auf und hofft auf eine anderthalbjährige Ausbildung in Deutschland, wirkt im Projekt «KunstNetzWerk» an der Burgstrasse 26 in Glarus mit und sehnt sich nach Weiten, die im Glarnerland nicht immer zu finden sind. Vernetzung und Austausch sind ihr wichtig.

Nun ist es zur Aufgabe der beruflichen Tätigkeit an der Kanti Glarus gekommen, dieser Entscheid stand für Lanik seit geraumer Zeit fest. Stärkere Hinwendung zur Musik ist nun möglich. Nachhaltig ist der Wunsch, mehr persönliche Freiräume zu haben, während denen nicht auf ein fixes Ziel hingearbeitet werden muss.
Es sind Zeiträume für sich selber, ohne äussere Anforderungen.

Deshalb, und das gibt Lanik an, sei die Strassenmusik so wohltuend, sei ein Ort für Unerwartetes, nicht Voraussehbares. Sie will sich Unbekanntem hingeben, das Gefühl erfragen, wie mit Leben und Natur umgegangen werden soll. Sie will zuhören und Innehalten können.