«Lebendige Traditionen Ostschweiz»

Die Kulturbeauftragten der Ostschweizer Kantone Zürich, Glarus, Schaffhausen, Appenzell A.Rh. und I.Rh., St.Gallen, Graubünden und Thurgau gehen die Inventarisierung des immateriellen Kulturerbes gemeinsam an. Die Volkskundlerin Birgit Langenegger wurde mit der Projektleitung betraut.



Gehört zur Glarner Tradition: Berggottesdienst auf dem Hengstboden oberhalb Elm. (Bild: Edi Huber)
Gehört zur Glarner Tradition: Berggottesdienst auf dem Hengstboden oberhalb Elm. (Bild: Edi Huber)

Anfang September hat das Bundesamt für Kultur mit einer nationalen Medienkonferenz das Projekt «Lebendige Traditionen» lanciert. Mit der Ratifikation des UNESCO-Übereinkommens zur Bewahrung des immateriellen Kulturerbes hat sich die Schweiz verpflichtet, geeignete Massnahmen zu dessen Sicherung, Förderung und Erforschung zu ergreifen. Zentrales Element dabei ist die Erstellung einer nationalen Liste des immateriellen Kulturerbes. Unter dem Titel «Lebendige Traditionen» erarbeitet der Bund in Zusammenarbeit mit den Kantonen ein solches schweizerisches Inventar.

Zum immateriellen Kulturerbe zählen Praktiken, Darstellungen, Ausdrucksformen, Wissen und Fertigkeiten, die Gemeinschaften und Gruppen als Bestandteil ihres Kulturerbes ansehen. Diese werden von einer Generation an die nächste weitergegeben und fortwährend neu gestaltet. Sie vermitteln Gemeinschaften ein Gefühl von Identität und Kontinuität.

Verschiedene Kriterien müssen erfüllt sein, damit der Eintrag einer lebendigen Tradition in die nationale Liste vorgeschlagen werden kann. So sind unter anderem das Bestehen seit ungefähr zwei Generationen oder die breite gesellschaftliche Verankerung Voraussetzung für die Berücksichtigung.

Gemeinsames Vorgehen in der Ostschweiz

Für die Umsetzung und den Inhalt der Inventarlisten sind die Kantone verantwortlich. In einem ersten Schritt sammelt jeder Kanton lebendige Traditionen auf seinem Gebiet. Die Vorschläge werden in einem zweiten Schritt zuhanden der nationalen Liste weitergeleitet. Die Ostschweizer Kantone gehen diese Aufgabe gemeinsam an. Die überkantonale Lösung schafft die Möglichkeit, ähnliche Traditionen miteinander zu vergleichen und gemeinsam zu positionieren.

Die Kulturbeauftragten der Ostschweizer Kantone betrauen lic. phil. Birgit Langenegger mit der Leitung des Projekts «Lebendige Traditionen Ostschweiz». Langenegger ist ausgebildete Volkskundlerin. Sie wuchs in Rebstein auf und ist heute in St.Gallen wohnhaft. Seit 2006 ist sie als Kuratorin am Museum Appenzell tätig.

Langenegger wird bis zum Anfang des nächsten Jahres – unterstützt von der Volkskundlerin Silvia Conzett, die den dreisprachigen Kanton Graubünden bearbeitet – eine Liste mit rund 80 Einträgen aus allen acht Kantonen erarbeiten. Ziel ist es, eine möglichst grosse Vielfalt an lebendigen Traditionen in der Ostschweiz zu lokalisieren. Dabei ist nicht nur «typisch» Traditionelles gefragt, sondern auch Ungewohntes und Verstecktes kann eine lebendige Tradition sein und die Kriterien für eine Aufnahme in die Liste erfüllen.

Die Ostschweizer Liste dient schliesslich als Vorschlag für eine mit Fachleuten aus der ganzen Schweiz besetzten Steuerungsgruppe, welche die Liste im Frühling 2011 begutachten und weiterentwickeln wird. Es kann davon ausgegangen werden, dass schliesslich zwischen 20 und 30 lebendige Traditionen aus der Ostschweiz Eingang in die nationale Liste finden werden.

<link http: www.lebendige-traditionen.ch>www.lebendige-traditionen.ch