Lehm, Ton, Erde - unbelebte Materialien

Die Glarner Kantonalbank schafft jeweils mit ihren Vernissagen die Plattform für Glarner Künstler ihre Werke dem breiten Publikum zu präsentieren. Am vergangenen Donnerstag wurde in diesem Rahmen die Ausstellung mit Werken von Esther Curiger aus Mollis eröffnet



Fränzi
Fränzi

In seiner kurzen Ansprache gab Stephan Bruhin, Mitglieder der Geschäftsleitung der GLKB, der Hoffnung Ausdruck, mit dieser Vernissage dem zahlreich erschienenen Publikum einen schönen „Obig“ und Anregungen zu interessantem Gedankenaustausch zu bieten. Musikalisch umrahmt wurde der Anlass durch die Familie Keller Müller aus Schwängberg, Herisau, dem Heimatland von Esther Curiger.

Kunst aus unterschiedlichsten Materialien

„Lehm, Ton, Erde, unbelebte Materialien, erst formbar mit Wasser, werden geknetet, vermischt, geschaffen, zur Form, zur Masse, fast wie Gott am 6. Tag den Menschen schuf.“ Mit diesen eindrücklichen Worten begann Georg Müller seine Laudatio. Weiter sagte er: „So arbeitet und modelliert Esther Curiger, doch statt Odem einzuhauchen, nimmt sie Feuer und ihre Figuren erstarren zu terra cotta - zu gebrannter Erde. Menschen, Tiere, Töpfe, Schmuck entstehen, sie verfremdet die Gestalten, witzig, schalkhaft die Tiere, als wären sie kleine Kobolde, doch die richtigen Kobolde sind die Menschenfiguren, reduziert, vielleicht auch nur komprimiert auf eine Eigenschaft, eine Verbeugung, eine Haltung, die die Phantasie von neuem anregt, die der Figur nun trotzdem Leben einhaucht, wenn auch nur im Geiste des Betrachters.“

Betrachte man die Werke werde das grosse Welttheater spürbar, das hartnäckige Leben und die Vergänglichkeit. Den Augenblick fange sie ein und mit Brennen versuche sie die Ewigkeit zu schaffen. Eine Ewigkeit im menschlichen Sinn, denn auch terra cotta zerbricht, geht man nicht behutsam mit ihr um.

Kleine Menschlein und Frauenakte

Ihre Menschlein auf den rostigen Eisenplatten schreiten über Gräte, sie stürzen nicht ab, sie krümmen sich und schauen in Gleichmut in die tiefsten Abgründe. Prozessionen sind es, verschiedenste Prozessionen, ernsthafte, verhaltene, ehrfürchtige. Sie schreiten den Rändern entlang, erklimmen mit letzter Kraft die Höhe, verbeugen sich noch einmal bevor sie es geschafft haben, oben zu sein. Um mit den anderen Figuren zu „plaudern“. In kleinen Gruppen treffen sie sich, schwatzen wie auf dem belebten Dorfplatz am Samstagmorgenmarkt. Sie suchen Nähe zu andern Genossen, drehen sich aber abrupt wieder weg und formieren sich in andern Arbeiten von Neuem mitten im Ausschnitt der Eisenlandschaft. Diese Landschaften sind entstanden mit dem Rosten - Gebirge, Seen, Meeresbuchten und Strände sind entstanden - jeder entdeckt darin eine andere Welt – seine Welt.

Nun sind da noch die Frauenakte, aus rotbrauner Erde geformt, dick und würdig, wie Urmütter sitzend auf festem Boden. Sie strahlen Selbstständigkeit, Vertrauen und Sicherheit aus und geben die Zuversicht, dass keiner verhungert. Die Gleichmut der Figuren beruhigen scheinbar, sie bauen Spannung auf und provozieren durch ihre Natürlichkeit um so mehr.

Welch ein Gegensatz dazu, ihre Fränzi, die kleinen Engel, fein ziseliert bis in die letzte Haarsträhne, manchmal sind sie allein, dann wieder auf Schalen und versammelt auf der Weinrebe, durch den Raum schwebend.

„Eine gehörige Portion Humor verbreitet Esther Curiger mit ihren Fabelwesen, ihren Kobolden, ihren schrägen Vögel und ihren Menschlein, die sich - scheint es mir –immer in der Hoffnung wiegen - der Mittelpunkt der Welt zu sein und doch nur aus gebrannter Erde sind.“ Mit diesen Worten schloss Georg Müller seine eindrückliche Laudatio.

Die Werke von Etsher Curiger sind noch bis zum 12. Januar 2008 in den Räumen der Glarner Kantonalbank in Glarus zu betrachten.