«Lehre by Eberle» bringt die Lehrstellensuche online und in die Sozialen Medien

Bei 18 Lehrstellen in neun Berufen ist die Suche für passende Jugendliche bei der Eberle AG speziell herausfordernd. Wie das Unternehmen auch online und in den Sozialen Medien auf die Suche geht, verrät Geschäftsführer Andreas Zweifel.



«Lehre by Eberle» bringt die Lehrstellensuche online und in die Sozialen Medien

gl24: Mit «Lehre by Eberle» geht Ihr Unternehmen ziemlich offensiv bei der Lehrlingssuche vor. Wie und warum ist diese Idee entstanden und wie gehen Sie dabei im Speziellen vor?

Andreas Zweifel: Um Jugendliche auf das «eigene» Unternehmen aufmerksam zu machen, genügt es nicht mehr nur via Homepage und Stellenportal die Lehrstellen auszuschreiben. Im Zuge der Digitalisierung kommuniziert unsere Zielgruppe vermehrt via Social media. Das heisst, Gleichalterige kommunizieren untereinander direkt und dies in einer sehr hohen Frequenz. Diesen Ansatz haben wir auch für unsere Seite «Lehre by Eberle» verfolgt. Beispielsweise geben unsere Lernenden in Youtube-Videos Einblicke in ihre tägliche Arbeit. So haben wir einen Kommunikationskanal auf gleicher Stufe geschaffen.

Es entstanden kleine Filme, in denen die Lernenden ihre Lehrstelle beschreiben. Gefilmt hat auch ein Lernender. Die Filme stiessen im Umfeld (z.B. Berufsschule) auf viel Beachtung.

Ebenfalls auf grosse Beachtung fiel die Plakatwerbung mit den Lernenden auf einem Stahlträger (das Bild ist an das berühmte Foto «Mittagspause auf einem Wolkenkratzer» nachempfunden). Das Bild wird alle 1 bis 2 Jahre mit den neuen Lernenden ergänzt. Dabei entsteht ein neues Bild mit allen Lernenden über den Lauf der Zeit.

Wie viele und in welchen Berufen bilden Sie Lehrlinge aus?

Aktuell bilden wir 18 Lernende in 7 Berufsbildern aus. Bei uns kann man folgende Berufe erlernen, welche natürlich auch für die Frauen gelten:

  • Anlagen- und Apparatebauer EFZ
  • Industrielackierer EFZ
  • Lackierassistent EBA
  • Kaufmann EFZ
  • Konstrukteur
  • Polymechaniker EFZ
  • Produktionsmechaniker EFZ
  • Mechanikpraktiker EBA
  • Logistiker EFZ

Seit zwei Jahren führen wir ein internes Pilotprojekt durch, bei welchem wir Mitarbeitenden der Hans Eberle AG ohne Berufsausbildung anbieten, eine Lehre zu absolvieren. Dieses Angebot wird aktuell von 2 Mitarbeitenden genutzt, wovon eine Mitarbeiterin mit über 40 Jahren die Lehre als Produktionsmechanikerin absolviert. Wenn das Pilotprojekt erfolgreich ist, werden wir pro Lehrjahr einen solchen Ausbildungsplatz anbieten. Wir nehmen hier unsere Verantwortung wahr, dass unsere Belegschaft für den Wandel, welche die 4. Industrielle Revolution mitbringt, bereit ist.

Bei einer doch beachtlichen Zahl an Auszubildenden; welche Benefits dürfen die Lernenden während der Lehre erwarten?

Erzielen die Lernenden im ersten Lehrjahr überdurchschnittlich gute Leistungen, bieten wir die Möglichkeit lehrbegleitend die Berufsmaturität zu absolvieren. Durch unsere Unternehmensgrösse ist es möglich, den Lernenden in sämtlichen Berufen ein sehr abwechslungsreiches Ausbildungsprogramm anzubieten.
Wir unterstützen unsere Lernenden in vielfacher Weise, wobei wir uns an den jeweiligen Bedürfnissen orientieren. Das können zusätzliche üK-Kurse oder Schulungen sein, aber auch Auslandpraktika, Lernunterstützungen, bei welchen wir 50% der Kosten tragen. Gute Arbeitsleistungen fördern wir mit Leistungslohn oder bieten ihnen mit Events wie Lernendenausflüge oder Elternbesuchstage tolle Highlights.

Bei welchen Berufen gestaltet sich die Suche besonders schwierig?

Bei den technischen Ausbildungen mit einer Lehrdauer von 4 Jahren (Anlage-Apparatebauer, Polymechaniker, Konstrukteur) ist es zusehends schwierig, junge Talente für die spannenden Berufe zu begeistern. Dabei haben gerade diese Berufe aufgrund der technologischen Entwicklung eine grosse Zukunftsperspektive. Unser moderner Maschinenpark, welcher nebst den fachlichen auch Programmierfähigkeiten bedarf, bietet jungen Fachleuten spannende und verantwortungsvolle Arbeitsplätze an.

Was könnte die Ursache sein?

Die gesellschaftliche Berufsentwicklung beeinträchtigt vor allem den Nachwuchs bei den 4-jährigen Berufslehren. Die Anforderungen an die schulischen Vorleistungen, um diese Berufe zu erlernen, sind hoch gesteckt. Erreichen die Jugendlichen die geforderten Ergebnisse ihrer Schularbeit, können sie damit meist auch an einer weiterführende Schule (wie z.B. Gymnasium) die Maturität erlangen. Da die Matura den grösseren gesellschaftlichen «Status» geniesst, wird dann oft der zweit genannte Weg eingeschlagen. Was viele der Jugendlichen oder auch deren Eltern jeweils nicht wissen ist, dass sie mit dem dreistufigen Weg (Schule, Lehre, Weiterbildung) ebenfalls Zugang zu sämtlichen tertiären Abschlüssen bekommen können.

Die Berufe sind leider zu wenig bekannt und die stellensuchenden Schüler haben in ihrem Umfeld mehr Bekannte, welche in anderen Berufen tätig sind.

Warum sollte man gerade diesen Berufen eine Chance geben?

Wenn wir zukünftig hochwertige Produkte für den globalen Bedarf in der Schweiz herstellen wollen, brauchen wir Fach- und Führungskräfte, die sämtliche Herstellmethoden verstehen, die Technologien anwenden und beherrschen und die Wertschöpfung im eigenen Land damit massgeblich beeinflussen können. Die Digitalisierung im Rahmen von Industrie 4.0 erhöht die Anforderungen zusätzlich und macht diese Berufe noch vielseitiger als früher. Den grossen Entwicklungsschritt können wir am Werkplatz Schweiz nur mit bestens ausgebildetem Personal realisieren. Darum sind genau diese Berufe extrem wichtig.

Die zunehmende Automatisierung erfordert kompetente Fachkräfte, welche die neuen Technologien beherrschen und die teuren Anlagen wirtschaftlich einsetzen können. Diese Fachleute sind gesucht und haben sehr gute Perspektiven auf dem Arbeitsmarkt. Diese Berufe entwickeln sich stark weiter und bleiben über viele Jahre spannend und modern.