Lehrstunde für die Glarner Jägerschaft kurz vor Eröffnung der Jagd 2022

Eine erfreuliche Anzahl Glarner Jägerinnen und Jäger, unter ihnen auffallend viele Jagdhundehalter, folgten kürzlich einer Einladung des Glarner Jagdvereins zu einer Informationsveranstaltung im Saal des Brauereigasthofs Adler in Schwanden Zum Thema «Kalte Nasen und warme Spuren – Jagdhunde im Einsatz» referierte der Bünder Berufsjäger Gianni Parpan. Dank dessen immensen Erfahrung mit dem Umgang von Jagd- und Schweisshunden durfte die Glarner Jägerschaft zahlreiche Tipps und Anregungen für die »Laute Jagd» mitnehmen.



Gianni Parpan – Bündner Berufsjäger (links) und GJV-Präsident Fritz Stüssi (Bilder: hasp)
Gianni Parpan – Bündner Berufsjäger (links) und GJV-Präsident Fritz Stüssi (Bilder: hasp)

Es verbleiben nur noch knapp zwei Wochen bis zum Beginn der Glarner Jagdsaison 2022. Gerade zum richtigen Zeitpunkt organisierte der Glarner Jagdverein unter der umsichtigen Führung von GJV-Präsident Fritz Stüssi nach einer Pandemie bedingten Pause eine weitere Informationsveranstaltung für die Glarner Jägerinnen und Jäger mit dem Thema «Kalte Nasen und warme Spuren». Es ging dabei um den Einsatz von Jagdhunden. Ein Thema, welches vor allem bei den Besitzern von Jagdhunden auf offene Ohren stiess. Eröffnet wurde die Informationsveranstaltung von der Jagdhornbläsergruppe «Edelwyss» unter der musikalischen Leitung von Manfred Bertini. GJV-Präsident Stüssi hiess im Anschluss den in Lenzerheide wohnhaften Berufsjäger Gianni Parpan sowie die recht zahlreich anwesenden Glarner Jägerinnen und Jäger im Saal des Brauereigasthofs Adler in Schwanden herzlich willkommen. Er zeigte sich erfreut über den Aufmarsch der Glarner Jägerschaft, die es sich nicht nehmen liess, beim Thema «Jagdhunde im Einsatz» ihren Horizont kurz vor Jagdbeginn am 5. September 2022 zu erweitern.

Gianni Parpan – Bündner Berufsjäger mit eigener Firma

Der im bündnerischen Tamins wohnhafte Berufsjäger Gianni Parpan, verheiratet, Familienvater und Eigentümer einer eigenen Firma namens Prowaidwerk Professional Hunting Services mit Sitz in Lenzerheide, zeigte sich ebenso erfreut, als Gast vor versammelter Glarner Jägerschaft zum Thema «Kalte Nasen und warme Spuren» zu referieren. Dank seinem immensen Wissen, seinen grossen Erfahrungen als aktiver Hoch- und Niederjäger, BSC-Schweisshundeführer, SKG-anerkannter Züchter von «Kleinen Münsterländer», Jagd-Guide in Britisch Columbia und Berufsjäger und Ausbilder des Bündner Jäger-Nachwuchses, konnte Parpan mit seinem vielbeachteten Referat der anwesenden Jägerschaft im wahrsten Sinne des Wortes eine Lehrstunde par excellence erteilen. Schon von klein auf habe er den grössten Teil seiner Freizeit in der Natur verbracht, erklärte Parpan den Anwesenden. Gemeinsam mit seinem Vater habe er auf verschiedenen Pirschgängen die Kreisläufe und Zusammenhänge mit der Natur erleben und erfahren dürfen. Dabei habe er seine Vorliebe für die Jagd und die Hundearbeit entdeckt. Seit 2008 ist Gianni Parpan unter anderem Ausbilder der Bündner Jungjäger. Eine Passion von ihm ist die Zucht der Rasse «Kleine Münsterländer» Vorstehhunde. Seit 2009 ist er Nachsuche-Führer im Kanton Graubünden. Er hat nach der Ausbildung zum Berufsjäger seine Passion und seine Affinität für das Schwarz- und Rotwild zu seinem Beruf gemacht. Erste Erfahrungen in einer Vollzeitbeschäftigung sammelte Parpan als hauptberuflicher Jagdaufseher in einem privaten 7200 Hektaren grossen Hochwildrevier in Bayern. Nach seiner Lehre zum Berufsjäger in Deutschland hatte er sich entschlossen, zu seinen Wurzeln zurückzukehren und in der Schweiz als Berufsjäger eine eigene Firma zu gründen.

Die Gruppe der Jagdhunde

Zur Gruppe der Jagdhunde gehören Laufhunde/Bracken, Schweisshunde, Stöberhunde, Vorstehhunde, Erdhunde und Apportierhunde. Die «Hundearbeit vor dem Schuss» besteht aus dem Stöbern, der Bodenjagd, dem Brackieren und Buschieren. Der Grundstein für eine erfolgreiche Zucht von Jagdhunden legt der Züchter selbst. Dabei stehen die Sozialisierungsphase und Prägungsphase des Hundes im Zentrum der Ausbildung zum Jagdhund.

Die Hundearbeit vor dem Schuss

Bei der Arbeit der Hunde vor dem Schuss unterscheiden die Fachleute zwischen dem Stöbern, der Bodenjagd, dem Brackieren und dem Buschieren. Beim Stöbern wird der Hund vom Führer beeinflusst. Der Hund findet das Wild selbstständig und bejagt dieses kurz, aber scharf an. Nach der Jagd kehrt dieser selbstständig wieder zum Führer zurück. Der Hund muss zwingend spurlaut jagen. Die Baujagd ist in Tierschutzkreisen zwar umstritten, weil bei dieser Jagd der Hund den Fuchs aus dem Bau sprengt. Brackieren ist die klassische Hundejagd. Dabei folgt der Hund laut und unbeeinflusst vom Hundeführer auf den warmen Spuren des Wildes. Dabei springt der Hund dem Wild nach, ohne es dabei aber zu töten. Bracken sind Einzeljäger oder werden in der Fachsprache Solojäger genannt. Buschieren nennt man auch die stille Jagd oder die Arbeit vor dem Schuss. Beim Buschieren wird der Hund vom Hundeführer beeinflusst. Dabei steht der Hund vor und scheucht das Wild auf Kommando des Hundeführers auf, und sobald sich dieses bewegt, wird es vom Hund verfolgt.

Gerade in unserer im Umbau sich befindenden Waldwirtschaft mit den stets zunehmenden Dickungen ist die Hundejagd ein zentrales Element einer effizienten «Glarner Jagd». Die Jagd mit dem Hund ist nicht nur eine zeitgemässe Tradition, sondern ebenso eine Notwendigkeit im Sinne einer angepassten Abstimmung zwischen Wald und Wild.

Die Jagdsaison 2022 kann beginnen!

Nebst der abschliessenden Frage und Antwort-Runde blieb das Hauptthema die bevorstehende Jagdsaison 2022, die bekanntlich mit der Hochwildjagd am Montag, 5. September 2022, beginnt. Wir wünschen jetzt schon allen Glarner Jägerinnen und Jägern ein kräftiges «Weidmannsheil»!