Les Goulus, Milu und Mr. Copini in Glarus

Man darf sich schon fragen, weshalb auf dem Cityplatz und im Volksgarten Glarus unlängst Ballons in verschiedensten Farben hingen, sich vom Wind hin- und herbewegen liessen, adelige Reiter mit Kunststücken glänzten, jemand auf einem Einrad fuhr, das höher nicht hätte sein können, weiss gewandete Jugendliche gar adrett turnten, eine bunt gekleidete Dame zu rassiger Volksmusik hohes artistisches Geschick mit Reifen bewies, laute Musik den noch lauteren Autolärm zu übertönen wusste, Hocker am jeweiligen Rand des Geschehens aufgestapelt und den vielen, sichtlich vergnügten Zaungästen zugeteilt waren und «nach getaner Arbeit» Geld in bereitgestellte Hüte ganz bereitwillig eingelegt wurde.



Les Goulus, Milu und Mr. Copini in Glarus

Die Antworten sind rasch gegeben. Dies alles hat mit dem Hundertjahr-Jubiläum der Kulturgesellschaft Glarus und der angekündigten Kleinkunst in der Stadt zu tun. Wer die Vorankündigungen aufmerksam durchlas, stiess dann auf Namen, die zum Teil unbekannt waren, aber Neugierde berechtigt zu wecken vermochten.

Da war der lautstarke Mister Copini aus Chile, ein ungemein wirbliges, munteres Kraftbündel.

Auf dem Cityplatz sah es zuerst leer aus. Es lief laute, sehr laute Musik, die stilmässig nicht zuzuordnen war und einzig den Zweck hatte, Aufmerksamkeit zu erregen. Der Herr Copini schaute sich um, sauste dahin und dorthin, stellte Hocker bereit und lud ganz charmant zum Hinsetzen ein. Dem leisteten viele Folge. Munter und riesig rassig ging es los. Das unglaublich hohe Einrad lag bereit, aber vor dessen Besteigung samt anschliessender kurvenreicher Fahrt – übrigens mit kleiner Jonglage von Fackeln und geheimnisvoll glänzender durchsichtiger Kugel – musste noch das eine oder andere auf dem sicheren, stabilen Boden erledigt werden. Es galt, die Frisur zu richten, sich warmzutanzen und geeignete Passanten zum Mitbewegen einzuladen, irgendwelche Flüssigkeiten bereit zu stellen, Charmeoffensiven nach vielen Richtungen zu starten, kräftige hochgewachsene Helfer zu rekrutieren, die richtige Haltung für Szenen- und Schlussapplaus einzunehmen und alles routiniert so vorzubereiten, damit auch nichts passieren konnte. So zwischendurch liess sich der Herr Copini ein unübersehbar grosses Batman-Tuch um den Hals binden – wobei der Knoten etwas gar eng geriet. Es gab ein ansteckend munteres Hin und Her, Stimmung und Erwartung wuchsen. Und dann kam das Erklettern des Einrads samt anschliessendem Fahren. Bei vielen wird in diesem Moment die Pulsfrequenz deutlich gestiegen sein. Natürlich gelang alles bestens und Herr Copini, wird mit viel Erfolg am 91. Strassenfestival im 31. Land gastieren – zur grossen Freude von gewiss vielen Gästen.

Les Coulus aus Frankreich nehmen es gelassener. Die beiden Barone und die mitgereiste Baronesse haben edle Pferde namens Roger Federer, Adolf Ogi und Michael Jackson bei sich; wissen, was Pirouetten, Trab, Galopp, tänzelnde Schritte, abgestimmte Bewegungen und Gebärden, riesige Disziplin und affektiertes Getue auslösen. Manchmal sind die Rösser unwillig, wild, müssen diszipliniert werden. Es wird gewiehert, kommandiert, rumgewirbelt. Ein Freiwilliger dient als künstliches, auf dem Boden liegendes Hindernis. Die drei haben die Lacher auf ihrer Seite, die Szenen sind witzig, kurzweilig. Man sieht gerne hin. Die Stimmung ist gewaltig, der Unterhaltungswert enorm hoch. Man glaubt dem Chef der kleinen Gruppe, dass die Teilnahme an den Olympischen Spielen garantiert medaillenwürdig sein wird.

Weit ruhiger nehmen es Milu und die mitgereisten Damen. Es wird auf den Einrädern adrett einhergefahren, es wird an der Stange geturnt, Artistisches fehlt keineswegs, diszipliniert, gekonnt und anmutig wird geturnt. Milu ist spielfreudig, wirbelt Ringe rum, strahlt bei allem, als sei das die einfachste Sache der Welt. Es wird viel Applaus gespendet – bevor es zum nächsten Spielort weitergeht.

Und dass das Wetter so gut mittat, war riesig willkommen.