Les Moby Dicks in Schwanden

Ein Titel, der erst aufklärerische Dimensionen annimmt, wenn man weiterliest. Bindella – Band, Gemeindezentrum und Kulturverein Glarus Süd helfen bei dieser «Spurensuche» weiter. Mit dem Betreten des Gemeindezentrums kam eine gewisse Stimmung auf. Zwar standen die Sitzgelegenheiten weit auseinander, umso unübersehbarer waren Schlagzeug, Mikrofone, Kabelsalat, Keyboard, Sax, Gitarren und leicht futuristisch geformte Scheinwerfer auf ihren Konsolen. Und dem mitgeführten Programm waren die Ankündigungen mit «Hitparaden aus den Sechziger- und Siebzigerjahren» und «Medleys der Beatles, Beach Boys und Bee Gees» zu entnehmen.



Les Moby Dicks in Schwanden

Da warteten wahre «Ohrwürmer» auf Interpretierenden, die – das zeigte sich rasch – so richtig gut drauf waren, die trotz hoher Professionalität und dem Zusammenspiel, das für einige seit 1964 Tatsache ist, kunstvoll, beseelt und mitreissend drauflosfegten.

Ruth Tüscher, Präsidentin des Kulturvereins, begrüsste gewohnt liebenswürdig und – für einmal – mit mahnenden Worten. Tanzen komme nicht infrage, auch wenn man auf den Stühlen kaum mehr verharren könne. Die Masken seien zu tragen, Tranksame dürfe nicht stehend genossen werden. Von diesen «Einschränkungen» nahm man Kenntnis. Und bald einmal ging es los, nie zu laut, schwungvoll, kurzweilig und willkommen variantenreich. Den einheitlich gekleideten Herren sah man das Alter kaum an, sie waren aufeinander hervorragend abgestimmt, versanken gar nie in Routine und lustloses Einherspielen. Sie waren ansteckend fröhlich, vermochten vieles auszudrücken, was man ab Konserve schon so oft gehört hatte, aber live einfach irgendwie anders, direkter ist.

Zur Vielzahl der Stücke aus englischen und amerikanischen Hitparaden, den Medleys der Beatles und anderen nicht bloss in den Sechzigerjahren weltbekannten Bands ist schon mit den jeweiligen Titeln ausgesagt, was aufklang. «It never rains in California», «Wonderful Night», «Let it be» sollen für einmal genügen.

Fürs genussvolle Ausgestalten waren Henry Dobler (Bass, Gesang); Alex Eigenmann (Querflöte, Sax, Gesang); Christoph Schifferli (Keyboards, Gesang); Marco Thürlemann (Gitarre, Gesang) und Rudi Bindella (Schlagzeug, Gesang) über willkommen lange Zeitspannen hinweg zuständig, kompakt, Solistischem bereitwillig Raum gewährend. Man spürte ihre Freude, nahm Beschwingtheit und Spielkunst bereitwillig in sich auf. Es war «eebig schüü». Das hingezauberte Lichtspektakel passte zur Musik, war ebenso wirblig, zuweilen leicht hektisch.

Man vernahm von Rudi Bindella, wie anno 1964 alles seinen Anfang genommen hat, dies am Collège – St. Michel in Fribourg, als die Beatles Kultstatus genossen, das Lernen im Vordergrund stand und – weit weg von allen politischen und gesellschaftlichen Schauplätzen – die «Moby Dicks» gegründet wurden. Christoph Schifferli und der in willkommener Kürze erläuternde Bandleader waren dabei, damals sei man stilgerecht in pinkfarbenen Samtkleidern präsent gewesen. Eigentlich spiele man eher zum Tanz auf, diesmal war rein Konzertantes angesagt, mit Festlichkeit, inhaltlichem Reichtum, Schwung und spürbarer Vielseitigkeit.

Und als die Zehnuhrmarke schon lange überschritten war, liessen die fünf Herren die kompositorische Reichhaltigkeit der Beatles so richtig aufleben. Man lehnte zurück, schwang innerlich mit und freute sich, dass dieses Zusammentreffen möglich geworden war.