Lese-Tipp: «Apropos – sigs wes well» und «Glarnertüütsch gseit»

Die Wirkungszeit des verstorbenen Ruedi Hertach, einst Chefredaktor der damaligen «Glarner Nachrichten» gehört längst der Vergangenheit an, sein literarisches Schaffen ist geblieben. Auch wenn seine träfen «Apropos» anno 1989 erschienen sind, nimmt man dieses kleine Bändchen aus dem Bücherregal. Ruedi Hertach hat feinsinnig, mit grossem «Gschpüri» und einer gesunden Portion Humor so manches festgehalten, das für den Verlauf der Weltgeschichte absolut unbedeutend ist, aber die «geneigte Leserschaft» schmunzeln lässt.



(zvg)
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Hertach merkt an, dass bei einem Buch Geld und Geist meistens im Gleichgewicht seien. Umso riskanter sei der Hinweis, dass besagtes Werklein gar wenig koste. Das sieht der Autor unter anderem darin begründet, dass der – soweit vorhandenen – Geist zuweilen auf Abwege geraten und sich dem Gebot des Seriösen entzogen habe. Die kurzen, witzig-kecken Gedanken erschienen anno 1988 an Samstagen in der bereits namentlich erwähnten Hauptgazette unseres kleinen, gebirgigen Landes.

«Waschdasfüreine?» diene als Beispiel. Ruedi Hertach befasst sich mit dem korrekten Behalten von Namen – wem ist da nicht auch schon etwas Unschickliches, leicht Peinliches passiert? Man grüsst zurück mit «Salüüwegaats» und stellt fest, dass sich das Gegenüber nicht stark verändert habe seit dem letzten Treffen. Man stellt Fangfragen und kommt vielleicht auf den richtigen Namen. Mit Hertach geht man sofort einig, wenn man sich zwei Personen gegenübersieht. Ein fröhliches «Grüezimitenand» ist da Gold wert.

An anderer Stelle befasst sich der Autor genüsslich und spürbar kenntnisreich mit dem stets letzten Traktandum jeder Sitzung. «Varia» heisst dieser Punkt. Es will zuweilen nicht enden.

Hertach schlägt die Flucht ins Restaurant vor. Eindruck mache auch, wenn die Wirtin im Sitzungszimmer mal die Stühle auf den Tisch leicht energisch stelle und die Beleuchtung zurückfahre.

Horoskop, Aufbau einer Rede zur Bundesfeier, Weisheitszahn und anderes sind so reizend gegliedert. Diese Geschichtlein nimmt man – so «kitschig» das auch tönen mag – immer wieder hervor.

Anspruchsvoller sind die in Dialektform geschriebenen Kolumnen. Mit dem jeweiligen Titel wird schon mal auf den Kerninhalt aufmerksam gemacht. Kenntnisse des Glarnerdeutschen sind von Vorteil, wenn es zum Beispiel «Erchuttle bedüütet übrigens mee oder minder das Gliich we ergunte»» oder «Sitt due bin i nüütral wene Teggelschnegg usem Pfarhuusgarte» heisst.

Und zuweilen schliessen die Kolumnen mit Versen wie:

«Ae Glarner, s isch vu Elm dr Schang,
pflägt ds Glarnertüütsch gad wene Gsang.
Und gchört dr Chäpp ds Mariili raate
(«Was sind dä das bim Schang für Taate?»),
dä gitts as Reagziuu vum Chäpp
nu eis:»Mariili, äppäppäpp !»