Lesen, lesen – aber was …?

Die Wahl des richtigen Buches ist nicht selten mit einigem Aufwand verbunden. Die «geneigte Leserschaft» tut gut daran, sich beraten zu lassen, sich im oft bestehenden Überangebot sorgsam umzusehen, im Gespräch herauszufinden, was als «lesenswert» gilt. Die Verantwortlichen der stadtglarnerischen Kulturbuchhandlung «Wortreich» in der Abläsch sind seit Jahren bestrebt, die treffende Wahl zu erleichtern – dies stets vor dem Einsetzen der Advents- und Weihnachtszeit.



Buchpräsentation (von links): Christa Pellicciotta, Meret Strübin, Elisabeth Trümpy (Bilder: p.meier)
Buchpräsentation (von links): Christa Pellicciotta, Meret Strübin, Elisabeth Trümpy (Bilder: p.meier)

«Anmächelig» vorbereitet war alles. Genügend Sitzgelegenheiten standen an den runden Tischchen bereit. Am eigens eingerichteten Büchertisch konnte man später verweilen und aus der Fülle des Angebots das auswählen, was einen interessierte. Christa Pellicciotta, Geschäftsführerin der Buchhandlung; Elisabeth Trümpy, in Teilzeit tätig und Meret Strübin, Lehrtochter, hatten die nicht eben einfache Aufgabe, aus der Vielzahl an Neuerscheinungen Passendes und Attraktives auszuwählen. Da blieb die Lieblingslektüre aus vergangenen Zeiten notgedrungen liegen.

Damit man sich während der Präsentation Notizen machen konnte, standen gut gegliederte Vorlagen zur Verfügung. Und damit nichts in allzu langes Erläutern ausartete, bestand ein striktes Zeitmanagement. Geriet eine der drei Fachfrauen ins Schwärmen, wurde sie sorgsam ermahnt. Da lag «die Würze in der Kürze».

Man spürte, wie gewissenhaft sich alle vorbereitet hatten. Und dann wurde man in Windeseile in fremde Welten entführt, sah sich mit Kulturellem, Gesellschaftlichem, Harmonischem, Belastendem, Tragischem und Heiterem konfrontiert. Man setzte für sich Schwerpunkte, auf die man beim späteren Verweilen am Büchertisch oder in Gesprächen vertiefend eingehen wollte.

Und man hörte heraus, was beim Durchlesen besonders faszinierend war. Und nicht selten war der Hinweis zu vernehmen, dass bei dieser Lektüre anderes vergessen worden sei, dass man sich dem Weiterlesen noch so gerne hingegeben habe. Auf die Inhalte der 24 Bücher vertiefend einzugehen, ist ein Ding der Unmöglichkeit. Es waren bekannte Titel darunter, wie «Die Welt» von Arno Camenisch, «Susanna» von Alex Capus oder «Das Flüstern der Feigenbäume» von Elif Shafak. Vieles kam bei dem Präsentieren zur Sprache. Das war beispielsweise die eigensinnige Jugendliche, die von Kindheit an den Wunsch hatte, Hebamme zu werden, dies in Norwegen. Es wurde auf die aktive Sterbehilfe hingewiesen, die zum Gerichtsfall geriet. Es kamen innige Freundschaften zur Sprache. Man verweilte ganz kurz in Zypern, wechselte dann nach New York. Es wurde über Spannungen innerhalb grosser Familien, Probleme der kurdischen Bevölkerung, eine Reise nach Istanbul informiert, bevor man sich plötzlich mit der Innerschweiz und Meinrad Inglins gesellschaftskritischem Text konfrontiert sah. Man wurde auf eine Reise mitgenommen, die ein Vater und sein an Epilepsie leidender Sohn nach Marseille, den Behandlungsort, unternahmen. Es wurde auf eine Person aufmerksam gemacht, die nach 365 Tagen unbedingt zu sterben gedachte. Gesellschaftliches in Sizilien und Deutschland wurden einander gegenübergestellt. Buchtitel werden dem jeweiligen Inhalt nur in sehr eingeschränkter Form gerecht, laden höchstens zum Vermuten ein. Da wären «Schattenfisch», «Terra di Sicilia. Die Rückkehr des Patriarchen», «Das Leben vor uns», «Die Kinder sind Könige» oder «Die Enkelin» zu erwähnen. 
Kinderbücher waren einbezogen, damit Farbiges, Munteres, sehr Fantasievolles, unwahrscheinlich Tolles, zuweilen Überordendes; zum Beispiel dann, wenn das Haus aus seiner Sicht über die eigene Geschichte erzählt, die Pinguine so beseelt und lange rutschen, bis sie wieder am Anfang ihrer Geschichte sind oder wenn ein gar ungut riechender Geburtstag gefeiert wird.

Um da zu verweilen, sich zu bedienen, Geschenke für andere auszuwählen, sich ein klein wenig einzulesen, sind die Buchhandlung und das Fachpersonal der genau richtige Ort.