Blazek lehnte sich in seinem Sessel zurück und zog genüsslich an seiner Zigarre. «Ich habe ja vor zehn Jahren diesen Laden hier von Marti übernommen. Und gleich damit auch alle seine Klienten. Vor einigen Jahren ist mir eine Akte in die Hände gekommen, die das Ganze ins Rollen gebracht hat. Die ganze Liegenschaft gehörte einem gewissen Brigger. Jahrgang 27. Der hatte, als sein Vater 1947 verstarb, das Erbe übernommen. Es war dort ja mal eine Textilfärberei. Die ging aber wenige Jahre später pleite. Brigger wanderte nach Amerika aus und hinterliess meinem Vorgänger die Liegenschaft zu treuen Händen. Das ist amtlich verbrieft und jederzeit zu beweisen. Nun, ein Absatz dieses Briefes ist sehr interessant. Darin steht: Wenn sich bis nach zehn Jahren meines Todes keine Erben melden, wird die Liegenschaft verkauft und mit dem Erlös eine Stiftung für benachteiligte Menschen gegründet. Und dieser Brigger ist im Jahre 2000 im Mai verstorben und somit geht im Mai des nächsten Jahres das Erbe auf mich über.» «Moment mal», sagte Muggli, «ich dachte, es geht an eine Stiftung?» «Theoretisch, aber praktisch weiss niemand davon.» «Und was ist mit diesem amtlichen Brief? Der ist doch sicher irgendwo hinterlegt worden?» «Auch das ist richtig. Aber es ist wichtig, in wessen Händen er sich nun befindet.» «Sag bloss, du hast diesen Brief.» «Auch das ist wieder richtig. Du warst so freundlich und hast mir diese Papiere besorgt.» «Nun mal schön langsam. Heisst das, dass du mich benutzt hast, um an diese Papiere zu kommen, damit du dir diese Liegenschaft unter den Nagel reissen kannst? Und noch etwas. Bist du dir sicher, dass sich kein Erbe gemeldet hat?» «Da bin ich mir ganz sicher.» Muggli wurde jetzt sichtlich nervös. «Und was ist mit diesem Toten, den die Polizei am letzten Sonntag aus der Linth gefischt hat?» «Keine Ahnung, was soll mit ihm sein?» «Es war ein amerikanisch-schweizerischer Doppelbürger mit dem Namen Brigger. Ich glaube, langsam kapiere ich, was hier gespielt wird. Und wenn es sich so verhält, wie es den Anschein macht, dann bin ich raus. Mit solchen Geschäften will ich nichts zu tun haben. Du bist ja verrückt geworden. Glaubst du wirklich, dass du damit durchkommst?»
