Leserbrief von Karoline Althaus-Stöckl

Jürg Läderach- Unternehmer und «Stündeler».



Jürg Läderach- Unternehmer und «Stündeler
Jürg Läderach- Unternehmer und «Stündeler

Gut 30 Jahre arbeitete ich bei der Firma Läderach. In diesem langen Zeitraum hatte ich die Gelegenheit, alle drei Generationen kennenzulernen. Mein verstorbener Mann war 1972 der engste Mitarbeiter (Betriebsleiter). Ihm unterlag unter anderem die Personalführung. Das Gründerehepaar Ruedi und Maria Läderach strebten eine harmonische Zusammenarbeit an. Ein Miteinander ohne Hierarchie – Begeisterung statt Befehlen. Mitarbeiter ohne sozialen Rückhalt wurden von einem Beistand begleitet, bis sie wieder Boden fassten. Ich gehörte nie einer Freikirche an. Es gab nie das Gefühl missioniert zu werden und in der Firma war keine religiöse Doktrin spürbar. Jürg Läderach war von 1994–2012 mein Chef. Ich erlebte ihn tolerant, respektvoll und dankbar gegenüber allen Mitarbeitenden. Der Aufbau des Geschäfts verlangte vom Gründer-Ehepaar alles ab, 16-Stunden-Tage waren die Norm. Wer mag da noch abends am gesellschaftlichen Leben teilnehmen? Bei wichtigen Gewerbeveranstaltungen wurde er vom Betriebsleiter vertreten. Dass dies nun als «gesellschaftliche Zurückgezogenheit» kritisiert wird, entbehrt jedem gesunden Menschenverstand. Die vier Kinder von Läderachs wuchsen ganz normal auf, die zwei Brüder unterschieden sich nicht von anderen Lausbuben. Erwiesenermassen falsch ist die Aussage über den Kleidungsstil von Maria Läderach (lange Röcke). Maria war stilvoll gekleidet und Stammkundin beim lokalen Kleidergeschäft Hophan. Ebenso deckte sie ihren anderen Bedarf lokal ab und war deshalb im Ort sehr wohl bekannt. Beim Alkoholkonsum bedarf es einer differenzierten Betrachtung. Auch wenn Ruedi Mitglied des «Blauen Kreuzes» (Alkoholverzicht) war, hinderte ihn das nicht daran hin und wieder mit Feunden sich einen guten Tropfen zu genehmigen. Bei den jährlichen Weihnachtsfesten wurde anfangs sehr wohl alkoholische Getränke serviert. Bedauerlicherweise konnte einige nicht damit umgehen, darauf beschloss die Geschäftsleitung auf Alkohol zu verzichten. Es wäre zu begrüssen, wenn die viel gepriesene Toleranz überall gelebt würde, gerade von denen, die sie einfordern. Das Erfolgsmodell Läderach beschäftigt heute 1800 Mitarbeitende aus 50 Nationen. Über nur drei Generationen hat sich das Unternehmen von einem lokalen Anbieter zu einem weltweiten gefragten Produzenten von Premiumsschokolade entwickelt. Was ist die Motivation dieser Kampagne gegen die «Stündeler» Läderach? Etwas ist es, über Missstände der vormaligen christlichen Schule in Kaltbrunn zu berichten. Etwas ganz anderes ist es, derart geschäftsschädigend gegen eines der grössten Unternehmer und Arbeitgeber des Kantons Glarus aufzutreten. Denkt man nicht an die Mitarbeitenden, die nun verunsichert um ihren Arbeitsplatz bangen? Oder ist es am Ende genau das, was man erreichen will? Falsche Gesinnung – schlechte Arbeitsaussichten.

Karoline Althaus-Stöckl,
ehem. Geschäftsführerin Laden Glarus