Leserbrief zur Eidgenössischen Volksabstimmung vom 18. Mai 2014 zum «Bundesbeschluss über die medizinische Grundversorgung»


Vor etwa einem Jahr musste ich erleben, wie meine Schwester in Schweden an Lungenkrebs in einem grausam langwierigen Prozess sterben musste. Neben ihrer Nikotinsucht wurde sie das Opfer des skandinavischen Gesundheitsmodells, mit dem Bundesrat Berset mit seiner Mogelpackung «Bundesbeschluss über die medizinische Grundversorgung» auch uns hier «beglücken» möchte. In Skandinavien ist im Gesundheitsbereich ein sogenanntes Gate-Keeper-System üblich, Pflegefachpersonen nehmen Patienten entgegen und haben darüber zu entscheiden, ob ein erkrankter Bürger dem Arzt vorgestellt wird oder nicht. Hat man diese Hürde genommen, entscheidet der Hausarzt darüber, ob man zu einem Facharzt darf oder nicht. Bei meiner Schwester hat dies dazu geführt, dass bei ihr über Monate fälschlich eine Lungenentzündung diagnostiziert wurde, die mit diversen Antibiotika erfolglos behandelt wurde. Nach den Pflegefachpersonen zögerte auch ihr Hausarzt eine genaue Abklärung beim Lungenspezialisten über Monate hinaus, bis dass es schliesslich zu spät war. Ihr Krebs hatte bereits so gestreut, dass er nicht mehr zu operieren war. Von der «Fehldiagnose» Lungenentzündung bis zur korrekten Diagnose hatte es über sieben Monate gedauert, obwohl sie bereits so schwach war, dass ich sie am Telefon kaum mehr verstehen konnte.
In seiner Botschaft zu dieser Verfassungsänderung (!) schreibt Bundesrat Berset «Deshalb sollte in Zukunft verstärkt auf eine integrierte Versorgung hingearbeitet werden, in der zur Beratung, Triage und Behandlung der Patientinnen und Patienten auch andere Fachpersonen der medizinischen Grundversorgung einbezogen werden.» (S. 7568) In einer Studie zu Neuen Versorgungsmodellen für die medizinische Grundversorgung wird vom BAG das Skandinavische Modell empfohlen. Aufgrund meiner bitteren Erfahrungen kann ich nur davor warnen, der wohlklingenden Mogelpackung zur medizinischen Grundversorgung zuzustimmen und empfehle statt dessen eine Ausweitung der Studienplätze zum bewährten Schweizer Hausarzt.