«Lini bis Speedway» – der Klausenpass in Buchform

Dass hartnäckige Glarner zur Erschliessung unseres Kantons mit dem Schächental und der einst aus Handelsgründen wichtigen Weiterführung über den Gotthard nachhaltig Wirksames erreicht haben, wurde mit der Präsentation des Buches «Lini – Saumpfad – Speedway» der Architekturhistorikerin Marion Sauter in der Kulturbuchhandlung Wortreich in Glarus aufgezeigt.



und Fotograf Franz Xaver Brun. Regierungsrat Benjamin Mühlemann bei seiner Begrüssung.
und Fotograf Franz Xaver Brun. Regierungsrat Benjamin Mühlemann bei seiner Begrüssung.

Entstanden ist eine Dokumentation, die einen Ehrenplatz samt regem Gebrauch in jedem Büchergestell verdient. Es ist eine Fülle an riesig interessanten Informationen zusammengekommen. Es sind Hinweise, die Historisches um die Passstrasse zwischen dem Glarnerland und Altdorf, Siedlungsgeschichtliches, zähes Verhandeln in wahren «Monsteretappen», Verzögerungstaktiken, Meisterleistungen von Strassenbauern, Industriegeschichte und Tourismus betreffen. Alles ist zu absolut beeindruckenden Bildern des Urner Fotografen Franz Xaver Brun und dem Mitgestalten des Grafikers Marc Philipp gefügt. Begrüsst wurde die erfreulich grosse Schar wissbegieriger Gäste von Christa Pellicciotta, Geschäftsführerin der Buchhandlung. Gar kundig und in kurzweiliger Art sprach Regierungsrat Benjamin Mühlemann, Vorsteher des Departements Bildung und Kultur. Marion Sauter führte mit viel Liebe zur Sache und spürbarer Begeisterung in die Geschichte der Passstrasse ein.

Die Glarner waren Wegbereiter fürs Zustandekommen dieser Verbindung. Bei ihren Vorstössen an die Adresse der Urner Regierung spielte der Handel mit Textilerzeugnissen, Touristisches und die Verwirklichung einer sicheren, kurzen Verbindung eine tragende Rolle. Sie liessen nicht locker, mussten grad achtmal – über viele Jahre hinweg – in Uri vorstellig werden. Anfänglich stiessen sie auf Unverständnis und Ablehnung.

Regierungsrat Benjamin Mühlemann hatte sich ins neu erschienene Werk, das 216 Seiten und leicht mehr als 222 Abbildungen enthält, gut eingelesen. Gleichzeitig gab er preis, was ihn als einstigen Jungjournalisten bei den damaligen Glarner Nachrichten mit dem Klausenpass verbinde. Erwähnt wurden ein Interview mit einem Autorennfahrer, die alljährlich stattfindende Älplerchilbi auf dem Urnerboden und – in die Schulzeit fallend – das Gedicht zum Maarchelauf. Das Hersagen der ersten Strophe gemahnte wieder einmal an den Güggel, die Strapazen des Läufers und den sattsam bekannten, für den Glarner tragischen Ausgang am Beginn des Urnerbodens. Das Buch, so Mühlemann, enthalte absolut Beeindruckendes. Es stelle eine interessante, faszinierende und facettenreiche Zeitreise dar und vermittle durchaus Impulse für die heutige Siedlungsplanung und das Erstellen von Bauinventaren. Er habe sich mit seinem urnerischen Amtskollegen, Beat Jörg, über das Buch unterhalten. Er sei gleichermassen begeistert. Mühlemann ist zufrieden, dass nun – nach langen Diskussionen – in unserem Kanton das Inventarisieren aller Bau- und Kunstdenkmäler in allen Teilen des Kantons weitergeführt und abgeschlossen werden kann.

Er empfahl nachhaltig, den Inhalt dieser wert- und gehaltvollen Dokumentation ganz aufmerksam zu studieren. Er erinnerte an den Kulturaustausch über die Kantonsgrenzen hinweg, an das Klausenrennen, an die bei Motorradfahrern und Bikern sehr beliebte Passstrasse. Er hofft, dass dieses Werk einen Platz in der Bestsellerliste neu erschienener Bücher einnehmen kann.

Marion Sauter zeigte auf, dass entlang der Passstrasse mehrere Siedlungen zu finden sind – was bei vergleichbaren Verbindungen nie der Fall ist. Die Menschen benötigen diese sichere, dauernd benützbare Verbindung zum nächstgelegenen Dorf und ins Tal – auch über den Berg hin bis zum Urnerboden. Mit dem Inventarisieren urnerischer Baudenkmäler habe sie siebeneinhalb Jahre aufgewendet, dabei ganz viel von den Urnern und der Klausenstrasse erfahren, die Umgebung un deren Bewohner sehr schätzen gelernt. Der glarnerische Bereich – der eine doch tragende Rolle spiele – sei zunächst ausgeklammert geblieben. Das habe sich nach Kontakten mit dem glarnerischen Landesarchiv, der grossen Hilfe von dieser Seite, langen Gesprächen und Aktenstudien mit Dr. Fritz Rigendinger, Landesarchivar; Maya Widmer, Denkmalpflegerin, und Lokalhistoriker Gustav Berlinger ganz positiv geändert. Marion Sauter, gebürtige Deutsche, hat sich in bemerkenswert gründlicher und sorgsamer Art in diese riesige Arbeit vertieft. Sie verzichtete auf eine Diaschau der gewohnten Art. Die «technischen Daten» mit der Passhöhe auf 1948 Metern, der Gesamtlänge von rund 47 Kilometern , wovon ein Fünftel auf den Kanton Glarus entfällt und den zeitlichen Abläufen der verschiedenen Vorstösse von glarnerischer Seite – dies ab 1829 bis und mit 1873 und der Sitzung in Zürich fanden Erwähnung.1891 hiess der Bund die Subventionierung gut, der Anteil der Glarner machte (ohne Subventionen) damals beachtliche 564 000 Franken aus. Baubeginn war im Jahre 1893, die Einweihung erfolgte im Juli 1900. Auf Urnerseite war der Bau weit fordernder als bei den Glarnern. 1917 wurde die Strasse für den Autoverkehr freigegeben. Marion Sauter erläuterte die Titelgebung. Auf der Innenseite der Bucheinfassung ist die «Lini» der Strasse gar eindrücklich sichtbar gemacht. Saumweg und Speedway deuten auf Landwirtschaft und Verkehr hin.

Und ganz zum Schluss gab es lange Gespräche, auch zum Projekt «Kochbuch», das Christa Pellicciotta bei ihrer Begrüssung erwähnt hatte. Kochfreudige, die sich in diesem Werk, das im Herbst des kommenden Jahres erscheinen wird, mit ihren Künsten und persönlich vorstellen wollen, sind zum Mittun eingeladen, Auskünfte werden in der Buchhandlung gerne erteilt. Viele gingen mit einem gewichtigen Inhalt nach Hause – es winken interessante Lesestunden in den eigenen vier Wänden.